Dieser heutige zweite Donnerstag im März ist ziemlich symbolträchtig: Vor einem Jahr wurde die Players Championship nach dem ersten Tag abgebrochen, die PGA Tour musste ausgerechnet bei ihrem „fünften Major“ der Corona-Pandemie Tribut zollen, für den Profi-Zirkus fiel der Shutdown-Vorhang. Damals packte Titelverteidiger Rory McIlroy im TPC Sawgrass als amtierender Tour-Champion und Weltranglistenerster seine Siebensachen. Der Nordire war sozusagen im zweiten Frühling und machte sich berechtigte Hoffnungen, in den kommenden Monaten endlich wieder ein Major zu gewinnen – sechs Jahre nach der PGA Championship von Valhalla.
Der „alte“ McIlroy kehrte nicht zurück
Stattdessen indes hockte „Rors“ drei Monate im golferischen Out of Bounds, vertrieb sich die Zeit im Fitnessraum und mit Tennis, rührte kaum einen Schläger an, „da ich den Wettbewerb wohl mehr vermisse als das Golfspiel selbst“, und ließ wissen: „Ohne die Aussicht auf ,Competition‘ habe ich kein wirkliches Ziel.“ Im Juni kamen zwar die Turniere zurück und später in reduzierter Form auch die ebenfalls ersehnte Fan-Kulisse, bloß der „alte“ McIlroy kehrte nicht wieder.
Besorgte Frage von Tiger Woods
Mehr als je zuvor beschert er sich und seinen Fans seither mit ambivalenten Auftritten eine Achterbahn der Gefühle, mäandert zwischen Attacke und Aussetzern, genial und gruselig, unbesiegbar und unterirdisch – für seine Verhältnisse. Sogar Tiger Woods textete angesichts einer 76er-Schlussrunde beim Arnold Palmer Invitational aus dem Krankenhausbett nach Bay Hill: „Was war denn bei Dir heute los?“
Am Montag drauf rutschte der 31-Jährige erstmals seit drei Jahren aus den Top Ten der Weltrangliste und musste sich vor dem Auftakt der zeitversetzten Mission Titelverteidigung gar fragen lassen, ob seine besten Golftage womöglich vorbei sein könnten. Die Tonlage der Antwort lag zwischen Trotz und Pfeifen im dunklen Wald.
„Meine besten Tage liegen noch vor mir“
„In diesem Spiel musst du ein ewiger Optimist sein“, entgegnete McIlroy. „Ich bin jedenfalls felsenfest davon überzeugt, dass meine besten Tage eher noch vor mir liegen, und verspüre nicht den Hauch eines Zweifels daran, wenn ich auf dem Platz bin. Das ist einfach nicht Teil meiner Psyche. Niemand da draußen denkt so.“ Genau diese Einstellung mache halt „jene Spieler aus, die es auf den Elite-Level schaffen“.
Weil der 31-Jährige überdies davon sprach, „vielleicht mal eine andere Richtung einzuschlagen“, sah er sich anschließend allerlei Spekulationen über eine Trennung von Trainer Michael Bannon oder Caddie Harry Diamond ausgesetzt. „Damit habe ich definitiv keinen Personalwechsel gemeint“, betonte McIlroy. „Ich denke eher an eine Veränderung in meiner Philosophie oder bei dem, woran ich arbeiten möchte.“
Die Qualität der schwachen Schläge
Nick Faldo, Englands sechsfacher Majorsieger, hat mal davon gesprochen, dass es im Golf nicht um die guten Schläge gehe, sondern vielmehr um die Qualität der eher schlechten. Und McIlroy sagt: „Mein Bestreben war stets, schwächeres Golf etwas besser zu machen. Denn mein gutes Golf ist ja da, und gute Schläge sind immer drin.“
In seinem Schwung gebe es allerdings ein paar Faktoren, „die nicht ganz verankert sind. Oder ich gehe nicht richtig an, was ich zu verändern versuche“. Irgendwas fehle, glaubt er: „Aber ich weiß nicht, was. An manchen Tagen läuft es gut, an manchen nicht. Ich brauche eine zündende Idee.“
Marginalien, die Welten ausmachen
Die Auguren haben besonders zwei Aspekte ausgemacht. Entweder kommt sein Schwung neuerdings zu weit von außen nach innen oder zu sehr von oben – kaum wahrnehmbare Marginalien, die auf diesem Niveau aber Welten ausmachen. Vor allem welche, die McIlroy nicht gewohnt ist, der bei seinem Schwung gern die Vorstellung verfolgt, einen Push-Draw zu schlagen: „Ich plage mich mit einem völlig anderen Schwungmuster herum und muss herausfinden, wie ich ins vertraute Muster zurückfinde.“
Vielleicht sollte er mal Trainer-Legende Butch Harmon fragen. Bei Jordan Spieth hat‘s auch geholfen.