Hat irgendwer geglaubt, die Upperclass der Golf-Professionals habe sich aus Moral und Maß zur PGA Tour bekannt? Nicht wirklich, oder? Eine Distanzierung vom saudi-arabischen Regime stand jedenfalls nirgendwo im Text der Treueschwüre, die zuletzt auch Bryson DeChambeau und Dustin Johnson brav geleistet haben.
Lediglich Rory McIlroy, eine Art Stimme der Vernunft in dem Crescendo von Fama und halbgaren Fakten, hat sich klar positioniert. Ihm gefiel von Anfang an nicht, wo das „blutige Geld“ („Washington Post“) herkommt, das beim Saudi International so freigiebig verteilt wird und einen Konkurrenz-Circuit gleich welchen Namens ans Laufen bringen soll.
Wehe, der Erste fällt um
So oder so: Neun Spieler aus dem dominierenden Dutzend der Weltrangliste haben mittlerweile ihre Ehrenerklärung abgegeben, zuletzt beim oder während des Genesis Invitational. Wettbewerb ist demnach die Währung; Majors und der Ryder Cup sind das Pfund, mit dem das Golf-Establishment wuchert.
„Solange die besten Spieler der Welt auf der PGA Tour spielen, tue ich das auch“, hat DeChambeau gesagt. Jon Rahm sprach von „meinem sportlichen Vermächtnis“; davon, „ein Champion“ sein zu wollen. Und so stehen sie tapfer zum heimischen Herd, an dem sie groß geworden sind; ein bisschen erinnerte das Line-up an Dominosteine – wehe, der erste fällt um.
Finanzielles Füllhorn dank TV-Vertrag
Es sei denn, die Zwischenräume sind komfortabel ausgepolstert. Will heißen: Die PGA Tour hat sich den Aufmarsch eine Menge kosten lassen. In Ponte Vedra Beach weiß man sehr wohl, dass Phil Mickelson mit seinem Lamento über die Medienrechte trotz falscher Zahlen und Fake News letztlich einen Punkt gemacht hat. Und so schüttet Commissioner Jay Monahan nach den in der vergangenen Saison eingeführten Gratifikationen – siehe Player Impact Programm etc. – sowie den „Lohnzulagen“ für die laufende Spielzeit mit dem um 60 Millionen Dollar gestiegenen Preisgeld-Gesamtvolumen auch fürderhin das finanzielle Füllhorn über seiner Hautevolee aus. Der milliardenschwere neue TV-Vertrag ab 2022 macht’s möglich.
„Wer bei Saudis spielen will, kann gern gehen“
Am Dienstag dieser Woche fand im PGA National Resort, wo die Tour zur Honda Classic eingekehrt ist, ein Meeting mit den Spielern statt, die vor Ort waren. Es ging um die Transparenz der Tour, um den Umgang mit der Saudi-Liga, um die Umgestaltung der Off-Season mit einer möglichen neuen Herbstserie für Teams. Vor allem indes ging es um Geld. Um noch mehr Geld. Um Hunderte von Millionen Dollar.
Zuerst freilich bekräftigte Monahan, dass jeder vom Bannstrahl getroffen werde, der dem Werben aus der Wüste erliegt, dass es für Überläufer auf Lebenszeit keine Rückkehr mehr auf die Tour geben werde: „Wer sich von denen umgarnen lässt, ist schädlich für uns; wer bei denen spielen will, kann gern gehen – dort ist die Tür!“
PGA Tour pocht auf ihr Hausrecht
Da kann Saudi-Impresario Greg Norman noch so sehr mit den Kartellgesetzen und der freien Wahl des Arbeitsplatzes winken, von „ungeheuerlichem Mobbing“ schwafeln und darauf hinweisen, dass die Tour bei Zuwiderhandlungen des Verlusts ihrer Gemeinnützigkeit gewärtig sein müsse – was ohnehin umstritten ist: Erstmal gilt Hausrecht. Und im Spielerhandbuch der Tour steht halt, dass Spieler bei Verletzungen der Tour-Regularien – dazu gehören ungenehmigte Starts bei nicht sanktionierten Turnieren – dauerhaft gesperrt werden können. Das unterschreibt jedes Tour-Mitglied vor jeder neuen Saison.
25 Millionen für Players und für FedEx-Cup-Sieger
Doch weil zur Peitsche sprichwörtlich nun mal auch das Zuckerbrot gehört, breiteten der „Commish“ und die Seinen in Palm Beach Gardens anschließend ihren Businessplan bis 2025 aus. Demnach füllt sich die Börse für die Players Championship von derzeit 20 auf mindestens 25 Millionen Dollar. Das Player Impact Program, für dieses Jahr mit 50 Millionen dotiert, soll mittelfristig weiter aufgestockt werden. Zudem wird ein 20-Millionen-Bonustopf für die Top-Ten der Preisgeldwertung eingeführt. Der Siegercheck für den Gewinner des FedEx-Cup wird spätestens 2025 über die Summe von 25 Millionen Dollar ausgestellt – heuer sind es noch 18 Millionen.
Locker bis zu 50 Millionen Dollar Preisgeld
Die Tour hatte all das zuvor schon dem Spielerbeirat unterbreitet und ausführlich erläutert. „Es steht mir nicht frei, über Details zu reden. Sagen wir einfach so: Jeder, der in den nächsten Jahren gut spielt, wird schwer reich werden“, bestätigte Rory McIlroy daraufhin dem britischen Boulevardblatt „The Mail“, das den durchsickernden News nachging. „Der eine oder andere könnte in den kommenden drei Jahren locker bis zu 50 Millionen Dollar allein an Preisgeld per anno einsacken […] die Top-Leute dürften im Lauf der Zeit bis 2025 sowieso Hunderte von Millionen kassieren“, schreibt Autor Derek Lawrenson. So hält man Stars bei der Stange.
„D. J.“ und „BDC“ haben die Botschaft verstanden
Wer sich gefragt hat, was hinter den Kulissen passiert sein muss, um vor allem Johnson und DeChambeau einzufangen, die am ehesten wankelmütig und geneigt schienen, mit den Saudis anzubandeln, der hat jetzt die Antwort. Und man darf getrost davon ausgehen, dass „D. J.“ und „BDC“ die Botschaft sehr genau verstanden und sich deswegen aus gutem (Geld-)Grund final dergestalt positioniert haben.
Bleibt bloß noch die Frage, was aus dem narzisstischen Nestbeschmutzer Phil Mickelson wird? Seine Zukunft auf der Tour scheint mehr als fraglich. Aber das ist eine andere Geschichte.