Was für ein Golfjahr! Vier Majors, Olympia, der Ryder Cup: Nie gab‘s Höhepunkte in dieser Fülle, in dieser Dichte, das heimliche fünfte Major „Players“ oder stargespickte Turniere wie den just in Doral absolvierten WGC-Durchgang nicht eingerechnet. In vier Wochen geht‘s los, Augusta National lädt zum Masters, die „Green-Jacket“-Aspiranten bringen sich in Stellung. Höchste Zeit also, mal die Majorfavoriten für 2016 auszuleuchten.
Was den „Grand-Slam“-Auftakt an der Magnolia Lane betrifft, so drängen sich unweigerlich Adam Scott und Bubba Watson auf. Der Australier, Masters-Champion von 2013, hat mit seinen Erfolgen bei der Honda Classic und der WGC-Cadillac Championship die Führung im inoffiziellen „Automobil-Swing“ der PGA Tour übernommen, hält allerdings den Linkshänder aus Bagdad/Florida für den tatsächlichen Favoriten. Kein Wunder, „Riviera“-Sieger Watson wurde Zweiter in Doral, so wie 2012 und 2014, beide Male gewann er anschließend das Masters. „Augusta passt einfach zu ihm“, weiß Scott.
Schlechtes Masters-Omen für McIlroy
Für Rory McIlroy hingegen passt‘s gerade irgendwie nicht. Bei der „Cadillac“ verspielte der Nordire zum zweiten Mal in seiner Karriere eine 54-Loch-Führung mit drei oder mehr Schlägen Vorsprung. Erstmals widerfuhr ihm das beim Masters 2011, da verdaddelte er vier Schläge – kein gutes Omen für den zweiten Anlauf zum Karriere-Grand-Slam. „Mein Spiel ist in guter Form. Ich muss heraus finden, was ich in diesen Finalrunden falsch mache“, sagt McIlroy. Zwei Generalproben hat er noch, Arnold Palmers „Invitational“ und das WGC-Match Play.
In Sachen Masters dürfen auch der großartig agierende Engländer Danny Willett und Amerikas wiedererstarkter Golfliebling Phil Mickelson nicht unerwähnt bleiben. Von Tiger Woods indes soll jetzt mal kaum die Rede sein. Der 14-fache Majorsieger puttet und chippt zwar, schwingt zudem sein Eisen neun und verlautbart ein „geschärftes kurzes Spiel“, hat jedoch eingesehen, dass er es früher mit den Comebacks wohl oft zu eilig hatte. Ohnehin sind die weiteren 2016er-Schauplätze nicht nach des Tigers Geschmack, der gern da spielt, wo er bereits reüssierte.
Ein ideales „Untier“ für Jason Day?
Der altehrwürdige Oakmont Country Club erlebt heuer seine neunte US Open. Zuletzt triumphierte Angel Cabrera 2007 im Speckgürtel von Pittsburgh, 1994 holte Ernie Els dort den ersten seiner vier Majortitel. Im US-Open-Trimm wird der Platz mit Par-70 gespielt, gilt als wahres „Untier“. 210 Bunker hat der Parcours, und es scheint, als kulminiere sämtlicher Sand entlang des dritten bzw. vierten Fairways, 91 Meter lang, 36 Meter breit, unterbrochen von zwölf begrasten Rippen: Oakmonts „Kirchenbänke“ gehören zu den berühmtesten Landmarken der Golfwelt. Länge, Genauigkeit und Geduld sind die Schlüssel zum Erfolg, Jason Day beispielsweise verfügt über diese Klaviatur.
Eine Berühmtheit gibt‘s auch auf Royal Troon, dem diesjährigen Open-Championship-Gastgeber. Das trügerisch kurze achte Loch trägt den Namen „Postage Stamp“ („Briefmarke“), wegen des winzigen Grüns in 112 Metern Entfernung. Acht Mal wurde im südlichen Ayrshire bereits der Claret Jug vergeben, seit 1962 dominieren amerikanische Pros, den letzten ihrer sechs Erfolge feierte Todd Hamilton 2004. Die Auguren glauben an die US-Serie und favorisieren Jordan Spieth mit seinem exzellenten kurzen Spiel und der Brillanz auf den Grüns.
Justin Rose kann Plätze wie Baltusrol
Der dicht gedrängte diesjährige Majorreigen endet im 121 Jahre alten Baltusrol Golf Club. Das „Old-School“-Geläuf in Springfield/New Jersey gehört zu den ikonischen US-Plätzen, erlebt aber erst seine zweite PGA Championship. 2005 gewann Phil Mickelson die Premiere. Baltusrol ist ein „Shotmaker“-Kurs, Justin Rose hat 2013 bei der US Open im durchaus vergleichbaren Merion bewiesen, dass er genau dies kann.
Letztlich ist eine Favoritenkür freilich Kaffeesatzleserei, wie immer gibt es jede Menge der „üblichen Verdächtigen“. Und deswegen fehlten bislang zuvorderst drei Namen: Rickie Fowler, Henrik Stenson und Dustin Johnson, aktuell die weltbesten Professionals ohne Major. Noch!