Er war „Good Will Hunting“ und „Der talentierte Mr Ripley“, der tödliche Agent Jason Bourne und „Der Marsianer“, raubte in der „Ocean’s“-Trilogie mit George Clooney und Brad Pitt Casinos aus und sicherte Nazi-Raubkunst in den „Monuments Men“. Vor allem jedoch – aus golferischer Sicht – gab er in „Die Legende von Bagger Vance“ (2000) den Rannulph Junuh. Und das machte Hollywood-Star Matt Damon zu einem der unseren. Buchstäblich.
Denn während der traumatisierte Kriegsheld Junuh auf den Schlachtfeldern Europas den Glauben an die Menschheit und seinen Golfschwung verloren hat, fing sich Damon das Virus des großen Spiels mit dem kleinen Ball tatsächlich erst durch Robert Redfords Blockbuster ein. Für seine Rolle und am Set des Triells mit Bobby Jones und Walter Hagen trainierte der heutige 20-Handicapper mit PGA-Master-Professional Tim Moss aus Savannah, wo ebenso der fiktive Golfplatz liegt, der in den 1930er-Jahren mit den Erlösen aus dem Spektakel vor der Pleite gerettet werden soll.
Gedreht wurde Ende der 1990er-Jahre allerdings im Kiawah Island Resort sowie auf den splendiden Jack-Nicklaus- und Pete-Dye-Kursen der Colleton River Plantation auf Hilton Head Island. Als Bühne der Schlussszene mit Junuhs sportlicher Geste in Sachen bewegter Ball und dem anschließenden schier unwahrscheinlichen Putt zur dreifachen Match-Teilung im Licht der Autoscheinwerfer ließ Regisseur Redford indes eigens für 200.000 Dollar ein Grün samt Umgebung anlegen.
Schlussszene während Damons Golf-Anfängen
Apropos Finale: Golflehrer Moss hat mal von der besondere Schwierigkeit erzählt, dass ausgerechnet besagte Schlussszene ganz zu Beginn der Dreharbeiten aufgenommen wurde – folglich in den Golfanfängen von Matt Damon, der zuvor noch nie einen Schläger in der Hand gehabt hatte, während des Drehs allerdings immer besser wurde. Nicht zuletzt, weil er wie ein Besessener übte. „Als ich zur Crew stieß, hatte Matt die Hände voller Blasen, wirklich an jedem Finger. Trotzdem machte er immer weiter. Er war wie ein Roboter“, erinnert sich Bobby-Jones-Darsteller Joel Gretsch, seinerseits ein famoser Golfer mit geschmeidigem Schwung.
Beim Training sogar eine Rippe angeknackst
Ohnehin hatte Tim Moss nur 28 Tage Zeit („Ich hatte noch nie bei einem Schüler eine Deadline“), um aus dem „durchaus talentierten und sehr athletischen“ Adepten einen eigentlich begnadeten Golfer zu machen, dessen Fertigkeiten bloß wieder zutage gefördert werden mussten. „Ich habe ihn gefragt, ob er Golf richtig lernen oder im Fokus der Kamera lediglich gut aussehen mag?“, so der Pro: „Matt antwortete, er wolle wenigstens seinen Dad schlagen, der so um die 103 spiele, müsse also mindestens eine 102 hinkriegen.“
So übten sie fünf Tage pro Woche und sechs Stunden am Tag, mit Hickory-Schlägern für den Film und gleichermaßen mit modernem Material. Damon knackste sich im Eifer des Gefechts sogar eine Rippe an. Doch schließlich „bekam ich ein halbwegs vernünftigen Schwung hin“, sagte er selbst.
Ob der in Cambridge/Massachusetts geborene Sohn einer Professorin für Erziehungswissenschaften und eines Börsenmaklers den Vater jemals besiegt hat, ist nicht überliefert. Matt Damon, mittlerweile 51 Jahre alt, seit 2005 mit Luciana Bozán Barroso verheiratet und dreifacher Vater, wird selten bei Golf-Events oder Celebrity-Turnieren gesichtet, ist eh keiner für Glamour und Gala-Getue. Und er verbringe seine Zeit lieber mit der Familie und den Kindern statt auf dem Golfplatz, sagen Leute, die ihn kennen.
Putting-Grün im Garten in Miami Beach
Immerhin hat sich der Schauspieler, Produzent und Drehbuchautor, der für sein „Good-Will-Hunting“-Script 1998 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, ein Fünf-Loch-Putting-Grün in den Garten seiner Villa in Miami Beach bauen lassen. Weiters bekannt sind seine eher „unterentwickelten“ Fahrkünste am Steuer eines Golfcart. Bei der Promotion für den Film „Ford vs Ferrari“, in dem Damon als legendärer Automobil-Designer Caroll Shelby agiert, soll er in der „Ellen DeGeneres Show“ das Gefährt durch einen Hindernis-Parcours steuern, während er dabei freilich den „Fat Suit“ eines Sumo-Ringers trägt – und prompt spektakulär scheitert:
Sei’s drum, Golf ist ja genuin eh als „Walk Game“ konzipiert. Womöglich fehlte ihm auch einfach sein Schutzengel. Aber Bagger Vance kann halt nicht überall sein. Wenigstens hat der von Will Smith verkörperte mysteriöse Wander-Caddie nicht nur Rannulph Junuhs Genius wieder erweckt, sondern gleichermaßen bei Matt Damon den Golf-Funken entzündet.
Info: Aktuell flimmert Matt Damon in zwei Hauptrollen über Deutschlands Kino-Leinwände: Als Ölförderanlagen-Arbeiter Bill Baker aus „Stillwater“ (so auch der Titel) in Oklahoma, der im französischen Marseilles die Unschuld seiner wegen Mordes bezichtigten Tochter beweisen will, und als Ritter Jean de Carrouges in „The Last Duel“, der im letzten in Frankreich legal sanktionierten Tjost den Vergewaltiger seiner Frau zur Rechenschaft zieht.