Kontroverse Sichtweise: Tom McKibbin ist wohl der bekannteste der sechs Neuzugänge für die LIV Golf League 2025. Mit 292.500 Dollar für den geteilten 15. Platz kassierte der Nordire beim Saisonauftakt nur rund 50.000 Dollar weniger als für den Gewinn der Porsche European Open 2023 auf der DP World Tour. Und sowieso kommt vermutlich noch ein Anteil am Teamerfolg in Riad hinzu, der Jon Rahms Legion XIII drei Millionen Dollar einbringt. Damit dürfte sich McKibbins Wechsel in den Konkurrenzcircuit bereits bezahlt gemacht haben, für den er sogar einen Ratschlag von Rory McIlroy in den Wind geschlagen hat. Die beiden haben denselben Heimatclub, den Holywood GC nahe Belfast, und der vierfache Majorsieger – ein Millenial übrigens – hatte seinem jungen Kollegen geraten, sich auf der DP World Tour hochzuarbeiten und sich auf der PGA Tour durchzubeißen, für die McKibbin sich vergangenes Jahr qualifiziert hast: „An deiner Stelle träfe ich eine andere Entscheidung, als du zu treffen gedenkst. Es wäre eine Verschwendung deines enormen Potenzials.“
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Doch McKibbin pfiff darauf und wählte die Penunze. Klar, wenn ihm solche Perspektiven geboten werden – warum dann nicht zugreifen. Der Nordire ist nur der Letzte in einer Reihe von Nachwuchsspielern, die dem Ruf des schnellen Gelds folgen: Moneten first, was ist dagegen schon die steinige Route zu den Meriten, in die Majors oder in Mannschaftswettbewerbe wie den Ryder Cup. McKibbins diesbezügliches Mantra könnte pragmatischer nicht sein und ist ebenso vielsagend wie bezeichnend: „Ich bin im Moment sowieso nicht bei diesen Majors dabei, also stört mich das nicht allzu sehr.“ Er war Nummer 106 der Welt beim Seitenwechsel, jetzt gibt es erstmal keine OWGR-Punkte mehr. Und auch die Berufung ins GB&I Team für den Team Cup 2025, also die Nominierung in den erweiterten Kreis der europäischen Ryder-Cupper scheint keinen Ehrgeizschub ausgelöst zu haben: Beruf statt Berufung, der Weg des geringsten Widerstands und Work-Live-Balance statt Wettkampfhärte und Beharrlichkeit. Und das mit 22. Ach, stimmt, auch dafür hat McKibbin ja eine Ausrede Begründung: „Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil ich jung bin. Es [LIV] ist was ganz anderes; etwas, das wahrscheinlich mehr Leute in meinem Alter anspricht.“
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Für manche erfüllt er damit jedes Klischee, das der Generation Z und der Haltung dieser sogenannten Jahrtausendkinder gegenüber Herausforderungen gern attestiert wird. Beispielsweise von der Unternehmensberaterin und Anwältin Susanne Nickel, die 2024 ein Buch mit dem Titel „Verzogen, verweichlicht, verletzt“ geschrieben hat und die Gen Z als Produkt einer zur Überbehütung neigenden Wohlstandsgesellschaft definiert, dem es an Disziplin, Leistungswillen und Resilienz abspricht. Also, wenn die Zoomer den Zeitgeist bestimmen, wäre McKibbin demnach ein „Musterknabe“.
Was zu beweisen war: Trump mischt beim PIF-Deal mit
Wie vorhergesagt: Vergangene Woche waren PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan und Spieler-Direktor Adam Scott in Washington, um mit US-Präsident Donald Trump über das geplante Engagement des saudi-arabischen Staatsfonds PIF als Minderheitsinvestor in der neuen Unternehmung PGA Tour Enterprises zu sprechen. Seit der Verkündung des Rahmenabkommens durch Monahan und PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan im Juni 2023 gestalten sich die Verhandlungen sehr zähflüssig und kompliziert, nicht zuletzt wegen der erwarten Einwände des bis dato demokratisch dominierten US-Justizministeriums und der dort angesiedelten Kartellbehörde. The Donald wiederum („Die besten Spieler der Welt sollten auch auf einer gemeinsamen Tour spielen“) hatte in seiner vollmundigen Art schon vor der Wiederwahl getönt, er werde den Deal binnen 15 Minuten eintüten.
„Wenn der Führer der freien Welt seine Zeit mit Golf verbringt, bin ich sehr glücklich. Dieses Spiel ist wichtig. Es vermittelt Werte, von denen diese Welt im Moment mehr braucht. Es bringt uns zusammen und verbindet uns miteinander.“
Scott O’Neil, neuer CEO von LIV Golf, in einem Interview mit Al Arabiya News
Golf Post hat bereits mehrfach dargelegt, dass Trumps Beziehungen zu den Saudis und zu Kronprinz Mohammed bin Salman persönlich sowie das republikanische Diktat in den Gremien der US-Regierung einer Einigung sehr förderlich sein dürften. Genau so wird es kommen. „Wir haben den Präsidenten gebeten, sich zum Wohle des Sports, des Landes und aller beteiligten Länder zu engagieren“, heißt es in einer Erklärung, die von Monahan, Scott und Tiger Woods – ebenfalls Spielerdirektor – abgegeben wurde. „Wir sind dankbar, dass seine Führung uns einer endgültigen Einigung näher gebracht und den Weg für die Wiedervereinigung des Männer-Profigolf geebnet hat.“ Das klingt nach einem sehr tiefen Kotau im Weißen Haus. Und die Äußerung von Scott O’Neil lässt man besser unkommentiert …
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Woods und die Erfolgsbilanz in Torrey Pines
Gutes Omen? So fürchterlich die Feuerkatastrophe in Los Angeles als Grund für die Verlegung des anstehenden Genesis Invitational vom Riviera Country Club nach Torrey Pines ist: Für den diesmal wieder spielenden Gastgeber Tiger Woods sind die Klippen nahe San Diego ein vorteilhaftes Terrain, das womöglich Anteil an der Comeback-Entscheidung hatte. Während Woods in Riviera noch nie gewonnen hat, gehört der South Course zu den Erfolgsbühnen des Tigers. Der mittlerweile 1.181. der Weltrangliste gewann dort sechs Mal das Buick Invitational sowie 2013 die Farmers Insurance Open. Vor allem aber feierte der Superstar dort 2008 nach einem Montags-Play-off gegen Rocco Mediate die fünfte US Open und das 14. von mittlerweile 15 Majors – mit einem Haarrissbruch im Schienbein.
Auch 2025 verstörende Bilder aus dem TPC Scottsdale
Verpufft? Die Organisatoren der Waste Management Phoenix Open hatten sich für die 90. Ausgabe des Traditionsturniers einiges vorgenommen, um die Alkoholexzesse der Fans einzudämmen und einem Chaos wie im vergangenen Jahr vorzubeugen, als die Auswüchse „deutlich eine Grenze überschritten“ haben, wie es beispielsweise Billy Horschel oder Zach Johnson ausdrückten. So wirklich gefruchtet haben die Restriktionen allerdings nicht – auch diesmal gab es turbulente und reichlich verstörende Eindrücke vom Party-Turnier:
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Neue Partner für LIV Golf: Absicherung durch Al-Rumayyan?
Absicherung? Die Meldung passt zur Nachricht des Treffens der PGA Tour mit US-Präsident Donald Trump: Bei der LIV-Golf League hat es vor dem Saisonauftakt in Riad eine Reihe von interessanten News gegeben. Nach der Partnerschaft mit Trumps Haus-TV-Sender Fox hat der Konkurrenzcircuit auch eine Kooperation mit dem britischen Medienunternehmen ITV abgeschlossen und ist damit die einzige Golftour, die im Vereinigten Königreich frei empfangbar, also nicht im Bezahl-TV zu sehen ist.
Wichtiger freilich wiegt der Mehrjahresvertrag mit der Fluggesellschaft Riad Air, die künftig als Sponsor der Liga auftritt und als Gegenleistung mit Signet und Hospitality bei den LIV-Events vertreten ist und TV-Werbespots mit den Stars der Liga produziert. Riad Air wurde 2022 gegründet und gehört Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF, was zu einer interessanten These führt: Angesichts der Entwicklungen in den USA und der erwartbaren Freigabe von Regierungsseite für ein Investment bei PGA Tour Enterprises scheint PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan seinen Homunkulus LIV Golf bei saudischen Firmen unterbringen und damit wirtschaftlich absichern und pampern zu wollen, um die Bilanzen des PIF zu bereinigen und quasi ohne Konfliktpotenzial eine Partnerschaft mit der PGA Tour anzupeilen. Könnte ja sein …
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Auch die Abhängigkeit von Weltranglistenpunkten als Zulasssungskriterium für Majors lindert sich mehr und mehr. Nachdem die USGA die entsprechenden Regularien für die US Open geändert hat, kommen auch aus St. Andrews ähnliche Signale. Die R&A, die gerade ein neues Hauptquartier im Home of Golf baut, erwägt Ähnliches für die Open Championship. Übrigens: Prompt ist’s bei LIV auch mit den kurzen Hosen vorbei, die doch von vielen Spielern als ein Argument für den so grandios freiheitlichen Fortschritt angeführt wurden. Mit Beginn der neuen Spielzeit schreibt der Dresscode statt der bisherigen Freigabe für Bermudas lange Hosen als Pflichtbeinkleider vor.
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Old Tom Morris ist schon wieder ohne Schläger
Old Tom findet keine Ruhe: Der Godfather of Golf dürfte gerade mal wieder in seinem Grab auf dem Friedhof von St. Andrews rotieren. Nicht nur wegen der Zeitenwende, die der Golfsport gerade durchlebt – Stichwort YouTuber, PGA-Tour-Krise, Saudi-Einfluss etc. pp. –, sondern wegen einer im Wortsinn nahegelegenen Misslichkeit. Die Statue von Old Tom Morris hinter dem Clubhaus des Royal & Ancient Golf Club wurde erneut Zielscheibe für Vandalismus. Zum zweiten Mal bedienten sich Unbekannte am Ebenbild des Patriarchen und sägten den Schläger ab, den Künstler David Annand der Statue in die Hand gegeben hatte, diesmal sogar oben und unten. Bereits nach der ersten „Heimsuchung“ waren der entsprechende Teil des Schafts und der Schlägerkopf ersetzt und neu angeschweißt worden. Vielleicht sollte man künftig einfach nur eine passend lackierte Plastikversion des betreffenden Schlägerbereichs aus irgendeinem billigen Kunststoff-Kit aufsetzen – das dürfte für Devotionaliendiebe deutlich weniger reizvoll und ansonsten auch einfacher und günstiger zu ersetzen sein.
I don’t know what to say. The Tom Morris statue has been damaged again. The club was snapped off and they didn’t leave the club this time. If anybody saw anything, please DM. Seems that there was some partying going on. Broken glass near statue etc. pic.twitter.com/Y2rTrn0Qil
— roger mcstravick (@R_McStravick) February 2, 2025
Rickie Fowler im Tarndress beim Party-Turnier
Moderne Golfmode, die Nächste: Nach dem Jogger von Jason Day im Schlabber-Look bei der Farmers Insurance Open sorgte Rickie Fowler bei der Waste Management Phoenix Open für das nächste spezielle Outfit-Outing. Der modebewusste Kalifornier trat im Tarn-Design zum Party-Turnier in Scottsdale an, und es hagelte ob der Bäume und Büsche auf dem Dress entsprechende Kommentare:
Rickie Fowler is in this picture?
— Grammar Sheriff (@GrmmrShrff) February 6, 2025
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Selbst nach seinem krankheitsbedingten Rückzug bekam Fowler wegen der Kleiderwahl noch einen mit: Man habe ihn ja vorher auch kaum gesehen …
Stelldichein der Golfgrößen bei Happy Gilmore 2
Bestbesetzung: Happy Gilmore 2 hat was von einem Major – jedenfalls, wenn man auf die Teilnehmerliste schaut, wo eine Menge Namen aus der ersten Reihe des Golfsports auftauchen. Scottie Scheffler, Bryson DeChambeau, Rory McIlroy, Brooks Koepka, Justin Thomas und Will Zalatoris geben sich bei der Fortsetzung des Kultklamauks von 1996 mit Adam Sandler ein Stelldichein und haben kleine Aufritte am Rand, ebenso wie Travis Kelce, der Tight End der Kansas City Chiefs und Freund von Show-Superstar Taylor Swift. Allein mit dem Line-up dürfte Netflix eine ordentliche Streamingrate sicher sein, wenn der Klamauk im Juli ausgestrahlt wird, wie es Sandler verraten, der als Hauptdarsteller und als Co-Regisseur fungiert.
The field for Happy Gilmore 2 is stacked. Rory McIlroy, Scottie Scheffler, Bryson DeChambeau, Brooks Koepka, Justin Thomas, Will Zalatoris and more. pic.twitter.com/bnHcUzXva4
— Netflix (@netflix) February 5, 2025
Eingetrübtes Golfglück
Zum Schluss: Stell dir vor, du ergatterst eine Startzeit auf dem Old Course, die Sonne strahlt über St. Andrews, beim Marsch über die Swilcan Bridge empfängt dich sogar ein Regenbogen am Horizont – und dann ver„shankst“ du deinen Schlag aufs 18. Grün – oder anders: „Shankst“ dir so einen ein. Kein weiterer Kommentar …
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