Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Golf Post Premium PGA Tour

McIlroy will Profigolf gesundschrumpfen: Weniger ist mehr – nur wegen der Fans?

06. Feb. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty)

Wasser predigen und Wein trinken? Rory McIlroy redet von einer Übersättigung des Golfsports und von mangelnder Star-Präsenz auf mediokren Schauplätze – ist daran aber selbst nicht ganz unbeteiligt. (Foto: Getty)

Für eine kleine Weile stand am vergangenen Sonntag die Zeit auf der PGA Tour still: Superstar Rory McIlroy gewinnt das AT&T Pebble Beach Pro-Am im Duell mit Kumpel Shane Lowry, einem anderen Liebling der US-Fans, spricht nach dem 27. Sieg auf der PGA Tour von der Besonderheit des Erfolgs in einer „Kathedrale des Golfsports“, und das begeisterte Publikum goutiert den Ausgang des Traditionsturniers mit Fernsehzahlen, die jenseits von Major-Übertragungen seit über einem Jahr nicht mehr so hoch waren. Was für eine herrlich heile Welt. „Einen McIlroy-Moment lang fühlte sich alles richtig an bei der PGA Tour“, titelte denn auch das Experten-Portal „My Golf Spy“.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Golf Monthly (@golfmonthly)

Brandbrief von Thomas und Homa in Sachen TV-Präsenz

Doch Pebble Beach mit 43 Spielern aus den Top-50 der Welt, mit den Comebacks des Weltranglistenersten Scottie Scheffler und des extra eingeladenen Jordan Spieth war allenfalls eine Ausnahme von der Regel:  Hinter den Kulissen der Tour tickt die Uhr ebenso unheilvoll wie vernehmlich erneut einer veritablen Krise entgegen.

Sinkendes Fan-Interesse an Standardturnieren, denen die Stars fehlen, dazu folgerichtig auch schrumpfende Einschaltquoten bei den TV-Partnern, und dann im Gegensatz die wachsende Popularität von Social-Media-Akteuren jedweder Couleur und Provenienz: In der Summe ist das ein Cocktail, der es in sich hat, und den Justin Thomas zum Anlass nahm, mithilfe von Max Homa einen Brandbrief an die Kollegen zu verfassen und sie – pauschal formuliert – zu mehr Präsenz bei den Medienpartnern der Tour und zu mehr Einsatz für Entertainment aufzufordern.

„Viel mehr Spaß mit YouTubern“

Oder wie Kyle Porter von CBS es sehr treffend zusammenfasst: „Die PGA Tour hat derzeit eine Menge Probleme. Das Hauptproblem dürfte sein, dass es viel mehr Spaß macht und unterhaltsamer ist, seinen Lieblings-YouTubern 40 Minuten lang beim Spielen faszinierender Kurse zuzusehen, als Andrew Novak und Sam Stevens 400 Minuten lang auf Torrey Pines zuzuschauen.“

16 Absagen bei Farmers Insurance Open

Gemeint ist die Farmers Insurance Open vor drei Wochen, die als symptomatisch für die sensible Situation gelten darf, nicht zuletzt wegen der 16 mehr oder weniger verletzungsbedingte Absagen, darunter „No Shows“ von Xander Schauffele, Collin Morikawa, Nicolai Hojgaard, Akshay Bhatia, Will Zalatoris. Und Max Homa stieg nach 33 Löchern aus.

Insgesamt waren lediglich sechs Spieler aus den Top-25 der Welt auf dem US-Open-Kurs aktiv. Es gibt fraglos vielfältige Gründe, aber eine davon ist die Terminlage: Vor einer Turnierserie mit den Elevated Events AT&T Pebble Beach Pro-Am und Genesis Invitational sowie der  gerade laufenden WM Phoenix Open dazwischen nimmt man gern noch mal eine Auszeit.

„Golfsport ist übersättigt, Zuschauer werden müde“

Damit sind wir wieder bei Rory McIlroy, der im Vorfeld des AT&T Pebble Beach Pro-Am zur Lage befragt wurde, bevor er mit dem Erfolg auf dem ikonischen Kurs an der kalifornischen Pazifikküste höchstpersönlich zum temporären Trouble Shooter wurde. Seine Aussagen in Kürze: Der Golfsport sei übersättigt; der Konsument verliere den Überblick über das Angebot und „wird ein wenig müde“; die PGA Tour müsse ihren Kalender überarbeiten. Zudem boomen die Golfinhalte auf YouTube und kommen vor allem bei der jüngeren Zielgruppe gut an.

„Fast 50 Events sind einfach zu viel“

„Weniger ist mehr“, empfiehlt McIlroy dem Establishment und plädiert für ein Gesundschrumpfen. „Es gibt 2025 fast 50 von der PGA Tour sanktionierte Veranstaltungen, und das sind einfach zu viele, um das Interesse und die Begeisterung der Zuschauer für das Produkt hochzuhalten.“


„YouTube ist beste Golfunterhaltung. Diese Jungs sind der Hammer. Sie haben eine Nische gefunden, und es ist wirklich cool und erfüllt für viele Leute einen Zweck. Ich selbst würde mich lieber hinsetzen und echten Golfern bei echten Turnieren zusehen, aber das ist nur meine Meinung.“

Rory McIlroy


Das alles ist natürlich nicht ganz eigennützig gedacht und auch nicht ausschließlich im Sinne der Fans. Letztlich ist McIlroy selbst ein Teil des Problems. Der Nordire hat seinen eigenen Kalender für 2025 deutlich eingedampft und versucht als Mitinhaber der klar auf Social Media zugeschnittenen Tomorrow’s Golf League (TGL), am Boom der virtuellen Version von Golf zu partizipieren, sich eine Scheibe vom Kuchen des Zuschauerinteresses am Golfsport abzuschneiden.

Kritik von Hoffman an McIlroys Aussagen

Dafür hat er dann auch relativ umgehend eine volle Breitseite erhalten. Charley Hoffman verfasste als Replik ebenfalls einen offenen Brief an die Tour-Mitglieder nahm kein Blatt vor den Mund, als er von Heuchelei sprach: „Man sollte sich nicht über einen dichten Spielplan beschweren, wenn gleichzeitig offenbar genug Zeit ist, um bei der TGL, beim Race to Dubai auf der DP World Tour oder bei irgendwelchen anderen Events an den Start zu gehen.“ Er sprach McIlroy zwar nicht namentlich an, doch der wusste genau, an wen zuvorderst das Schreiben adressiert war.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Golf Digest (@golfdigest)

Werbung für die World Tour

Und er wirbt seit langem für eine World Tour, die es de facto mit den Majors, den Elevated Events und ein paar ausgesuchten Turnieren in anderen Erdteilen bereits gibt. Ein Schelm, wer jetzt an die LIV Golf League denkt, der es freilich an qualitativer Dichte, Wettbewerbscharakter und Spielwiesen von Weltruhm mangelt.

„Gute Schauplätze als bedeutender Teil des Konzepts“

McIlroy redet genau dem das Wort, wenn er diesbezüglich gleichermaßen Defizite bei der PGA Tour sieht: „Wirklich gute Schauplätze sind ein bedeutender Teil des Konzepts und des Reizes. Doch daran fehlt es auf der PGA Tour. Wenn auf irgendeinem durchschnittlichen Platz oder einem beliebigen Tournament Players Course gespielt wird, ist das einfach nicht so interessant.“ Und dann lässt er noch eine vielsagende Bemerkung raus: „Die Veranstaltungsorte sind ein elementarer Bestandteil, wenn man in Gänze auf dem Tisch liegt, wie die PGA Tour in Zukunft aussehen wird.“

[Colgan] Here is Rory's full answer on bringing golf tournaments to great courses. "When we go to major championships, especially a U.S. Open or an Open Championship, I always feel like the golf course is a big part of the storyline ... Sometimes on the PGA Tour that isn't the case."
byu/Kimber80 ingolf

 

Tückische Konsequenzen: PGA Tour als zweite Liga?

Da ist sie wieder, die World Tour mit den besten Spielern der Welt, die viel öfter aufeinandertreffen sollten, um ums ganz große Geld zu spielen. Das hat McIlroy schon gefordert, bevor LIV Golf aufkam und die Szene spaltete und die Tour darauf mit den Elevated Events reagierte. Im Spannungsfeld zwischen den etablierten Touren, der LIV-Liga und dem Golfentertainment auf YouTube und in den sonstigen sozialen Medien hat es jetzt freilich noch mal eine ganz andere Dimension.

Allerdings hätte die Vision ein paar tückische Konsequenzen. Was wird in diesem Fall aus dem Durchschnitts-Profipersonal? Das bleibt auf der PGA Tour und bei den Standardturnieren, bekommt zwar Qualifikationsmöglichkeiten. Doch damit würde der US-Circuit quasi offiziell zweitrangig, wenngleich es eh längst eine Zweiklassengesellschaft ist. Die DP World Tour wäre dann nur noch dritte Liga.

PIF-Peanuts für LIV, Trumps Segen für Al-Rumayyan

Indes: Vielleicht tun sich Guy Kinnings und Co. ja wirklich mit LIV Golf zusammen, das fürderhin von PIF-Peanuts lebt – während Saudi-Arabiens Wirtschaftswesir Yasir Al-Rumayyan dann endlich bei den US-Sportmagnaten mitmischen darf und sich mit der Majorität der Golfmilliarden und dem Segen von Saudi-Freund Donald Trump bei PGA Tour Enterprises engagiert, die dann die World Tour inszeniert. Eine verrückte neue Golfwelt, die da am Horizont auftaucht.

Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen

Feedback