Man nehme im Auftrag des nationalen Verbands 139 Hektar Getreidefelder, mische in der Blaupause unterschiedlichste Platz-Typologien, verbaue 2,2 Millionen Kubikmeter Erde und lasse das Ganze von der öffentlichen Hand finanzieren: So entstehen Golf-Anlagen, die höchsten Ansprüchen genügen. So ist Le Golf National entstanden, der Schauplatz der Open de France, des Ryder Cup 2018, und Golf bei den Olympischen Spiele 2024
Wie der Name schon sagt, ist das 45-Loch-Resort mit dem „Albatros“-Championship-Kurs, dem 5.691 Meter langen „Aigle“ und dem Neun-Loch-„Oiselet“ das Herzstück des französischen Golfsports. Verbandssitz, Trainingszentrum, seit 1991 mit zwei Ausnahmen (1999, 2001) Schauplatz der ältesten offenen Golf-Meisterschaft Kontinental-Europas. Von der Politik getragen. Und seit Mai 2011 mit dem Ritterschlag der Ryder Cup Ltd. belehnt.
Das Golfturnier bei Olympia 2024 auf dem Le Golf National außerhalb von Paris. Ein Überblick über alle 18 Loch.
450 Lkw mit Material pro Tag
1985 formulierte der damalige Verbandspräsident Claude Roger Cartier das „dringende Bedürfnis, sobald wie möglich“ einen „National-Platz“ als permanenten Austragungsort für die seit 1906 ausgetragene Open samt nationaler Golf-Akademie zu bauen. Gesagt, getan: Zwei Jahre später kippten 24 Kilometer südwestlich von Paris die ersten Lastwagen ihr Material auf den Boden der Gemeinde Guyancourt und „verklappten“ dabei auch Bau- und Abbruchmaterial aus dem Großraum Paris, das andernorts nicht unterzubringen war.
An 400 bis 450 „Dumper“ pro Tag erinnert sich Architekt Hubert Chesneau, der das Projekt gemeinsam mit dem renommierten, 2010 verstorbenen US-Designer Robert von Hagge realisiert hat. Am 5. Oktober 1990 eröffneten Greg Norman, Ray Floyd, Jeff Sluman und Marc Farry offiziell Le Golf National. Im Laufe von drei Jahren war der erste Platz à la TPC auf Europas Boden entstanden. „Ich wollte einen Stadion-Kurs bauen, der großen Meisterschaften ideale Bedingungen bietet“, sagt Chesneau, der Ex-Kapitän der französischen Golf-Equipe.
Gelungener Mix aus Links und Florida
Das Ergebnis ist gelungen, wenngleich nicht puristisch: „Albatros“, 6.703 Meter lang, ist vielmehr ein Mix aus Links-Reminiszenzen, Pott-Bunkern z. B., und Risk-and-Reward-Elementen, wie man sie besonders von den wasserlastigen Plätzen in Florida (Bay Hill und Co.) kennt. Allein 600.000 der 2,2 Millionen Kubikmeter Erde wurden zwecks Anlage von Teichen aus dem Boden gebaggert.
Klug sortierten die Verantwortlichen auch die lokalen Befindlichkeiten. Guyancourt erhielt den Verbandssitz, die Nachbargemeinde Magny les Hameaux das Resort-Hotel. Der Empfangstrakt des nationalen Golf-Zentrums liegt genau dazwischen. So vermeidet man Animositäten und Missgunst.
Le Golf National bei Olympia 2024
Die Lage tat ihr Übriges schon in Sachen Ryder-Cup-Vergabe. Die unmittelbare Nähe der pulsierenden, so mannigfaltigen Weltstadt Paris, Sonnenkönig „Ludwig-Vierzehns“ Schloss Versailles knapp zwölf Kilometer entfernt: Solche Ortsmarken machen sich gut. Vor allem als Austragungsorte für Olympische Wettbewerbe. So fügt sich der Golf National perfekt ein in die Reihen der Beachvolleyballer unterm Eiffelturm, der Fechter im Grand Palais, der Bogenschützen am Esplanade des Invalides und der Reiter im Schloss Versailles.