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Ladies European Tour

Linn Grant: Europas Golf-Darling steht vor der Krönung ihrer Erfolgssaison

24. Nov. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Linn Grant kämpft um den Saisonsieg auf der Ladies European Tour. (Foto: Instagram/@linngrant)v

Linn Grant kämpft um den Saisonsieg auf der Ladies European Tour. (Foto: Instagram/@linngrant)

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„Vi svenskar är allihopa.“ Um 12.05 Uhr, fünf Minuten nach High Noon, machen sich heute Linn Grant und Maja Stark in den Hügeln von Marbella zum finalen Duell um das Race to Costa del Sol 2022 auf: „Wir Schweden sind alles.“ Lediglich 69,77 Punkte trennen die beiden Freundinnen vor dieser Andalucía Costa del Sol Open de España im Duell um die Saisonwertung der Ladies European Tour (LET), es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichtem Start-Vorteil für Grant. Die genießt das sichtlich: „Ich habe das Gefühl, dass wir während des ganzen Jahres miteinander gewetteifert hatten und bin froh, dass wir es bis zum letzten Turnier des Jahres aufrecht erhalten haben. Es sollte so kommen, und es fühlt sich gut an.“

 

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Grant und Stark sind in diesem Jahr Europas dominierende Damen, und das im ersten vollen Profi-Jahr, nachdem beide im August 2021 den Amateurstatus aufgegeben hatte. Vier Mal siegte Grant auf der LET; drei Mal war Stark am Ende die Titelträgerin, nicht zuletzt beim Amundi German Masters im Golf- und Country Club Seddiner See. Insbesondere jedoch zeigten sie dem vermeintlich starken Golfgeschlecht beim Scandinavian Mixed im direkten und beim ISPS HANDA World Invitational im indirekten Vergleich die Grenzen auf.

Scandinavian Mixed: Das gesamte Feld deklassiert

Im Juni gewann Linn Grant als erste Frau ein Turnier der DP World Tour, als sie vor den Augen ihrer großen Landsfrau Annika Sörenstam das Feld förmlich deklassierte und am Ende deren Mitgastgeber Henrik Stenson sowie Marc Warren um neun Schläge (!) hinter sich ließ. Zwar spielten die Damen im Halmstad Golfclub von ihren eigenen Abschlägen und damit einen etwas kürzeren Kurs, dennoch war die Ex-Studentin der Arizona State University die einzige Proette in den Top-Ten des Scandinavian Mixed – das sagt alles. Wobei: Grant schien sowieso auf einem ganz anderen Golfplatz unterwegs zu sein, schoss 26 Birdies und einen Eagle auf dem Weg zu „24 unter“.


„Die erste Runde gemeinsam mit einer Legende wie Annika Sörenstam zu bestreiten, war für mich nervenaufreibender als die 18 Loch zum Sieg auf der Finalrunde.“

Linn Grant nach dem Gewinn des Scandinavian Mixed.


 

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Zwei Monate später tat es ihr die ein Jahr jüngere Teamkameradin aus schwedischen Jugend- und Juniorengolf-Zeiten in gewisser Weise nach. Maja Stark war im walisischen Galgorm Castle im indirekten Vergleich – auch dank eines Platzrekords – acht Schläge besser als Ewen Ferguson, der Gewinner des ISPS Handa World Invitational bei den männlichen Profis.

 

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Dass sich die Schwedinnen damit dank der Siegerschecks über 360.000 beziehungsweise 225.000 Dollar einen Happen vom Preisgeldkuchen sicherten, der ansonsten auf der LET sonntags unter dem gesamten Feld verteilt wird, ist eine nette Randnotiz in Sachen Gender Pay Gap und Equal Gender Pay. Viel schwerer wiegt die Aufmerksamkeit, für die Grant und Stark als „Männerschreck“ gesorgt haben. Auf einmal war Damengolf salonfähig, wo es eher unter dem Radar segelt. Weil bei den Kerlen mehr Krawumm ist, mehr Spektakel. Siehe Längen-Hype und gen 300-Meter-Marke geprügelt Bälle. Die Männer spielen halt richtiges Golf, heißt es dann gern: Die anderen, die Frauen, machen allenfalls was in dieser Richtung…

„Den Leuten ein bisschen die Augen öffnen“

„Ich hoffe, dass unsere Erfolge den Leuten ein bisschen die Augen öffnen“, sagt Grant im Gespräch mit Golf Post. „Es gibt eine Menge Fans, die eigentlich kein Damengolf schauen, jetzt wegen der Männer zugesehen haben und sich nun sagen: 'Wow, die sind ja richtig gut.' Ich bin sehr froh, dass Maja und ich mit unseren Leistungen dazu beitragen können.“ Überhaupt: Ein Event wie das Scandinavian Mixed sei ein guter Anfang gewesen, glaubt Grant: „Es fühlte sich die ganze Woche wie ,Mädchen gegen Jungs’ an. Wer am Ende die Trophäe in Händen hält, die oder der repräsentiert das gesamte Teilnehmerfeld.“ Schon deswegen allein sei es ihr spezieller Ehrgeiz gewesen, die Männer zu schlagen.

 

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Nun lassen sich nicht jede Woche gemischte Turniere spielen. Aber „vielleicht braucht es einfach mehr Turniere direkt hintereinander am selben Schauplatz“, überlegt die Schwedin. „Erst tragen die Männer ihr Championat aus, dann wir. Die Zuschauer bleiben am Veranstaltungsort, können die Ergebnisse vergleichen und werden so womöglich nicht mehr denken, Damen-Golf sei nicht interessant genug.“ Back-to-back heißt das im englischen Sprachgebrauch – so, wie bei der US Open 2014 in Pinehurst, wo erst Martin Kaymer und dann Michelle Wie gewann. Auch spektakulärere Austragungsorte dürften helfen: Wie das Donald-Ross-Meisterstück damals. Oder Muirfield für die Women’s Open in diesem Jahr.

Linn Grant: „Mehr Menschen zu den Turnieren bringen“

Auf diese Weise „müssen wir einfach mehr Menschen auf den Golfplatz und zu den Turnieren bringen und mehr Fernsehzeit für unseren Sport generieren“, so Grant. „Und das wird besser, je besser die Tour wird.“ Am Seddiner See war das im Sommer gut zu besichtigen. Die Ladies sind nahbar, aufgeschlossen, zugewandt, im positiven Sinne hochprofessionell und um das Image ihres Sports mehr als bemüht. Sie nehmen ihre Fans mit, wie man so schön sagt, haben für jeden ein Wort, wenn sie angesprochen werden, oder mindestens ein Lächeln, kümmern sich beim Pro-Am um ihre Flightpartner, sitzen anschließend mit ihnen beim Essen am Tisch. Und und und.

„Unser Golf wird ihnen besser gefallen, als sie denken“

Diesbezüglich ist Linn Grant ohnehin ein Glücksfall. Die Tochter eines schwedischen Golfprofessionals mit schottischen Wurzeln – ihr Großvater James Grant war Pro in Inverness, bevor er nach Schweden auswanderte – macht außerhalb des Golfplatzes gleichermaßen „bella figura“. Sie ist reflektiert und charmant, klug und humorvoll. Zum Beispiel, wenn sie schmunzelnd anmerkt: „Die Leute müssen halt einfach richtig hinschauen. Unser Golfspiel wird ihnen besser gefallen, als sie denken.“ Und dass der Hobby-Golfer sich bei den Damen mehr abgucken kann als bei den Herren, ist eh eine gern ignorierte Tatsache.

 

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Grant war eine hochdekorierte Amateurin, unter anderem sicherte sie sich 2017 auf den West Links von North Berwick die Ladies’ British Open Amateur Stroke Play Championship – 49 Jahre, nachdem Opa James ebendort die Scottish Boys Championship gewonnen hatte. Ihr Vater John war auf der schwedischen Golf Tour und der schwedischen Senior Tour unterwegs, wo er sieben Siege verbuchte. Jetzt könnte die Jüngste der Grant’schen Golf-Generationen das alles mit dem LET-Gesamtsieg toppen. Zum „Rookie des Jahres“ wurde die Brünette mit dem ebenso kraftvollen wie elegant-geschmeidigem Schwung unlängst bereits gekürt: „Ich hoffe, dass ich damit ein Zeichen gesetzt habe und weitere Zeichen setzen kann. Denn ich glaube, dass es viele junge Frauen gibt, die vom College und vom Amateurgolf kommen und wirklich gut sind.“

Der Traum vom eigenen kleinen Pferdestall

Die eigene, langfristige Zukunft sieht Linn Grant, die meist ihren Freund Pontus Samuelsson am Bag hat, freilich keineswegs im Golfsport. „Ich war schon immer ein Pferdenarr, ich liebe Pferde. Wann immer ich die Gelegenheit habe, versuche ich, mich mit Leuten zu umgeben, die Pferde haben“, erzählt sie. „Mein Traum ist es, einen kleinen Stall zu haben, und wenn die Zeit gekommen ist, werde ich das auch tun. Jedes Mal, wenn ich bei einem Turnier gut spiele, habe ich das Gefühl, dass ich diesem Ziel einen Schritt näher gekommen bin.“


„Wenn ich auf das Jahr zurückblicke, stehen nicht die Ergebnisse im Vordergrund. Sondern vielmehr die Tatsache, dass es so viel Spaß gemacht hat, das ganze Jahr über mit einer Freundin zusammen zu sein. Einer meiner Lieblingsmomente war beim Amundi German Masters, als wir uns ein Zimmer teilten und so viel Spaß hatten, dass wir uns permanent vor Lachen gebogen haben. Das Beste an diesem LET-Finale ist einfach, dass Linn und ich auch das zusammen erleben. Und es ist erst recht lustig, dass eine von uns auch das Race to Costa del Sol gewinnen wird.“

Maja Stark, die mit ihrem Erfolg beim von der LPGA co-sanktionierten ISPS HANDA World Invitational auch das LPGA-Tour-Ticket „gelöst“ hat.


Noch allerdings wird sie die familiäre Tradition für eine Weile fortsetzen, will vor allem erstmal den sportlichen Zweikampf mit Freundin Maja Stark für sich entscheiden, sich dabei auf dem Alferini Course des Villa-Padierna-Resorts in erster Linie indes „vor mir selbst beweisen“: „Das war schon immer ein wichtiger Aspekt meines Charakters.“ Und der nächste Höhepunkt ist danach schon fixiert: Linn Grant und Maja Stark dürften als Duo für den Solheim Cup 2023 im andalusischen Finca Cortesín bei Kapitänin Suzann Pettersen längst gesetzt sein.

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