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Champions Tour

Alex Cejka: „Habe die Schule geschwänzt, um Langer spielen zu sehen“

30. Mrz. 2022 von David Wellenbrock in Köln, Deutschland

Alex Cejka gewann im vergangenen Jahr zwei Mal auf der PGA Tour Champions. (Foto: Getty)

Alex Cejka gewann im vergangenen Jahr zwei Mal auf der PGA Tour Champions. (Foto: Getty)

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Im letzten Jahr gewann Alex Cejka überraschend zwei Majorturniere auf der PGA Tour Champions. Als Monday Qualifier gewann er zunächst das Region Traditions und wenige Wochen später die Senior PGA Championship. In rund zwei Monaten wird er im Harbor Shores Resort in Michigan als Titelverteidiger an den Start gehen und ließ im Zuge dessen auf einer Pressekonferenz seine Siege Revue passieren, blickt auf die kommende Saison und erinnerte sich an seine Kindheit.

Alex Cejka: Flucht als Tschechien

Im Alter von neun Jahren nämlich floh Alex Cejka mit seinem Vater aus der damals kommunistischen Tschechoslowakei und fand in Deutschland eine neue Heimat. "Meine Eltern beschlossen, dass das nicht das ist, was sie für sich und ihre Kinder wollen", erklärte der 51-Jährige die Beweggründe vor dem Kommunismus zu fliehen. "Ich war neun Jahre alt. Wenn man so jung ist, weiß man nicht, wie groß die Gefahr ist". Für den jungen Alex war es zunächst "wie Urlaub." "Ich war ein junges, kleines Kind. Ich wusste damals nicht, wie schwierig und tödlich es sein kann. Es ist ein großer Verdienst meines Vaters, dass er es mit einem acht- oder neunjährigen Kind geschafft hat, sein Zuhause, sein Land zu verlassen und in ein anderes Land mit einer anderen Sprache auszuwandern. Keine Ausbildung, keine Arbeit, kein Zuhause, kein gar nichts. Das war sehr hart."

Er habe keine genauen Erinnerungen mehr an die mehrwöchige Reise, "aber das Wichtigste ist, dass mein Vater einfach anfing zu weinen, mich umarmte und sagte: 'Du hast es geschafft, wir haben es geschafft!'", erinnert sich der zweimalige Senioren-Majorsieger. Er habe zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen können, was das bedeute. "Man weiß nicht, was Kommunismus ist. Und man weiß im Grunde nicht, was für ein beschissenes Leben der Kommunismus sein kann." Im Rückblick ist Cejka "so dankbar, dass mein Vater den Mut hatte, es zu tun."

Zweifacher Sieger auf der PGA Tour Champions

40 Jahre später blickt Alex Cejka auf ein bewegtes Leben zurück, mit vielen Höhen und Tiefen. Im vergangenen Jahr gewann der Mann aus Marienbad das Regions Traditions, das erste Major der PGA Tour Champions, im Playoff gegen Steve Stricker. Da sein Ziel aber nur war, überhaupt dabei zu sein, sei er nicht nervös gewesen, erinnert sich der spätere Sieger an das Duell. "Es spielte keine Rolle, ob ich das Playoff gewinnen oder verlieren würde. Ich wusste, dass es eine weitere großartige Woche ist und mein Selbstvertrauen stärkt." Durch den Sieg aber hatte der Golfer auf einmal seine Tour-Karte sicher. "Da ändern sich viele Dinge. Nicht in dir selbst, sondern in dem Ergebnis, dass du in der Woche danach oder in drei Wochen oder vielleicht in zwei Jahren spielen kannst."

So emotional war Alex Cejkas M...

Diese "große mentale Erleichterung" nahm Cejka mit in die Senior PGA Championship; der Existenz-Druck war weg, Cejka konnte befreit aufspielen: "Mein Spiel war on fire." Als Cejka in der letzten Runde deutlich in Führung lag und auch von Patzern der Konkurrenz profitierte - Steve Stricker spielte als Führender eine sieben-über-77er Finalrunde - war dann doch auf einmal Druck da. "Plötzlich liegst du in Führung und du denkst daran, dass du die Führung nicht verspielen willst, dass du nicht versagen darfst. (...) Aber auf dem Golfplatz weiß man unter Druck nie, ob man ein Superstar oder ein normaler Spieler ist. Das weiß man bei diesem Spiel nie. Man kann ein Turnier an einem einzigen Loch mit zwei oder drei schlechten Schlägen verlieren." Doch Cejka blieb cool und gewann in seinem zweiten Majorstart bei den Ü50-Golfern seinen zweiten Titel mit vier Schlägen Vorsprung.

Senior PGA Championship 2021:...

Schule geschwänzt, Bernhard Langer zu sehen

Seitdem ist der Deutsche auf der Senior-Tour angekommen und spielt an der Seite seiner Idole. Als Kind habe er Bernhard Langer, José María Olazabal, Vijay Singh und Colin Montgomerie bei der German Open auf der European Tour (jetzt DP World Tour) angefeuert. "Diese Jungs waren damals große Stars. Also habe ich natürlich die Karriere von allen verfolgt."

Zu Langer hat Cejka aber noch mal eine besondere Beziehung. "Er war der einzige deutsche Spieler, der ein Profi war. Ein Star, der gegen die anderen Großen in Amerika, in Europa spielte. Und es war einfach faszinierend zu sehen", schwärmte der Golfer über sein "Idol", weswegen er Golfprofi werden wollte. "Als er zu unserer nationalen Meisterschaft auf meinen Heimatplatz kam, habe ich die Schule geschwänzt und bin zum Golfplatz gegangen und habe diesem Mann beim Spielen zugesehen. Das war eine Inspiration", bewundert er seinen Landsmann.

"Er ist nicht nur ein großartiger Spieler, sondern auch ein toller Kerl", habe Cejka dann im Laufe seiner Karriere festgestellt. "Dann geht man raus und spielt Turniere mit ihm und lernt ihn kennen. Und er ist genau das, was man von einem Superstar erwartet: nett zu allen und ein echter Gentleman."

"Kenne niemanden, der mehr Trophäen hat"

Und "Mr. Consistency" ist auch mit fast 65 Jahren noch mehr als konkurrenzfähig. "Es ist unglaublich", staunt da auch sein Kollege. "Man muss dazu sagen, dass er immer noch ein echter Arbeiter ist. Er rackert immer noch, als ob er 25 Jahre alt wäre. Ich weiß nicht, woher er nach so vielen Jahren den Mut, die Leidenschaft oder was immer es ist, nimmt. Ich weiß, dass es wehtun muss, so wie er es macht. Er ist bei jedem Turnier der Erste auf der Driving Range und der Letzte, der geht. Es ist nicht einfach, wenn man 65 ist. Er ist immer ein großartiger Spieler gewesen."

Auch bei einem Besuch im Hause Langer kam Cejka nicht aus dem Staunen heraus. "Ich kenne niemanden, der mehr Trophäen hat. Ich war vor ein paar Monaten bei ihm zu Hause und es war unglaublich, dass in jeder Ecke drei, vier Trophäen herumlagen. Normalerweise haben Spieler drei, fünf, zehn Trophäen zu Hause. Aber wenn man jemanden sieht, der hundert Trophäen hat, ist es einfach unglaublich, dass er es bis zu seinem Alter von 65 geschafft hat. Es ist einfach unglaublich."

Veränderte Ziele als Titelverteidiger

Auch in Hause Cejka dürften mittlerweile ein paar Trophäen zusammengekommen sein, zwei davon sind Majortrophäen, die es in wenigen Wochen zu verteidigen gilt. Er freue sich zwar, "aber der Druck wird größer", gibt der Titelverteidiger zu. "Die Dinge ändern sich. Dein Golfspiel ändert sich, deine Ziele ändern sich. (...) Ich bin auch ein bisschen nervös, denn es ist nicht einfach, einen Titel zu verteidigen. Es wird also eine große Herausforderung sein, und ich freue mich sehr darauf."

In diesem Jahr will Cejka aber nicht nur auf der Champions Tour angreifen, sondern hat auch andere Turniere im Blick. "Ich bin bereit für eine Menge Turniere in dieser Saison. Es gibt immer noch eine Menge Turniere, die ich spielen kann, nicht nur auf der Champions Tour, sondern ich denke, ich werde auch ein oder zwei auf der European Tour und ein paar auf der PGA Tour spielen." Seine Zeit im Jahr soll dabei noch kommen, sagt Cejka, der mit seinem Saisonstart aufgrund einer leichten Verletzung vom Jahresende nicht ganz zufrieden ist. "Ich bin eher ein Sommerspieler und ich freue mich darauf, im Sommer gut zu spielen."

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