Gut Ding will Weile haben - so könnte man den Triumph von Maximilian Kieffer beim D+D Real Czech Masters beschreiben. In seinem 249. Auftritt auf der DP World Tour gelang dem Profi aus Bergisch Gladbach endlich sein erster Sieg. Nach einer spannenden Finalrunde, die aufgrund des schlechten Wetters am Vortag erst die dritte Runde im Turnier war, zeigte "Kiwi" seinen Mitstreitern von Beginn an wie der Hase läuft. Gavin Green (Malaysia) musste sich am Ende mit dem zweiten Rang zufrieden geben, weil er an der 18 "nur" zum Par lochte. Für Max Kieffer war das allerdings Grund zum Feiern, auch wenn er gedanklich schon in einem Playoff war.
"Es wird ein paar Tage dauern" um diesen Erfolg zu verarbeiten
Auf dem Handy verfolgte Max Kieffer die letzten Löcher seines Kontrahenten. Gavin Green, der 20 Minuten später auf seine Runde gestartet war als der Deutsche, brauchte ein Birdie auf der 18, um Kieffer in ein Playoff zu zwingen. Selbiger war gedanklich in diesem Moment auch schon in einem möglichen Stechen, wie er nach der Runde im Interview erklärte: "Du denkst: 'Ich will bereit sein' für den Fall, dass er ein Birdie macht, willst du bereit sein. Du erwartest, dass er ein Birdie macht, du willst nicht, dass andere Leute Putts verpassen".
Und obwohl der Ball von Gavin Green quasi schon im Loch verschwand und alles nach einem Playoff aussah, stand Max Kieffer am Ende als Sieger da. Der Putt des Malaysiers, der wirklich nicht schlecht war, tanzte einmal um die Lochkante, um anschließend keine fünf Zentimeter davor liegen zu bleiben. Max Kieffer, der sich das ganze Spektakel weiterhin über ein Smartphone anschaute, wusste aufgrund der verzögerten Übertragung noch gar nichts von seinem Glück. Erst als ein TV-Mitarbeiter ihn darauf aufmerksam machte, war der Traum für ihn Wirklichkeit geworden. "Als der Typ vom Fernsehen sagte: 'Du hast gewonnen', war das Gefühl geradezu verrückt. Es wird ein paar Tage dauern".
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— DP World Tour (@DPWorldTour) August 21, 2022
Nach einigen schwierigen Jahren ist der langersehnte Sieg nun endlich eingetütet und wie viel ihm dieser bedeutet, zeigte sich ebenfalls im Interview nach seiner Runde: "Ich liebe Golf einfach. Ich liebe es einfach, Golf zu spielen. Selbst wenn ich nicht gewonnen hätte, hätte ich immer noch ein tolles Leben, ich spiele immer noch gerne Golf. Und jetzt zu gewinnen, ist noch besser. Man muss es einfach weiter versuchen. Ich hatte ein paar schwierige Jahre, in denen ich nicht gut gespielt habe, und dieses Jahr habe ich das Gefühl, dass ich sehr gut spiele. Aber im Grunde weiß man das beim Golf nie. Ich bin einfach so froh und werde es wirklich genießen".
"Ich hatte ein gutes Gefühl"
Für Kieffer bedeutet dieser Sieg endlich das Ende einer langen Durststrecke auf der DP World Tour. Dabei schrammte er bereits einige Male nur knapp an einem Sieg vorbei. So zum Beispiel 2013, als er sich bei der Open de España nach einem rekordverdächtig langen Stechen gegen den Franzosen Raphael Jacquelin geschlagen geben musste. Auch in den Folgejahren zeigte "Kiwi" immer wieder gutes Golf, verbuchte insgesamt 14 Top-10-Platzierungen, darunter viermal der zweite Platz. In Prag war sein großer Tag dann endlich gekommen und wie er selbst erzählte, ging er diesen in aller Seelenruhe an: "Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich den ganzen Tag über sehr ruhig und zuversichtlich. Ich hatte ein gutes Gefühl. Ich hatte ein großartiges Aufwärmen und war bereit, heute anzugreifen".
Sein Angriff war erfolgreich und seine harte Arbeit hat sich schlussendlich ausgezahlt: "Man hat gute und schlechte Tage, man muss die guten Tage genießen und an den schlechten Tagen muss man tief in sich gehen und weitermachen". An diesem Sonntag war mit Sicherheit ein guter Tag, welchen der Sieger auch beim späteren Abendessen, das er auf seinem Instagram-Kanal teilte, in vollen Zügen genießen konnte.