Während das Finale der PGA Championship trotz Martin Kaymers spektakulärem Finish und der daraus resultierenden Top-10-Platzierung in den deutschen Medien etwas kurz kam, sang die internationale Presse ein Lied von einem wahr gewordenen Traum bei einem Major, das gar nicht wie eines wirkte.
Jimmy Walker, Spätzünder und Day-Bezwinger
Vier Tage lang stand er an der Spitze des Tableaus bei der PGA Championship, bevor sein Name nach einem spannenden Finish schließlich in die Wanamaker Trophy eingraviert wurde: Jimmy Walker, "ein Sieger, der aus heiterem Himmel kam"? So sieht es zumindest die Washington Post, denn trotz seines stellaren Aufstiegs in den letzten Jahren hatten den 37-Jährigen "Spätzünder" vor dem Turnier wohl die wenigsten auf dem Zettel, sahen seine vergangenen Major-Ergebnisse doch eher mau aus.
Nicht unerwähnt lässt das Medium auch das Faible für Astrofotografie des Amerikaners und auch die britische Zeitung The Guardian schreibt: "Es ist unklar, wann er zu dem Schluss kam, dass, wenn er schon Bilder von den Sternen macht, er ebenso gut danach greifen könnte" und spricht von der "vielleicht poetischsten Geschichte 2016."
Jason Day und die verpasste Titelverteidigung
Kein Wunder, immerhin unterlag ihm kein Geringerer als der Weltranglistenerste und Titelverteidiger Jason Day - und auch das nur knapp. Dank eines spektakulären Eagles des Australiers auf der 17 war es für Walker um den letzten Schlag gegangen und so verwundert es wenig, dass der haarscharf gescheiterte Day beinahe soviel mediale Aufmerksamkeit erntete wie der strahlende Sieger. So titelt beispielsweise die Washington Post: "Jason Day wird bei seine PGA-Championship-Titelverteidigung Zweiter" und widmete ihm einen eigenen Artikel, ebenso wie das Online-Golfportal Golf.com, das noch einmal verdeutlicht: "Jason Day verfehlt seinen zweiten unmittelbaren PGA-Sieg um einen Schlag". Die New York Times beschrieb Walkers Konkurrenten gar als "wettkampfgestähltes Golf-Schwergewicht."
Von Martin Kaymer hingegen war auf internationalem Parkett trotz seiner Top-10-Platzierung höchstens als Randnotiz zu lesen, während Sport1 die "Generalprobe für Rio" für geglückt befindet und der Spiegel vom "besten Ergebnis seit zwei Jahren" spricht - womit freilich nach den starken letzten Wochen des Mettmanners nur seine Ergebnisse bei den Majors gemeint sind.
Das Jahr der Erstlings-Sieger
Es war erst das fünfte Mal seit Beginn der Ära des Grand Slam, wie wir ihn kennen, dass sich bei allen vier Turnieren Spieler ihren allerersten Majortitel holten und kein einziges Mal jemand aus der Riege der bestehenden Major-Sieger gewann. So ist es äußerst treffend, wenn die New York Times der Nachricht von Jimmy Walkers Sieg gleich im Titel noch den Nachsatz gibt, dieser kröne "ein Jahr der neuen Gesichter", während die meisten anderen Medien diese bemerkenswerte Tatsache eher in Nebensätzen unterbrachten.
Wetterkapriolen führen zum "sonderbaren Major"
Das Wetter machte Spielern und Organisatoren bei der diesjährigen PGA Championship wahrlich das Leben schwer. Ein Abbruch der dritten Runde am Samstag wegen mehrerer Unwetterfronten und starkem Regen führte dazu, dass nicht nur der Platz trotz aller Bemühungen der Greenkeeper am Finaltag nass war, sondern auch parallel die dritte Runde beendet und das Finale begonnen wurde, während für die Spieler auf der Finalrunde Besserlegen erlaubt war, für die übrigen Moving-Day-Flights aber nicht. Außerdem wurde die Trophäe zur entscheidenden Runde an der falschen Seite des 10. Grüns platziert.
Die Washington Post bewog das, das Turnier als "sonderbares Major", ja als "eine der seltsamsten PGA Championships" zu bezeichnen. Golf.com spricht gar davon, "dass diese regen- und hitzegeplagte 98. PGA Championship sich mehr anfühlte wie die Sammy Davis Jr. Hartford Open im Wethersfield Country Club als das große Event, das sie eigentlich ist." Die Freude über seinen verdienten Sieg, die Wanamaker Trophy und das Wissen, den amtierenden Weltranglistenersten geschlagen zu haben, wird dem Hobby-Astrofotografen allerdings kein Zeitungsartikel der Welt nehmen können.