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Macht, Moneten, Majors und Meriten: Endet das Golf-Schisma in wenigen Wochen?

19. Feb. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty)

Scottie Scheffler, Rory McIlroy, Brooks Koepka und Bryson DeChambeau bei The Showdown: Bald auch auf der Tour-Bühne wieder vereint? (Foto: Getty)

Offensichtlicher geht’s kaum: Was die Mehrklassengesellschaft auf der PGA Tour betrifft, gehört ein dicker roter Strich unter diese achte Kalenderwoche des Jahres 2025. Ludvig Åberg holt mit dem Genesis Invitational das vierte der bisher sieben Turnier für Europa und feiert anschließend mit den anderen Großkopferten des Spiels beim Hallen-Happening TGL. Wer beim Stelldichein der Stars im SoFi Center zu Palm Beach Gardens nicht dabei ist, gönnt sich eine Auszeit mit der Familie – Scottie Scheffler und Jordan Spieth beispielsweise – oder pflegt die Wehwehchen, wie Xander Schauffele, der nach seiner Rippenverletzung beim Arnold Palmer Invitational (3. bis 6. März) wieder in den Ring steigen will, dem nächsten Elevated Event der Tour.

 

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Deutsches Quartett wird TV-Quoten in den USA kaum beeinflussen

Die LIV Golf League wiederum kuriert den Kater von Adelaide und schickt allenfalls einzelne Akteure auf der Asian Tour ins Rennen – Sergio Garcia und Patrick Reed etwa starten beim International Series Macau, wo es vor allem Startplätze für die Open Championship zu gewinnen gibt. Derweil hat mit dem erst auf dem letzten Loch von Åberg überflügelte Genesis-Geschlagenen Maverick McNealy der einzige Top-20-Spieler im Feld die morgen beginnende Mexico Open abgesagt. Damit sind Aaron Rai und Akshay Bhatia die Zugnummern im Feld, Nummer 29 und 30 des OWGR. Aus deutscher Sicht darf man wenigstens Matti Schmid, Thomas Rosenmüller, Jeremy Paul und Stephan Jäger die Daumen drücken, aber das wird die TV-Quoten in den USA kaum beeinflussen.

Allmählich ein echtes Problem für Fernseh- und Werbepartner

Damit ist die PGA Tour wieder in den Niederungen des Alltags angekommen, der kaum jemanden interessiert und sich allmählich zu einem echten Problem für Fernseh- und Werbepartner entwickelt. Dieses Spannungsfeld freilich dürfte bald noch größer werden, das Rory McIlroy unlängst mit seinen Bemerkungen über zu viele Turniere, Übersättigung von Fans und Zuschauern sowie unspektakulären Spielstätten adressiert hat.

Doch 2025 ist ein Jahr, in dem sich scheinbar eine Menge Dinge neu sortieren, auf der politischen Ebene  – nicht zum Besten wahrscheinlich – und auch im Golfsport. Hinter den Kulissen des Profibetriebs nämlich rückt ein Puzzleteil nach dem anderen an seinen Platz, und selbst das noch unfertige Bild lässt erahnen, dass es mit dem Schisma, mit der Glaubensspaltung in der Beletage des Spiels bald vorbei sein könnte.

3,9 Milliarden vom PIF bis Februar 2025

Die Ouvertüre lieferte 2022 der Investigativ-Journalist Alan Shipnuck durch seine Enthüllungen über die Hintergründe von Phil Mickelsons Mauscheleien mit dem seinerzeitigen LIV-Impresario Greg Norman und „Leftys“ Bemerkungen über die saudi-arabischen Finanziers der Disruption („scary motherfuckers“). Damit wirbelte er so viel Staub auf, dass sich Norman und sein Herr und Meister Yasir Al-Rumayyan zum übereilten Start des geplanten Konkurrenzcircuits veranlasst sahen.

Aus der seinerzeitigen Beta-Version ist eine von Riad alimentierte Operettenliga geworden, deren sportlicher Wert fragwürdig bleibt und die den Staatsfonds PIF nach Erkenntnissen des Portals „Money in Sport“ schon 3,9 Milliarden Dollar gekostet hat (Stand Februar 2025). LIV ist bislang ein komplettes Verlustgeschäft, hat aber auch einiges richtig gemacht. Weil sie genau die Märkte mit einem Star-Aufgebot bespielt, die von der PGA Tour bislang schmählich links liegen gelassen worden sind – Stichwort Australien, Indien und Asien insgesamt.

Sollte LIV Stars wie DeChambeau verlieren, „ist der Drops gelutscht“

Besagter Alan Shipnuck hat gerade wieder zu einem bemerkenswerten Rundumschlag ausgeholt und in eine Kerbe gehauen, die hier schon mehrfach kolportiert wurde: nämlich, dass die Saudis demnächst Kassensturz machen und Wirtschaftswesir Al-Rumayyan den Kurs für seinen Homunkulus neu definieren wird, wenn die Verträge der Vorzeigegolfer auslaufen, allen voran die Kontrakte von Bryson DeChambeau und Brooks Koepka. „Sollte LIV einen oder gar beide verlieren, ist der Drops gelutscht“, sagt Shipnuck in einem Podcast mit dem Kollegen Dan Rapaport. „Spieler wie Koepka, DeChambeau und Jon Rahm halten die Liga sportlich und in Sachen Publicity am Leben.“

Verzögerungstaktik der Tour-Tribune geht auf

Nun ließen sich munter sämtliche Argumente aufzählen, die an dieser Stelle wiederholt angeführt worden sind: dass die Tour mittlerweile am längeren Hebel sitzt. Dass die Tour-Tribune Tiger Woods, Jordan Spieth und Patrick Cantlay eine Verzögerungstaktik fahren, weil sie an einer Verständigung aus verschiedensten Gründen kein Interesse haben und ganz sicher nicht mehr auf einer ansonsten sehr wahrscheinlichen World Tour über den Globus tingeln wollen. Dass Al-Rumayyan unter Zugzwang steht, der seinen Deal mit dem Establishment nach Verkündigung des Rahmenabkommens mit der PGA Tour im Juni 2023 eigentlich längst unter Dach und Fach haben und im Chor der Golfmächtigen mitsingen wollte.

Dass erst „The Great White Shark“ Norman weg musste, damit „die Erwachsenen unter sich“ sind, wie es Rory McIlroy mal ausgedrückt hat. Dass mit Normans Nachfolger Scott O’Neil ein gewiefter Sportmanager das Ruder übernommen hat, der in der US-Szene gut vernetzt ist und über den Rory McIlroy sagt: „Er hat eine tolle Bilanz bei der Leitung von Sportteams und ein Händchen für den Umgang mit Eignern – das ist ein gutes Rüstzeug, um eine Sportliga zu übernehmen.“ Oder dass für ein Engagement der Saudis als Investor in die neue kommerzielle Unternehmung PGA Tour Enterprises etliche politische, bürokratische und auch gesetzliche Hürden in den USA zu überwinden sind. Und und und.

Einwände des US-Justizministeriums bald Makulatur?

Alles Schnee von gestern. Mit der Wiederwahl von Agent Orange ins Weiße Haus hat sich der Wind gedreht. Die demokratischen Vorbehalte gegen den Einfluss „eines brutalen, repressiven Regimes auf eine geschätzte amerikanische Institution“ sind Geschichte. Und angesichts des Eifers, mit dem Donald Trump und seine Kollaborateure die Gewaltenteilung vergewaltigen, das politische System von „Checks and Balances“ beugen und biegen, dürften die rechtlichen Einwände des US-Justizministeriums gleichsam bald Makulatur sein.

Natürlich sprach Trump den Fans aus dem Herzen, als er vor einer Weile sagte, dass die besten Golfer der Welt auch auf einer Tour spielen sollten und dass er das Problem binnen 15 Minuten lösen würde. Genau deswegen sind neulich PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan und Spielerdirektor Adam Scott bei ihm mit der Bitte vorstellig geworden, sich „zum Wohle des Spiels, des Landes und aller beteiligten Länder zu engagieren“, hieß es vonseiten der Tour. Hernach gab’ per Statement den Kotau: „Wir sind dankbar, dass seine Führung uns einer endgültigen Einigung näher gebracht und den Weg für die Wiedervereinigung im Profigolf der Herren geebnet hat.“

Es geht ums Geschäft und die guten Beziehungen zu Saudi-Arabien

Rory McIlroy hat daraus erstaunlicherweise geschlossen, The Donald sei kein sonderlich großer LIV-Fan, obwohl man ihm dort während der Biden-Amtszeit des Öfteren eine Bühne geboten hat. Aber es geht nicht um Sympathie oder Antipathie, sondern ums Geschäft. Und um die guten Beziehungen zu Saudi-Arabien. Al-Rumayyan ist bereits unmittelbar nach Trumps Wahlsieg wieder um den designierten 47. Präsidenten der USA herumscharwenzelt; Saudi-Arabiens Kronprinz und De-Facto-Herrscher Mohammed bin Salman war der Erste, der nach der Amtseinführung telefonisch gratulieren durfte – und gleich mal vier Milliarden Dollar für die amerikanische Wirtschaft in Aussicht stellte.

Top-Stars auf einer gemeinsamen Turnierbühne

Der Weg ist also geebnet, die Indizienlage eindeutig. Scottie Scheffler, Rory McIlroy, Brooks Koepka und Bryson DeChambeau haben beim Schau-Spiel The Showdown personifiziert, was bald wieder Tour-Tatsache sein könnte: Top-Stars auf einer gemeinsamen Turnierbühne. McIlroy hat im Vorfeld des Genesis Invitational vom Jahr 2026 gesprochen: „Dann werden wir sicher wieder öfter zusammen spielen. Wir werden noch nicht mit allem dort sein, wo wir hinwollen, aber man wird hoffentlich sehen, in welche Richtung es gehen soll.“

Seit sich der vierfache Majorsieger der Apparatschiks des Establishments halb entzogen hat, halb von diesen ausgegrenzt worden ist, gibt er sich als unabhängige und daher vermutlich verlässliche Stimme der Vernunft, die mahnt: „Ob es uns nun gefällt oder nicht, der PIF wird weiterhin Geld für Golf ausgeben. Wir haben es mit einem der größten Staatsfonds der Welt zu tun: Will man den lieber als Partner oder zum Feind haben?“

McIlroys warme Worte beim Abgang von Greg Norman

Mit der Abwerbung von Jon Rahm hat Al-Rumayyan Anfang 2024 noch mal die Muskeln spielen lassen, die Verpflichtung von Tom McKibbin zu Beginn dieses Jahres war dagegen ein dezenter Reminder. Vor allem der schmerzlich vermisste Bryson DeChambeau ist indes ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt.

McIlroy findet Al-Rumayyan klasse und hat seine Meinung zur Konkurrenzliga und zu den LIV’lern längst gravierend geändert, was ihm einen Touch von Wendehals einbrachte. Der Nordire würdigte sogar Norman angesichts von dessen Demission mit ein paar versöhnlichen Worten: „Greg hat mit und bei LIV einiges auf die Beine gestellt, dafür muss man ihn loben. Er ist wahrscheinlich einer der wenigen im Golfsport, der diese Rolle hätte übernehmen können.“

„Alle haben von LIV profitiert“

Überhaupt scheint es, als gebe McIlroy inzwischen die Tonalität in der Causa PIF-PGA-Tour vor. Die beim Thema Wiedervereinigung stets mitschwingende Debatte über den finanziellen Vorteil der abgewanderten LIV’ler und weitere Kompensationen für tourtreue Profis, die auf den Saudi-Zaster verzichtet haben, hat er beim Genesis beispielsweise gleich mit abgeräumt: „Hüben wie drüben haben wir alle von LIV profitiert. Die Elevated Events und andere Maßnahmen hätte es nie gegeben, wenn LIV nicht aufgetaucht wäre – auch wenn das die Tour zwischenzeitlich in finanzielle Schieflage gebracht hat. Außerdem haben die Spieler nun mehr Einfluss als je zuvor.“

 

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„Wir werden den Sport wieder in die richtige Richtung lenken. Es geht seit Jahren in die falsche Richtung. Die Fans wollen, dass wir alle zusammen spielen, dass alle Spitzenspieler zusammen spielen. Das werden wir schaffen.“

Tiger Woods


Auch Tiger Woods geht davon aus, „dass die Dinge schnell wieder in Ordnung kommen werden“. Man sei in einer sehr positiven Situation, sagte der Genesis-Gastgeber beim Besuch in der Kommentatorenbox des TV-Senders CBS: „Jay und Adam haben sich beim Treffen mit dem Präsidenten großartig geschlagen, ein weiteres Treffen ist geplant.“ Woods war im Weißen Haus wegen des Todes seiner Mutter zwar nicht dabei, spielte aber danach mit Trump Golf. Die besten Deals werden halt nach wie vor auf dem Platz gemacht.

McIlroys guter und gut informierter Freund Paul McGinley plauderte dieser Tage fast folgerichtig bei der BBC aus: „Man ist sich mittlerweile offenbar sehr einig. Es gibt etwas zu verkünden, und wie ich gehört habe, wird das relativ bald sein – vielleicht sogar noch vor dem Masters im April.“

 

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Al-Rumayyan endlich mit den US-Sportmagnaten an einem Tisch

Anschließend wird der PIF seinen Anteil an PGA Tour Enterprises leisten und Yasir Al-Rumayyan darf endlich mit US-Sportmagnaten wie John Henry, Steven Cohen oder Arthur Blank an einem Tisch sitzen, die sich bereits über das Konsortium der Strategic Sports Group (SSG) eingebracht haben. Mal sehen, wie sich das neue Netzwerk auf die ohnehin weitverzweigten Aktivitäten der saudischen Staatsschatulle PIF im Sportsponsoring auswirkt. LIV ist auf diesem Schachbrett mit der Quadratur von Macht und Moneten, Majors und Meriten nur ein Bauer, der nach Belieben und Gutdünken verschoben wird.

Völlig offen ist überdies die Zukunft des Teamgedankens im Golfsport – fernab der großen Mannschaftswettbewerbe –, den Al-Rumayyan nicht zuletzt wegen des Franchisekonzepts offenkundig stark favorisiert. Was jedoch definitiv kommen wird, sind die World Tour, veranstaltet von PGA Tour Enterprises, und eine Neusortierung des Kastensystems im Golf, in dem die PGA Tour sich plötzlich als zweite Liga wiederfinden könnte. Alles prophezeit, argumentativ eingeleitet und alsbald Realität. Wetten, dass..?

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