Ja, was denn nun? Über das Dilemma der DP World Tour im Umgang mit LIV Golf und deren Finanzier Saudi-Arabien sind hinlänglich Worte verloren worden. Doch jetzt gibt’s im Zusammenhang mit Lee Westwood ein weiteres Beispiel, eins aus der sportlichen Praxis. Der 49-jährige Engländer, einer der ersten, die sich offen zur Offerte von Greg Norman bekannt hatte („Man wäre doch verrückt, so ein Angebot abzulehnen“) ist nach eigenen Angaben jetzt von der Legends Tour kontaktiert worden, dem europäischen Ü50-Circuit, der ebenfalls unter dem Dach der European Tour Group angesiedelt ist und von Virginia Water aus gesteuert wird. „Unmittelbar nach der BMW PGA Championship in Wentworth nahm einer der Verantwortlichen der Legends Tour Kontakt mit mir auf und fragte mich, ob ich nächstes Jahr bei ein paar ihrer Events spielen würde“, erzählte Westwood dem „Telegraph“: „Er sagte tatsächlich, dass Mittel zur Verfügung stehen würden, um mich zu bezahlen.“
Dabei ist der einstige Weltranglistenerste, der am 24. April 2023 seinen 50. Geburtstag feiert, von der DP World Tour wegen seines Wechsels zu LIV eigentlich gesperrt, kann derzeit lediglich dank einer Einstweiligen Verfügung spielen, bis im kommenden Februar ein Gericht endgültig über die Rechtmäßigkeit der Sperre entscheidet. „Damit wir uns verstehen: Auf der Haupt-Tour wollen sie mich nicht haben, aber ihre Senioren-Liga rollt mir den roten Teppich aus. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich wissen, was sie tun“, wunderte sich Westwood. Zu Recht.
Der Vorgang zeigt die ganze Absurdität und Ambivalenz in Europas Umgang mit LIV Golf. 2019 waren die Saudis und ihr Geld in Form des Saudi International noch mit offenen Armen empfangen worden, mittlerweile scheut man sie und alle mit dem entsprechenden Stallgeruch wie der Teufel das Weihwasser. Dabei kann sich die DP World Tour eigentlich gar nicht leisten, Zugpferde wie Westwood, Ian Poulter, Sergio Garcia oder Henrik Stensons außen vor zu lassen. Dafür spielen Rory McIlroy, Jon Rahm oder Tommy Fleetwood zu selten bei den europäischen Standardturnieren, sprich: Ihre Antrittsgelder sind zu hoch. Der Legends Tour fehlt es schon gar an attraktiven Namen für breitere Fan-Kreise, wenn Bernhard Langer nicht ein seltenes Gastspiel gibt.
Und wer weiß, wie European-Tour-Boss Keith Pelley in Malta und auch in der Folge auf LIV und die Saudis reagiert hätte, wenn das als Strategische Allianz verbrämte und mit Geldspritzen „versüßte“ Diktat der PGA Tour nicht wäre. Selbst Donald Trumps International Golf Links im schottischen Aberdeen sind ja als Tour-Schauplatz angeblich wieder im Gespräch. Übrigens: Im direkten Einflussbereich der PGA Tour geht’s deutlich stringenter zu. Da ist der Altherren-Circuit namens PGA Tour Champions stramm auf Kurs und führte beispielsweise Darren Clarke schon die Konsequenz eines Ausschlusses vor Augen, als der massige Ire bloß mit einem Gastspiel als LIV-TV-Experte liebäugelte.
Woods beim eigenen Turnier am Start?
Indiskretion: Die Golfwelt erwartet das nächste sportliche Lebenszeichen von Tiger Woods beim gemeinsamen Auftritt mit Filius Charlie anlässlich der PNC Championship Mitte Dezember. Seit Neuestem steht überdies „The Match VII“ mit Rory McIlroy gegen Justin Thomas und Jordan Spieth an. Doch folgt man McIlroy, dann könnte der 15-fache Majorsieger, der letztmals bei der Open Championship im Juli auf der Turnierbühne aktiv war, sogar schon früher ein Comeback auf der PGA Tour geben. „Tiger geht es insgesamt gut, er arbeitet noch an seiner Rehabilitation. Aber ich denke, dass er bis zum Ende des Jahres zurückkehren kann, vielleicht schon bei der Hero World Challenge“, verriet der Weltranglistenerste bei einem Interview mit dem italienischen Portal „Golf & Turismo“. Woods ist Gastgeber des Einladungsturniers mit nur 20 (Top-)Spielern um Titelverteidiger Viktor Hovland, das vom 1. bis 4. Dezember auf den Bahamas steigt; es wäre ein ziemlich gute Gelegenheit, sich wieder in den Wettbewerbsmodus einzufinden.
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„D. J.“ bastelt am 2023er-Team und feuert Gooch
Nachrichtenüberblick: Die erste Saison der LIV Golf Invitational Series ist gelaufen, aber beim Konkurrenz-Circuit ist immer noch eine Menge los. Während Impresario Greg Norman sieben Neuzugänge für 2023 angekündigt hat („Die PGA-Tour-Spieler betteln darum, dass sie befreit werden“), darunter gar einige aus den Top-10 der Weltrangliste, bastelt Gesamtsieger Dustin Johnson schon am Titelverteidiger-Team fürs kommende Jahr und an der Steigerung des Franchise-Gedankens: „D. J.“ simulierte mal die künftig angedachte Transfer-Periode, schmiss Talor Gooch aus seiner „4 Aces“-Mannschaft und ersetzte ihn durch Peter Uihlein, den Drittplatzierten der Einzelwertung, der bislang im „Smash GC“ von Brooks Koepka spielte. Mit Patrick Reed hat Johnson auch die Nummer vier des ersten LIV-Jahres im Team, das fünf der acht Team-Wertungen gewonnen hat. Und dazu das öffentlichkeitswirksame Unikum Pat Perez.
Pat Perez is enjoying himself on the LIV Golf Tour 😂🕺
📷 (reddit/woodmanfarms1) pic.twitter.com/8aBJe4e42S
— GolfMagic (@GolfMagic) November 1, 2022
Während Gooch zu Bubba Watsons Niblicks wechselt, gilt das in ganz anderer Dimension auch für einen der namhaftesten Partner der DP World Tour. Valderrama, die spanische Edel-Anlage, 1997 Schauplatz des ersten Ryder Cup auf dem europäischen Festland und acht Mal Austragungsstätte des Andalucia Masters, taucht im Spielplan der Tour für 2023 nicht mehr auf. Damit steht fest, dass eine seit 1988 währende Partnerschaft beendet ist, denn Valderrama wird im Juli kommenden Jahres wohl Gastspielstation eines LIV-Events sein; Sergio Garcia soll maßgeblich an der neuen Connection mitgewirkt haben.
Max Homa und die Vaterfreuden
Cam ist da: Wenn einer wie Max Homa Vater wird, dann macht der Twitterkönig des Golfsports daraus natürlich auch in den sozialen Medien ein großes Ereignis. Aber zuerst einmal die gute Nachricht: Ehefrau Lacey hat am 30. Oktober einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Es gab zwar bei der Mama anschließend ein paar Komplikationen, aber Mutter und Sohn sind wohlauf. Beim Vater ist man sich dessen angesichts „einiger Erwachsenengetränke“ und seiner Sprüche nicht so sicher …
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Scherz beiseite, so was kann Homa ohnehin besser, wie sich an seinen Twitter-Sprüchen ablesen lässt, die von der PGA Tour bildlich in Szene gesetzt wurden:
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Eine schöne Geste kam von Kelley und Jon Rahm, die mittlerweile zweifache Eltern sind und genau wissen, was frischgebackene Mütter und Väter am nötigsten haben, wenn sie aus der Klinik nach Hause kommen: gutes Essen. Also organisierten die Rahms die Lieferkette und ließen Lacey und Max Homa mit Köstlichkeiten versorgen, so dass die in aller Ruhe ihr heimisches Familienglück sortieren konnten:
A friendship beyond golf.@JonRahmPGA made sure @MaxHoma23 and Lacey had plenty of food when they arrived home after the birth of their son. pic.twitter.com/D7JoZ5DzUm
— PGA TOUR (@PGATOUR) November 3, 2022
Biber-Paradies auf Green Eagle
Freundschaftsdienst: Der Biber gilt als Baumeister in der Natur, und das Pendant unter den Golfplatz-Betreibern heißt Michael Blesch. Der einstige PGA-Professional, der sich selbst „Bau-Tourette“ attestiert, bastelt nicht minder unermüdlich und emsig an seinen Green Eagle Golf Courses. Dass „Blesch der Baumeister“ mit dem neuen West Course ehrgeizige Ziele verfolgt und nicht nur „für große Events“, sondern auch für den Ryder Cup baut, den er spätestens 2035 nach Winsen (Luhe) holen will, hat Golf Post schon vor drei Jahren angedeutet und seither immer wieder berichtet. Doch über all dem hat „Bleschi“ seinen geistesverwandten vierbeinigen Kumpel nicht vergessen. Nicht allein, dass dieser mittlerweile im Namen des Club-Restaurants Beavers verewigt ist: Im Rahmen der Bauarbeiten für den West Course schafft Blesch im hinteren Teil der Golfanlage ein Biber-Paradies und generell einen Rückzugsraum für die Natur. In Abstimmung mit den zuständigen Natur- und Umweltbehörden entsteht eine neun Hektar umfassende Moorfläche, die dem tierischen Baumeister und Fauna wie Flora insgesamt einen ureigenen Lebensraum bietet. Zur Finanzierung der Renaturierung zwacken Blesch und sein Partner Ralf Lühmann von jedem Green Fee drei Euro ab – da lohnt sich die Runde über den Porsche Nord Course oder den noch bestehenden Süd Course mit seinen neuen, für den künftigen West Course konzipierten Bahnen gleich doppelt.
13 Schläge auf Loch 13
Wissenserweiterung: Englisch ist nun mal die Muttersprache des Golfsports, und wir haben dieser Tage ein neues Wort gelernt – nonuple Bogey. Meint: Neun über Par. In diesem Fall eine 13, die sich der Kanadier Chris Crisologo beim Finale der Korn-Ferry-Tour Q-School auf dem 13. Loch – nomen es omen – des Marshwood Course im The Landings Club in Georgia aufschreiben musste. Der 26-Jährige fand auf dem Par-4 vier Mal das Wasser, hatte aber als Grund für seine 13 am Ende nur die passende lakonische Antwort: „Weil mir der Putt zur Zwölf ausgelippt ist.“ Trotz des Desasters, seinem einzigen Bogey-Loch des Tages bei vier Birdies und einem Eagle, beendete Crisologo seine zweite Runde nur mit einer 74 (+3) Chance. Insgesamt landete er auf dem geteilten 84. Platz und damit jenseits einer Platzierung für garantierte Starts auf der Korn Ferry Tour.
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Hole-in-One auf der 16 von Cypress Point
Es geht auch anders: So ungefähr das Gegenteil von Crisologo schaffte College-Golfer Christian Clark auf einem der berühmtesten Bahnen der Welt. Dem 20-Jährigen gelang ein Hole-in-One auf der Par-3-16 von Cypress Point. Als der große Architekt Alister MacKenzie den Platz 1928 entwarf, hatte er das Loch wegen des gewaltigen Pazifik-Einschnitts zwischen Abschlag und Grün eigentlich als Par-4 mit seitlichem Fairway konzipiert. Doch Mitinitiatorin Marion Hollins, einer der besten Golferinnen ihrer Zeit, griff nach einem Holz, schlug den Ball über die Gischt des Ozeans aufs Grün und meinte: „Wenn ich das schaffe, dann können es andere auch.“ Und so wurde die 16 mit ihrer atemberaubenden Lage zum Par-3 – und Clark musste mit seinem Fairway-Holz 201 Meter überwinden, um den Ball direkt ins Loch zu bugsieren. Es war das erste Ass seiner Golferlaufbahn.
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Abgrundtiefe Dummheit
Bodenlos: Albert Einstein hat mal gesagt: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Genau das fällt einem bei der Story der TikTok-Influenzerin ein, die einen Ball in den Grand Canyon schlug und direkt ihren Schläger hinterher warf – alles für eine vermeintlich aufsehenerregende Story und ein paar Likes, aber natürlich verboten und schlichtweg völlig bescheuert. Oder um im Bild zu bleiben: Abgrundtief dämlich. Glücklicherweise fiel die Aktion vor allem der Verwaltung des Naturwunders auf, das der Colorado River über Jahrmillionen und auf einer Länge von 450 Kilometern in Arizonas Boden gegraben hat. Mithilfe der Öffentlichkeit wurde die Person identifiziert und sieht jetzt einem Gerichtsverfahren und einer saftigen Strafe entgegen. Richtig so.
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Die Golf-Garage
Zum Schluss: Wo bewahren Sie Ihr Golf-Equipment auf? Überall? Verstreut in Schränken und Regalen? Shirts, Pullover und Hosen hier, Schuhe da, Tees und Bälle dort? Das Bag im Keller? Oder doch wenigstens in der Garage? Wobei: Garage und Garage sind ein Unterschied. Die Sportkameradin hier hat sich jedenfalls eine beeindruckende Golf-Abstellkammer eingerichtet. Und ja, das Auto muss draußen bleiben …
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