In der letzten Runde der Omega Dubai Desert Classic auf der European Tour geschah es: Haotong Li puttet zum Birdie und sein Caddie schaute sich die Putt-Linie an. Genau in dem Moment, in dem sich Li an den Ball stellt und auf den Putt vorbereitet, dreht sich der Caddie weg und geht zum Bag. Offensichtlich nicht früh genug - es gab zwei Strafschläge für den Chinesen, weil der Caddie ihm scheinbar beim Ausrichten des Putts half. Ein Verstoß gegen die Regel 10.2b, der Li den dritten Platz und rund 100.000 Dollar Preisgeld kosteten. Einen Vorteil zog Li aus der ganzen Situation allerdings nicht und genau das ruft jetzt European-Chef Keith Pelley auf den Plan.
Chef der European Tour: "Äußerst unfair"
Der eigentliche Sinn von Regeln und der Bestrafung bei Verstößen? Alle sollen unter gleichen Bedingungen spielen und keiner soll sich einen unerlaubten Vorteil verschaffen. Dazu dient auch die Regel 10.2b. Im Wortlaut: "Sobald ein Spieler beginnt, seinen Stand für den Schlag einzunehmen und bis der Schlag beendet ist, ist es dem Caddie des Spielers untersagt, absichtlich an einer Stelle auf oder nahe einer Verlängerung der Spiellinie hinter dem Ball zu stehen." Einen Vorteil zog Haotong Li aus der untenstehenden Szene aber offensichtlich nicht. Der Chinese stand noch nicht richtig am Ball, da war der Caddie schon weg. Keith Pelley, CEO der European Tour, gefällt die Regelauslegung gar nicht.
@EuropeanTour this is a marginal interpretation of the new Rule 10.2b @haotong_li good playing. pic.twitter.com/jNxT0aokxj
— Brian McKinley (@brijon5555) 27. Januar 2019
"Lasst mich festhalten, dass die Entscheidung unserer Schiedsrichter, nach dem exakten Wortlaut der seit dem 1. Januar geltenden Golfregeln, korrekt war", stellte Pelley klar. Dennoch hat er ein Problem damit, dass die Schiedsrichter in solch einer Situation keinen Ermessensspielraum haben und will sich mit Martin Slumbers von der R&A über die Auslegung der neuen Golfregeln unterhalten. "Jeder mit dem ich gesprochen habe glaubt, dass es keine Absicht von Haotong Li war und er davon auch keinen Vorteil hatte. Und auch ich selbst glaube das. Das ist äußerst unfair. Es ist falsch, dass unsere Schiedsrichter bei der Einführung einer solchen Regel keinen Ermessensspielraum haben", konstatierte Keith Pelley in einem offiziell kommunizierten Statement der European Tour.
"Wir verstehen, dass es gestern eine sehr unglückliche Situation war und verstehen Keith Pelleys Reaktion, wenn das in so einem wichtigen Moment bei einem European-Tour-Turnier geschieht. Aber es gibt keine Elemente des Ermessens bei der Regel, damit sie einfacher zu verstehen ist und konsequent angewendet werden kann", war die Reaktion von Martin Slumbers, Chef der R&A. Damit scheint die Frage nach dem Augenmaß bei Regelentscheidungen geklärt. Ein Regelverstoß wird auch dann bestraft, wenn es unabsichtlich passiert, der Spieler keinen Vorteil dadurch hat und nur schwer ersichtlich ist. Ob das der richtige Weg ist?