Es wird eng bei der 113. US Open, auf dem Platz und drumherum auch. Mit rund 50 Hektar Fläche ist die Anlage gerade mal halb so groß wie andere US-Open-Schauplätze der Moderne. Im Abstand von wenigen Metern säumen Wohnhäuser die Spielbahnen. Die Ardmore Avenue teilt den East Course des Merion Golf Club ab Loch zwei bis Loch zwölf. Eine Bahnlinie bringt ständig Geräusche. Und gut 130 Meter hinter dem sechsten Grün schlägt alle halbe Stunde die Glocke der St. Georges Episkopalkirche – egal, wer vielleicht gerade zum Birdie puttet.
32 Jahre lang hat der US-Verband USGA den Club, der nur ein Jahr älter ist als die seit 1895 gespielte U.S. Open selbst, bei der Vergabe des Majors ignoriert. Obwohl der Platz nach wie vor als einer der Besten Amerikas gilt. Aber so knifflig der enge und stark ondulierte East Course ist, so fett das Rough und so glatt die Grüns sein können: Merion war einfach zu kurz. Und es gab zu wenig Fläche für all den Marketing-, Sponsoring- und Organisations-Aufwand.
Dem Merion Golf Club 400 Meter hinzugefügt
Dann kamen 1999 die Architekten Tom Marzolf und Tom Fazio und rangen dem Gelände, vor allem auf der Front Nine, noch ein paar hundert Yards Länge ab, erweiterten den East Course so wenigstens auf 6.400 Meter. Das benachbarte Haverford College „opferte“ zehn Hektar für Zeltstädte und Parkplätze, Hausbesitzer vermieteten ihre Gärten für Zuschauerbereiche: Merion war nach 1934, 1950, 1971 und 1981 wieder US-Open-tauglich.
Vergleichsweise kurz ist das Par-70-Layout des East Course mit nur zwei Par-5 (Löcher zwei und vier) immer noch. Aber das Design des nahezu unbekannten Hugh Wilson ist ein zeitloses Meisterstück in Sachen präzises Golf: Hirn statt Muskel ist gefragt. Oder wie Lee Trevino, der Champion von 1971, es nannte: „Merion is a thinking-man's course.“
1912 wurde Wilsons Kunstwerk eröffnet, nachdem der 1896 vom Merion Cricket Club angelegte Platz zu kurz geworden war. Der schottische Immigrant war zuvor von den Mitgliedern „heim“ geschickt worden, um die Architektur der Linkskurse zu studieren. Nach sieben Monaten kam Wilson zurück und verwandelte einen Teil von Philadelphias Vorstadt Ardmore in veritable Golflinks.
Flaggenkörbe bei Schäfern abgeguckt
Auf Wilsons Reise gehen auch die berühmten Weiden-Flechtkörbe zurück, die in Merion statt Fahnen auf die Flaggenstöcke gesetzt werden. Es heißt, dass Wilson bei den schottischen Schäfern „abkupferte“, die ihre Verpflegung in Körbchen mit sich trugen und diese gegen Ungeziefer-Befall auf ihre Stecken pflanzten. Andererseits wurden damals oft Weidengeflechte benutzt, weil sie aus allen Winkeln sichtbar waren, aber keinen Hinweis auf die Windrichtung gaben. Jedenfalls kam die Idee so gut an, dass man sich in Merion später die Herstellung der „wicker baskets“ patentieren ließ.
Mit Merion taucht die USGA tief in die eigene Historie ein. Der Club hat seit 1904 mit 18 Championaten aller Art mehr nationale Meisterschaften erlebt als jede andere US-Anlage. Hier betrat Bobby Jones bei der US Amateur 1916 erstmals die Golfbühne, in Merion machte er 1930 mit dem Gewinn der Amateur-Meisterschaft den Grand Slam perfekt. Ben Hogan feierte nach seinem schrecklichen Autounfall 1950 ein unglaubliches Comeback. Und Jack Nicklaus, der in Merion 1960 die Amateur-Team-WM, aber nie eine US Open gewonnen hat, rühmt den Platz als „weltbeste Golf-Prüfung“.