Als der Kanadier George Seymor Lyon das olympische Golfturnier 1904 für sich entschied, schrieb er Golfgeschichte. Denn bis heute ist er amtierender Goldmedaillenbesitzer in der Disziplin Golf. Obgleich er schon lange nicht mehr lebt, konnte ihm bisher niemand den Titel streitig machen, denn erst dieses Jahr ist Golf nach 112 Jahren wieder olympisch. Damit stehen die kanadischen Olympia-Fahrer und -Fahrerinnen Graham DeLaet, David Hearn, Alena Sharp undBrooke M. Henderson vor der Titelverteidigung bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio.
Kanadier treten bei Olympia in große Fußstapfen
Die drei treten dabei ein großes Erbe an. In Kanada gilt George Lyon nach seinem Goldmedaillengewinn als einer der größten, wenn auch zuweilen vergessenen Sportler des Landes. 1971 wurde Lyon sogar in die kanadische Golf Hall of Fame aufgenommen. Der Mann aus Toronto, gestorben 1938, war vielseitig sportbegeistert. Er spielte unter anderem Baseball, Hockey, Football und Cricket - mit 38 Jahren kam er dann zum Golf. Dem Sport mit der kleinen weißen Kugel schnell verfallen, hatte er insgesamt acht kanadische Amateur Championships gewonnen, bevor ihm dann bei den Olympischen Sommerspielen 1904 in St. Louis in den USA mit der Goldmedaille der Durchbruch gelang.
Das olympische Golfturnier begann an einem Montag mit einem 36-Loch-Zählspiel. Die besten 32 der insgesamt 77 angetrenenen Golfer spielten dann im Match-Play-Modus von Dienstag bis Freitag, jeweils in 36 Löchern, um den Einzug ins Finale. In diesem setzte sich George Lyon gegen den 26 Jahre jüngeren US-Amateur-Champion Chandler Egan durch; Lyon war kurz vor den Spielen in St. Louis 46 Jahre alt geworden. Damit siegte nicht nur die ältere Generation gegen die jüngere, vielmehr setzte er sich als einer von drei Kanadiern im Feld gegen die Übermacht von 74 US-Amerikanern durch.
Die verschwundene Goldmedaille
Damals gab es neben den Medaillen auch noch eine Trophäe für den Sieger. Lyons historischer Pokal steht mittlerweile in der Golf Hall of Fame in Oakville. Die Medaille war hingegen nach den Spielen spurlos verschwunden und ist bis heute nicht aufgetaucht. Zeit für DeLaet, Hearn, Sharp und Henderson einen neuen goldenen Hauptgewinn nach Kanada zu holen.
Ihnen ist durchaus bewusst, dass sie in große Fußstapfen treten. "Auf uns lastet großer Druck, denn wir sind die Titelverteidiger" so David Hearn. Dennoch blicke er optimistisch in Richtung Rio. Auch Graham DeLaet ist zuversichtlich, doch bekundet er seinen Respekt vor den vielen großen Spielern. "Ich werde nicht jünger und es gibt jede Menge starke Spieler, die nachrücken" sagte der 36-Jährige gegenüber der PGA Tour. "Ich musste die Chance einfach wahrnehmen. Die bekommt man nur einmal im Leben." Doch dass ein höheres Alter sich nicht unbedingt negativ auswirken muss, hat George Lyon bereits vor 112 Jahren gezeigt.