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LPGA Tour

Lydia Ko: Trotz Mamas Spruch ist das einstige Wunderkind mit 25 besser denn je

22. Nov. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Vermutlich muss Lydia Ko daheim in Orlando einen neuen Schrank aufstellen – bei all den Trophäen, die sie von der CME Group Tour Championship mit nach Hause bringt: den gläsernen Globus für den Gewinn des LPGA-Finalturniers, die Silberschale der Vare Trophy, die Auszeichnungen als „Spielerin des Jahres“ und was der 25-Jährigen da noch alles im Tiburon Golf Club zu Naples überreicht wurde. „The Winner takes it all“, trällerte „ABBA“ einst. Bloß das mit der erfolgreichsten Preisgeld-Saison aller Zeiten hat trotz des Rekord-Schecks über zwei Millionen Dollar und insgesamt 4.364.403 Dollar für drei Siege und insgesamt sieben Top-Fünf-Platzierungen seit der Amundi Evian Championship im Juli nicht geklappt. Lorena Ochoa war 2007 um 591 Dollar „besser“.

„Sie hat Frieden mit sich geschlossen“

Doch Geld ist bekanntlich nicht alles. Zumal, wenn der „Hauptgewinn“ am Rand des 18. Grüns steht: Kos Verlobter Jun Chung. „Er bringt mich zum Lächeln, motiviert und inspiriert mich, ein besserer Mensch und eine bessere Spielerin zu werden“, sagt die Neuseeländerin. „Seit sie ihn kennt, hat sie Frieden mit sich selbst geschlossen“, bestätigt ihre Schwester Sura.

Lydia Ko und Jun Chung sind seit knapp zwei Jahren ein Paar, schrieben sich sechs Monate lang Briefe, bis die Corona-Pandemie das erste reale Date zuließ. Derweil hatte Chung, der in San Francisco lebt, Sohn eines Hyundai-Managers ist, in der Finanzabteilung des koreanischen Automobilkonzerns arbeitet und die Golfkarriere seiner neuen Brieffreundin erst mal googeln musste, selbst mit dem Golfspielen begonnen. Am 30. Dezember heiraten die beiden in Kos und Chungs Geburtsstadt Seoul.

 

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Aber danach werde sich nicht viel ändern, sagt Chung, der sich gern außerhalb des Kamera-Fokus aufhält: „Sie wird weiter spielen. Da will ich mich nicht einmischen. Ich möchte, dass ,Lyds’ in der Zeit, die sie auf diesem Top-Niveau vor sich hat, alles geben kann.“ Sie wiederum sagt: „Seit ich mit ihm zusammen bin, möchte ich die Zeit besser nutzen, in der ich an meinem Spiel arbeite. Um dann die freie Zeit richtig genießen zu können. Mir kommt es vor, als würde mir das helfen, besser zu trainieren und mich mehr zu konzentrieren.“

Drei „maue“ Jahre gelten da schon als Krise

Zeit ist in jeder Hinsicht das Stichwort für den Wandel, für die Entwicklung der Ausnahme-Golferin Lydia Ko, die als Teenager-Sensation begann, mit 14 das erste Profi-Turnier gewann, mit 15 Jahren, vier Monaten und zwei Tagen bei der Canadian Open im August 2012 zur jüngsten Tour-Siegerin der LPGA-Geschichte avancierte, 130 Wochen lang Nummer eins der Amateur-Weltrangliste war, vor dem Erreichen des 20. Lebensjahrs schon zwei Majors sowie die Silbermedaille beim Olympia-Comeback des Golfsports eingeheimst hatte und nunmehr 19 LPGA-Erfolge in ihrer Bilanz führt.


„Ich habe das Gefühl, dass die LPGA Tour nicht nur im Frauengolf, sondern generell im Frauensport und für das Ansehen von und den Blick auf Sportlerinnen eine wichtige Rolle spielt.“

Lydia Ko über den 2023er-Rekord-Spielplan der LPGA mit über 100 Millionen Dollar Preisgeld


Bei so einem golferischen Werdegang kommen einem drei Jahre, der Zeitraum zwischen Juli 2016 und April 2021 mit nur einem Turniertitel und dem Abrutschen auf Weltranglistenplatz 46 dann schon mal wie eine sportliche Krise vor: „Wenn man nicht so gut spielt, hat man diese schwächeren Momente, die sich so lang anfühlen.“ Allzuoft habe sie ihr Dasein ausschließlich mit den Zahlen auf der Scorekarte verknüpft, sich über ihre Ergebnisse auf dem Golfplatz identifiziert, räumt Ko selbstkritisch und unumwunden ein.

Interviewer sprachlos gemacht

So unverblümt, wie sie im Juni über ihre Menstruationsbeschwerden und deren Auswirkungen auf die Rückenmuskulatur sprach („It’s that times of the month“), nachdem sie während der Runde um medizinische Hilfe gebeten hatte – was dem Interviewer vom „Golf Channel“ förmlich die Sprache verschlug.

Gleichermaßen freimütig erzählt sie, dass Jun Chung ihr „einen neuen Blick auf den Golfsport und das Leben“ vermittelt habe: „Wie er mich wahrnimmt, hängt nicht von meiner Leistung auf dem Platz ab.“ Und gerade deswegen „wollte ich vor allem die BMW Ladies Championship vergangenen Monat in unser beider Mutterland Südkorea unbedingt gewinnen, mit ihm an meiner Seite.“ Mission erfüllt. Hätte Rosamunde Pilcher diesen Plot geschrieben, alle Welt hätte es Kitsch genannt.

„Mit 15 hast Du besser gespielt“

Sei’s drum. Aus Kos Sicht war die Balance in ihrem Leben nie besser. Ohne die Zeit der sogenannten Formkrise „hätte ich wahrscheinlich nicht die Einstellung, die ich heute habe“, sagt sie nach der ersten Saison mit Mehrfach-Siegen seit 2016. „Ich habe das Gefühl, dass ich in dieser Zeit sehr gereift bin.“ Und lässt sich dann auch nicht mehr von einem „Mit 15 hast Du besser gespielt“-Spruch ihrer Mutter Tina irritieren: „Was soll ich mit dieser Information anfangen?“ Nach neun Jahren auf der Tour agiere man nun mal anders, sei einfach erfahrener, vertrauter mit den Abläufen und Bedingungen.


„Erfahrung ist der Grund, warum manche Spielerinnen 15, 20 Jahre erfolgreich auf der Tour spielen. Sie schlagen ihre Bälle und wissen, was passieren wird. Das stellt sich mit der Zeit auf ganz natürlichem Weg ein. Erfahrung ist wie ein 15. Schläger im Bag.“

Lydia Ko


Auf und neben dem Platz – angefangen beim Training auf „mehr unterschiedlichen Grassorten als in in einem Atemzug nennen kann“, schmunzelt die neue Weltranglisten-Zweite hinter Nelly Korda. „Früher habe ich befreit aufgespielt, weil ich jung und unbedarft war. Heute bin ich freier, weil ich gelernt habe, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen und damit umzugehen.“

Bald auch jüngstes „Hall of Fame“-Mitglied

Keine Frage, das einstige Wunderkind ist erwachsen geworden. Und wird vermutlich alsbald noch das jüngste Mitglied „ever“ in der LPGA-Ruhmeshalle. Bislang bzw. seit 2016 gebührt dieses Privileg Inbee Park, die dafür allerdings 27-Jahre alt werden musste. Ko fehlen indes nur noch zwei Punkte.

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