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Panorama

Open in Royal Troon: So nah an der Wiege des ältesten Majors

09. Jul. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Royal Troon und sein berühmtes Par-3 „The Postage Stamp“: Seit 1878 ein Linksgolf-Klassiker an der schottischen Ostküste. (Foto: Getty)

Royal Troon und sein berühmtes Par-3 „The Postage Stamp“: Seit 1878 ein Linksgolf-Klassiker an der schottischen Ostküste. (Foto: Getty)

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Grafschaft Ayrshire in Schottland, Royal Troon, die 145. Open Championship: Nirgendwo auf der Open-Rota ist man näher dran am Geburtsort des ältesten Majors der Welt. Direkt nebenan in Prestwick – von Clubhaus zu Clubhaus sind‘s schlappe 7,6 Kilometer – schlug dem Profigolf die erste große Stunde. 1860 machten sich acht knorrige Typen daran, mittels dreier Durchgänge über das Zwölf-Loch-Feld den „Erben“ des im Jahr zuvor verstorbenen Allan Robertson zu bestimmen, der Berufsspieler sowie Ball- und Schlägermacher aus St. Andrews galt als Bester seiner Zunft und Zeit.

Heute stoßen die Enden der jeweiligen „Out-Nine“ fast zusammen, dazwischen liegt bloß ein Feriendorf. Prestwick erlebte seine letzte Open 1925, Troon seine erste zwei Jahre zuvor, das royale Prädikat gab‘s 1978 anlässlich des Jahrhundert-Jubiläums.

Anfänge auf fünf Löchern

Begonnen hat Troon 1878 mit fünf Löchern. Der große Nachbar Prestwick richtete da gerade seine 14. von insgesamt 24 Open aus, hatte bereits die Dominanz von Tom Morris Sr. und Jr. erlebt, „Young Tom“ wiederum nach drei Siegen in Folge längst den Gürtel des Champions eingeheimst und seinen Namen für den 1872er Triumph als Erster auch auf der neuen Trophäe, dem „Claret Jug“, verewigt, bevor er 1875 im Alter von 24 Jahren an einer Lungenblutung starb. Aber das ist eine andere Geschichte.

Doch Prestwick, bis 1872 alleiniger Open-Schauplatz, wurde irgendwann von Golfboom und öffentlichem Interesse buchstäblich überrannt, die Besucher kamen zuhauf an die Küste im schottischen Südwesten, um die „Gladiatoren“ der Fairways und Grüns live zu sehen. Nichts anderes war Profigolf damals: Eine Horde Rabauken, vielfach des Lesens und Schreibens unkundig, keulte Bälle durch die Gegend, der besondere Reiz lag vor allem in den Wetten auf die Preiskämpfer.

1909 entstand die berühmte „Briefmarke“

Die Open in Royal Troon: Zum neunten Mal seit 1923. (Foto: Getty)

Die Open in Royal Troon: Zum neunten Mal seit 1923. (Foto: Getty)

Nachbar Troon hatte für all das mehr Platz. George Strath war der erste Pro und baute das Geläuf 1883 auf zwölf Löcher aus. Im gleichen Jahr gewann Willie Fernie die Open, war ab 1887 für 37 Jahre Troons Professional und verpasste dem Platz 1909 auch sein „Signature Hole“, die berühmte Par-3-Acht „The Postage Stamp“.

Die „Briefmarke“ mit ihrem nierenförmigen, 27 Meter tiefen und maximal knapp 13 Meter breiten Grün auf der nächsten Düne, inmitten eines wogenden Meers aus Sand, Gras und Ginster, flankiert von kraterartigen Bunkern, ist nur 112 Meter lang und damit das kürzeste Loch der Open-Rota, allerdings gleichermaßen das Sinnbild des Troon‘schen Leitspruchs „Tam Arte Quam Marte“: „Mehr Kunst als Kraft“.

1950 spielte der deutsche Amateurmeister Hermann Tissies vier Mal übers Grün, von Bunker zu Bunker, und musste am Ende drei Mal putten, um zur 15 zu lochen. 1973 schoss der 71-jährige Gene Sarazen bei seiner letzten Open ein Ass. 1997 benötigte Tiger Woods zwei Bunkerschläge und drei Putts zur Sechs. 2004 gelang Ernie Els wiederum ein Hole-in-One.

In diesem Jahr fängt eine per Drahtseil mitlaufende Kamera ein, was die „Briefmarke“ so an Triumphen zulässt oder Tragödien verursacht. Außerdem wurden Kameras in den höllischen Pottbunkern installiert, um die „Sandkastenspiele“ der Akteure einzufangen.

Berüchtigte Back Nine

Zuvor indes ist das „Out“ des klassischen, 6.575 Meter langen Par-71-Linkslayouts von Royal Troon eher beschaulich, die kurzen Par-4-Bahnen entlang des Firth of Clyde bieten allerhand Möglichkeiten zum Birdie. Je weiter man sich freilich vom Clubhaus entfernt, desto härter wird‘s. Erst „The Postage Stamp“, dann die Elf namens „The Railway“, ein 448-Meter-Biest, ebenfalls Willie Fernies Werk, das vor der Open 1997 auf Par-4 verkürzt wurde und prompt zum strammsten Loch avancierte. 2004 betrug der Durchschnittsscore 4,41 Schläge.

Anfang des 20. Jahrhunderts legte als Letzter noch James Braid, fünffacher Open-Sieger zwischen 1901 und 1910, Hand an das Kursdesign. So findet sich auch in der Folge wenig Entspannung, Troons „Heimweg“ ist berüchtigt, Gary Player sprach mal von der „schwierigsten Back Nine der Welt, wenn der Seewind bläst“.

Und da die Männerbastion Royal Troon Golf Club rechtzeitig zum Major auch der Aufnahme weiblicher Mitglieder zugestimmt hat, steht einer spannenden, ausschließlich auf den Sport fokussierten 145. Open Championship, der neunten auf diesem Platz, nichts mehr im Wege.

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