Angefangen mit Kevin Na haben inzwischen einige Spieler, die bei der LIV Golf Invitational Series in London antreten werden, verkündet, dass sie ihre PGA Tour Mitgliedschaft beenden. Darunter auch Martin Kaymer, der mit Golf Digest über seine Beweggründe sprach.
Martin Kaymer: LIV Golf "macht für mich einfach Sinn"
"Die Wahrheit ist, wenn man sieht, wo ich in meiner Karriere gerade stehe, habe ich keine volle PGA-Tour-Karte", sagte der Mettmanner und erklärte, dass er am vergangenen Freitag von der PGA Tour zurückgetreten sei. "Ich möchte, dass mein Leben klar ist. Ich will nicht, dass mir rechtliche Dinge im Nacken sitzen." Möglichen rechtlichen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen war auch einer der Gründe, den Kevin Na für seinen Rücktritt nannte. Weil er in diesem Jahr keine volle Spielberechtigung auf der PGA Tour habe, habe Kaymer nicht die Turniere spielen können die er wollte. "Es wäre also sehr schwer gewesen, mir die Spielberechtigung für das nächste Jahr zu verdienen. Deshalb macht diese Tour für mich einfach Sinn", erklärt der 37-Jährige den Grund für diesen drastischen Schritt.
Er erklärte weiter, dass er sich dazu entschieden habe, die LIV Golf Invitational Series sowie auf der DP World Tour zu spielen. Bisher gab es keine Ankündigung der DP World Tour, mit welchen Konsequenzen Spieler zu rechnen hätten, die bei der Saudi-Liga antreten. Die europäische Tour hatte ihren Spielern wie ihr amerikanisches Pendant keine Berechtigung zur Teilnahme erteilt. Auch um die Major-Turniere mache er sich keine Sorgen, es sei im Interesse der Turniere, die besten Golfer der Welt zu haben, unabhängig davon wo diese spielen.
"Ich versuche, mich selbst und den Golfsport zu unterstützen."
"Ich verstehe nicht, wenn die Leute sagen, dass diejenigen, die hier spielen, 'gegen' die PGA Tour sind. Damit hat es nichts zu tun. Ich weiß nicht, ob man die Sache mit den [saudischen] Menschenrechten jemals vergessen kann. Das sollte man nicht. Aber man sollte sich dadurch nicht zu sehr einschränken lassen. Wir sind alle ein menschliches Wesen auf einem riesigen Planeten. Wer bin ich also, dass ich über andere urteile?" Schon vergangene Woche äußerte Kaymer sich in der FAZ darüber, er sei "kein Politiker" sonder "Profigolfer" und wolle sich das Turnier von LIV Golf einfach nur mal anschauen. Er gab aber auch zu, "dass das Finanzielle auch bei LIV Golf eine Rolle spielt, das muss man nicht leugnen." In einem Interview mit Sky Sports ging Kaymer noch mal genauer auf die Geld-Thematik ein
"Natürlich würden wir uns freuen, etwas mehr Geld zu verdienen, aber Geld war nie der motivierende Faktor, als ich angefangen habe, Golf zu spielen. Die Welt, in die wir leben, wir angetrieben von Geld. Deshalb mag ich das Feld, dass sie für diese Woche eingeladen haben, von Amateuren und Kerlen, die gerade erst als Profis angefangen haben haben und die älteren, die Majors und Ryder Cups gespielt haben. Aber natürlich freuen wir uns, ein paar Dollar mehr zu verdienen, das ist menschlich denke ich." Aber auch in diesem Interview, als er nach der Quelle des Geldes gefragt wurde, sagte er: "Ich fokussiere mich aufs Golf und ich versuche, den Sport zu unterstützen, niemand anderen. Ich versuche, mich selbst und den Golfsport zu unterstützen."
Der Frage, ob er ein Problem damit habe, wo das Geld herkomme, wich er jedoch aus: "Man kann sich darüber stundenlang unterhalten, auf viele Arten und man kann es vergleichen mit anderen Dingen und anderen Ländern, aber den Weg will ich nicht einschlagen", sagte er. "Wir sind hier um Golf zu spielen, weil ich ein Golfprofi bin und den Sport liebe."
Players have been reportedly offered as much as 200 million dollars just to sign up for the LIV Series. pic.twitter.com/UKEQsZE4kC
— Sky Sports News (@SkySportsNews) June 7, 2022
Geld stinkt nicht? Doch, finde ich. Martin Kaymer ist Golfprofi und auf Einnahmen angewiesen. Also geht er dort hin, wo er Geld verdienen kann. Doch jeder Businessman sollte sich fragen, von wem das Geld kommt, mit wem er Geschäfte macht und neben dem wirtschaftlichen auch einen moralischen Anspruch haben. Die einfache Formel: Sport ist nicht Politik und sollte getrennt betrachtet werden, zieht in meinen Augen nie – so schlimm es auch ist (man denke nur an Olympia-Teilnehmer, die von Boykotten betroffen sind – sehr frustrierend aber richtig, wenn man nur ein Jota moralischen Anspruch an sich hätte).
Martin Kaymer scheint es auch wurscht zu sein, woher sein Geld kommt. Traurig und charakterschwach.