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Manchmal ist der Strafschlag das kleinere Übel

07. Jan. 2016 von Yannick Beyss in Köln, Deutschland

US Open 2014: Martin Kaymer erklärt seinen Ball für unspielbar. (Foto: Getty)

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Haben wir es nicht alle schon einmal auf einer Runde Golf erlebt? Ein verzogener Drive und schon liegt der eigene Ball direkt an einer Baumwurzel, herunterhängende Äste blockieren zudem den Rückschwung. Ein normaler Schlag erscheint unmöglich. Zwangsläufig stellt sich die Frage, ob man Mut zum Risiko eingehen oder den Ball lieber für unspielbar erklären sollte. Zumeist siegt die Unvernunft und der Hang zur Selbstüberschätzung. Eine kurze Analyse der misslichen Lage, gefolgt vom Zücken des Schlägers und schon ist die Katastrophe vorprogrammiert.

Auch Tour Professionals sind nicht davor gefeit, wie sich 2011 bei der Valero Texas Open zeigte. Nach seinem zweiten verzogenen Abschlag wählte Kevin Na damals die riskante Vorgehensweise und "belohnte" sich schließlich mit 16 Schlägen an einem Par-4 dafür. Entscheidet man sich hingegen nicht für die Risikovariante, kann der eigene Ball für unspielbar erklärt werden. Dies hat auf jeden Fall einen Strafschlag zur Folge, bietet bei genauer Kenntnis der Regelauslegung mitunter aber die beste Gelegenheit, sich aus dem Unheil zu befreien.

Drei verschiedene Optionen bei Unspielbarkeit

Ist der eigene Ball erst einmal für unspielbar deklariert, gibt es insgesamt drei Möglichkeiten, um fortzufahren. Zunächst einmal kann man zurück zu der Stelle gehen, von welcher der letzte Schlag erfolgte und dort unter Anwendung eines Strafschlages droppen. Dieser Weg wird allerdings nur sehr selten gewählt, da er den größten Distanzverlust impliziert.

Die zweite Option lautet, eine Linie von der Lage des unspielbaren Balles zum Loch zu ziehen. Auf dieser Linie darf soweit wie möglich zurückgegangen und mit einem Strafschlag gedroppt werden. Befinden wir uns aber zum Beispiel inmitten eines dichten Waldes, so wird schnell deutlich, dass auch diese Variante häufig nicht gerade die praktikabelste ist.

Ganz im Gegensatz zu Ausweg Nummer drei: Dem Drop innerhalb zweier Schlägerlängen. Dieser darf nicht näher zur Fahne erfolgen und auch hier ist ein Strafschlag die Folge. In vielen Situationen ist ein Drop innerhalb dieser Entfernung aber bereits ausreichend. Da zudem ein Distanzverlust ausbleibt, handelt es sich somit um die beliebteste der drei Methoden.

Egal für welche Lösung man sich letztlich entscheidet, wichtig ist die Kenntnis der genauen Regelauslegung beim Drop, wie Martin Kaymer bei seinem US Open-Sieg 2014 bewies.

Ein Strafdrop birgt ungeahnte Möglichkeiten

Auf dem Weg zu seinem Triumph in Pinehurst verzog Kaymer einen Abschlag in den Pinienwald. Anstatt das Risiko einzugehen und den Ball zu spielen, entschied sich der Deutsche für einen Strafdrop innerhalb zweier Schlägerlängen. Bevor dieser allerdings erfolgte, säuberte er die Stelle, an welcher der Ball landen sollte, von umherliegenden Piniennadeln. Nun stellt sich die Frage, ob diese Vorgehensweise Kaymers erlaubt war oder ob er sich einen Regelverstoß leistete und mit weiteren Strafschlägen hätte bestraft werden müssen.

Um dies zu beantworten, hilft ein Blick in Regel 23-1, die besagt: "Ausgenommen sowohl der lose hinderliche Naturstoff als auch der Ball liegen im selben Hindernis oder berühren es, darf loser hinderlicher Naturstoff straflos fortbewegt werden." Grundsätzlich dürfen lose hinderliche Naturstoffe also straflos entfernt werden, solange der Ball sich nicht dabei bewegt. Eine Antwort auf die Frage, wie es mit dem Entfernen der Naturstoffe vor dem Drop aussieht, liefert die Regel allein jedoch nicht.

Dafür muss man noch tiefer in die Materie eintauchen. Alle zwei Jahre werden vom The Royal and Ancient Golf Club of St Andrews (R&A) in Zusammenarbeit mit der United States Golf Association (USGA) sogenannte Decisions zu einzelnen Auslegungen des Regelwerks gefällt - für Martin Kaymer zum Glück auch bezüglich Regel 23-1. Denn hinsichtlich der Frage, ob ein Spieler lose hinderliche Naturstoffe im Gelände aus dem Bereich entfernen dürfe, in dem der Ball fallen gelassen werden soll, wurde eine positive Entscheidung getroffen.

Kaymer konnte nach dem verzogenen Abschlag, trotz eines Strafschlages, noch ein Bogey retten und es somit verhindern, seine deutliche Führung gravierend einzubüßen. Auch wenn die Vorgehensweise des zweimaligen Major-Siegers sicherlich als konservativ oder langweilig bezeichnet werden kann, bleibt festzustellen: Falls es um den eigenen Score geht, ist die spektakuläre Entscheidung nicht immer auch die beste. Denken Sie an Kevin Na...

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