Volunteers sind wichtig für Golfturniere. Ohne diese freiwilligen Helfer wäre es kaum möglich, eine solche Veranstaltung durchzuführen. Es gibt eine Vielzahl an Dingen, die erledigt werden müssen. Sie kümmern sich zum Beispiel um die Spieler, Caddies und das Leaderboard, koodinieren die Zuschauer, kontrollieren die Eingänge zu bestimmten Bereichen, sorgen für den Shuttleservice für Spieler und Zuschauer und sind für das Eintragen der Scores verantwortlich. Zwei Golf Post Leser haben so Profigolf aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven erlebt und berichten.
Jens Szelong: 60 Kilometer als Carry Boarder
Ende 2016 hatte ich mich für einen Einsatz bei der Porsche European Open in Green Eagle beworben und im Frühjahr diesen Jahres bekam ich die Zusage.
Am Abend vor dem Turnierstart gab es dann das Briefing der Volunteers. So richtig viel Neues wurde mir dabei nicht vermittelt, denn immerhin war ich zuvor bereits dreimal als Volunteer bei einem internationalen Golfturnier im Einsatz. Die Organisation übernahm wieder die Langer Sport Marketing GmbH, mit denen ich schon das eine oder andere Turnier bestritten hatte.
Die Chef-Helfer (David und Manou) klärten über die „Volunteer-Etikette“ auf und gaben noch weitere Tipps. Schließlich gibt es ja bei jedem Turnier Besonderheiten. Hier vor Ort sollte es in den kommenden Tagen vor allem das Wetter sein. Das vor dem eigentlichen Turnier immer am Mittwoch stattfindende Pro-Am hatte man auf Grund der enormen Regenfälle der vorangegangenen Tage auf fünf Bahnen verkürzt. Schon da ahnte ich, dass dieses Turnier etwas besonders hinsichtlich des Wetters sein würde.
Die Aufgaben eines Carry Boarders
Meine Aufgabe für die kommenden vier Tage war das „Carry Boarding“. Männer und Frauen mit viel Ausdauer und Kraft, sind für die Carry Boards gesuchte Leute. Sie begleiten mit den Ergebnistafeln die Flights und informieren die Zuschauer über den aktuellen Score. Durch den Verantwortlichen der European Tour wurde ich zusammen mit den anderen „Carry Boardern“ in die Aufgabe eingewiesen. Bei Unklarheiten zum Score eines Spielers sollte man sich zum Beispiel beim jeweiligen Caddie rückversichern, sich ansonsten aber mit dem „Walking Scorer“ abstimmen.
Im Anschluss an das Briefing fand die Bekleidungsausgabe statt: Poloshirts, Jacke, Cap. Dazu den Ausweis, Parkberechtigung und den deutlichen Hinweis, sich 45 Minuten vor der Einsatzzeit bei Gabi vom Orga-Team anzumelden. Letztlich musste sich das Orga-Team auch auf die etwas über 300 Helfer, die fast jeden Tag bei der Porsche European Open im Einsatz waren, verlassen können.
Der erste Tag mit frühem Start
Am Donnerstag, dem ersten Tag des Turniers begleitete ich als „Carry Boarder“ den Flight mit dem amerikanischen Golfer und Neumitglied der European Tour Pat Perez, dem Dänen Lucas Bjerregard und Max Kieffer. Der frühe Abschlag der Spieler um 8:10 bedeutete für mich: Aufstehen um 5:30, Fahrt von Hamburg zum Golfplatz Green Eagle, Fussweg vom Parkplatz zum Volunteer Office und dort die Anmeldung vornehmen, nochmalige Einweisung in das Stecken des Carry Boards, schnell noch einen Kaffee to Go und ab zum ersten Tee.
Die Spieler und ihre Caddies erschienen rund 10 Minuten vor ihrer Startzeit: Lucas und Max begrüßten meinen Partner, den „Walking Scorer" und mich per Handschlag und stellten sich dabei vor. Am Ende der Runde verabschiedeten sich beide Spieler vom Walking Score und mir als „Carry Boarder“. Eine nette Geste der Höflichkeit, wie ich fand und gern stellvertretend für das Team des Flights entgegennahm. Übrigens, in Anbetracht der widrigen Bedingungen der letzten Tage war der Platz in einem sehr guten Zustand und das Team der Greenkeeper hatte ganze Arbeit geleistet. Trotzdem gab es fast keine trockene Stelle auf dem Platz, so das „Besserlegen“ angesagt war.
Nach der Runde ging es wieder retour zu den Jungs der European Tour, das Board ordnungsgemäß abgegeben und ich konnte erst mal Pause machen. Zum Glück hatte ich für diesen Tag Feierabend und konnte mich so noch etwas in der Public Area und auf der Driving Range umschauen. Eher zufällig kam ich dann so noch in den Genuss einer enorm lehrreichen Golf Clinic mit Thomas Detry. Der junge belgische Pro hatte wenige Wochen zuvor bei der BMW International Open mit einem zweiten Platz aufhorchen lassen.
Am ersten Tag bin ich sicherlich über 13 km gelaufen. Immerhin handelt es sich mit 7.161 Metern von den weißen Tees um den längsten Course der European Tour. Man muss also schon ziemlich fit sein: die Spieler gehen extrem schnell, dazu kommt die hohe Konzentration und auch die Anspannung – wann ist man sonst einen halben Tag lang in unmittelbarer Nähe von Profis? Insgesamt also eine wirkliche Herausforderung, zumal ich erst fünf Monate zuvor eine Kreuzband-Operation hatte und noch nicht vollends genesen war.
Wetterkapriolen auch für Volunteers nicht einfach
Der zweite Tag lief ähnlich ab. Diesmal begleitete ich Mark Foster, Richard Johnson und Tom Lewis als Carry Boarder. Meine Startzeit war an diesem Tag mit 13:10 Uhr angegeben. Als ich auf dem Platz ankam, zeichnete es sich allerdings schon ab, dass der Freitag ein sehr langer Tag werden würde. Das Wetter war sehr unfreundlich und das Spiel wurde für über viereinhalb Stunden unterbrochen. Mein Flight startete somit erst um 17:55 Uhr. Immer wieder mischte sich Regen ins Spielgeschehen. Trotzdem war ich erstaunt, wie gut die Spieler mit den widrigen Bedingungen umgehen konnten. Mir wurde allerdings ziemlich schnell klar, dass wir die Runde an diesem Tag nicht mehr würden beenden können. Um kurz vor neun Uhr abends kam dann auch der Spielabbruch wegen aufziehender Dunkelheit. Wir waren mit unserem Flight nur bis zur Bahn 11 gekommen. Nach einem langem Marsch ins Office-Zelt war auch dieser Tag für mich dann zu Ende.
Der dritte Tag begann für mich dann wieder sehr früh. Um 7:10 Uhr ging es am Abschlag der Bahn 11 weiter. Die Spieler versuchten, an ihr Spiel vom Vortag anzuknüpfen, was allerdings nur den Engländern Mark Foster und Tom Lewis gelang. Richard Johnson verpasste den Cut leider deutlich. Gegen 10:15 Uhr waren wir mit der Runde des zweiten Tages fertig. Ich gönnte mir eine Pause und war schon gespannt auf den Nachmittags-Flight, der jedoch erst nach 13 Uhr starten sollte.
Diesmal hatte ich Michael Jonson, José-Filipe Lima und Chris Paisley im Flight zu begleiten. Auch diesmal erschwerte des Wetter, insbesondere Regen und sehr böiger Wind die Arbeit mit dem Carry Board. Zeitweise hatte ich die Sorge Zuschauer oder Spieler mit dem Board zu verletzen. Zum Glück ging aber alles gut. Am Ende dieses Tages hatte ich dann weit mehr als 20 km zurück gelegt und war entsprechend platt. Für den Sonntag wünschte ich mir daher nur eines: keine weiteren Spielunterbrechungen und einen interessanten Flight.
Mit Jimmy Walker im Finale unterwegs
Und glücklicherweise folgte dann am Sonntag auch der spielerische Höhepunkt dieser Woche für mich. Schon am Donnerstag hatte ich Gabi gebeten mich einmal im Flight von Jimmy Walker, dem Gewinner der PGA Championship von 2016 mitlaufen zu lassen. Diesen Wunsch erfüllte mir Gabi auch. Nochmals vielen Dank an dieser Stelle! Ich bekam den Flight mit Paul Maddy, Robert Rock und Jimmy Walker zugeteilt. Startzeit sollte um 8:30 Uhr sein. Die Tour hatte sich nämlich auf Grund der vorliegenden Wetterprognosen an diesem Tag für frühe Startzeiten und auch für den gleichzeitigen Start von Tee 1 und Tee 10 entschieden. Eigentlich schade für einen Finalsonntag, aber man wollte unbedingt die vierte Runde über die Bühne bekommen und keine Spielunterbrechungen riskieren. Allerdings ging der Plan nicht wirklich auf.
Die Spieler kamen sehr pünktlich am Tee der Bahn 10 an. Jimmy Walker war locker drauf, begrüßte mich und machte noch etwas Small Talk. Gleichzeitig checkte er übers Smartphone seine Wetter-Apps. Der Himmel verdunkelte sich kontinuierlich und in der Ferne zuckten die ersten Blitze. Der vorherige Flight hatte kaum den Abschlag gemacht und war unterwegs zum zweiten Schlag, da kam der befürchtete Spielabbruch. Die Spieler wurden in Sicherheit gebracht und ich machte mich zu Fuß auf den Weg ins Office-Zelt. Letztlich ging es dann doch zwei Stunden später weiter.
Inzwischen hatten sich auch noch deutlich mehr Zuschauer eingefunden, sodass die Spieler dann auch von einer größeren Zuschauermenge begleitet wurden. Auch wenn Jimmy Walker sich zum Ende der Runde den Score noch etwas zerschoss und nicht wirklich mit seinem Ergebnis insbesondere an der Schlussbahn (Bahn 9) zufrieden war (es kamen da mehr als deutlich das „F-Wort“ und das „S-Wort“ ins Spiel), war es für mich ein absoluter Genuss zu sehen, wie gut sich er sich auch aus für mich aussichtslosen Situationen immer wieder zurück ins Spiel brachte. Das Turnier gewann übrigens Jordan L. Smith nach einem spannendem Play Off gegen den Vorjahressieger Alexander Levy.
Was war für mich als Volunteer der Lohn dieser anstrengenden vier Tage? Ich bekam vier Tage lang Profigolf auf allerhöchstem Niveau zu sehen, fühlte mich in einem tollem Team von den anderen 300 Volunteers sehr wohl und durfte am nächsten Tag beim Turnier der Volunteers den Platz mit dem Turnier-Setup vom Finaltag spielen. Übrigens: Ich habe an diesem Tag neun Bälle verloren - zwei im Wasser und sieben im furchtbar dichten Rough. Aber egal, ich hatte meinen Spaß und ich werde im kommenden Jahr wieder als Volunteer dabei sein!
Frank Neumann: Als Starter den Pros ganz nah
Jeder, der schon mal ein Profiturnier besucht hat und mit den Golfern über 18 Loch mitgegangen ist, hat ihn schon erlebt: Den Starter, Announcer oder auch Ansager. Die meisten werden Yvor Robson kennen, den Engländer mit der markanten Stimme, der über Jahrzehnte diesen Job bei unzähligen Majors und Ryder Cups geprägt hat. Nun, was ist die Aufgabe des Starters?
Er ist immer als erster an Tee 1 und wartet auf die Flights. Jedem Spieler händigt er seine Scorecard aus, gibt den Spielern, wenn gewünscht, die Fahnenpositionen auf einem Blatt und, wenn es ein European-Tour-Event ist, auch eine Statistikkarte, auf der der Pro dann seine getroffenen Fairways und Grüns einträgt. Des weiteren teilt der Starter dem Flight die Order of Play mit, also die Abschlagreihenfolge. Er achtet darauf, dass jeder Caddie sein Caddiebip, also das Leibchen mit dem Namen seines Pros anhat.
Außerdem achtet der Starter darauf, dass die anderen Helfer richtig positioniert sind, damit die Spieler in Ruhe abschlagen können. Schließlich weist er die Zuschauer auf das Fotografier- und Handyverbot hin, da es einige bis heute immer noch nicht begriffen haben und Spieler schon mit einem Klingelton so irritiert haben, dass deren Abschlag die Bahn verfehlte.
Ich hatte vor 17 Jahren das Glück, dass mich Erwin Langer, der Bruder von Bernhard Langer und damals Turnierdirektor der Linde German Masters, einfach anrief und fragte, ob ich nicht den Job als Starter machen möchte. Nach kurzem Zögern sagte ich zu und habe es keine Sekunde bereut. Von den vielen freiwilligen Aufgaben der Helfer bei einem Profiturnier ist er meines Erachtens die schönste, da man nirgendwo so nah an den Spielern ist. Man bekommt ihre Anspannung mit, ihre gute oder schlechte Laune und ihren Plan beim ersten Abschlag. Und man hat natürlich mit den besten Platz, um die Abschläge zu sehen (aber leider nur die....).
Es ist erstaunlich, wie anders manche Pros in Natura wirken, wenn man sie bis dato nur aus dem TV kannte, so ist z.B. Ernie Els sehr groß und hat riesige Hände. Ich durfte in den vielen Jahren einige Majorsieger ansagen und auch viele Pros, die wieder in der Versenkung verschwunden sind, aber am meisten hat mich Sir Nick Faldo beeindruckt, der eine unheimliche Aura ausstrahlt. Auch die Ansage von Seve Ballesteros hat bei mir nachhaltigen Eindruck gemacht, weil er ein so sympathischer Mensch war.
Wenn jemand auch mal bei einem Profiturnier helfen möchte, so kann ich nur Langer Sport empfehlen, die immer Volunteers suchen.
Lust bekommen, als Volunteer tätig zu werden?
Sollten Sie nach diesem beiden Erfahrungsberichten Lust bekommen haben, selbst einmal bei einem Turnier zu helfen, wenden Sie sich einfach an Organisatoren wie das Langer Sport Marketing, die für die Volunteers bei Golfturnieren zuständig sind.