Er war der Himmelsstürmer mit dem Zauberstab: Nicht zuletzt dank seiner exzellenten Performance auf den Grüns hat Jordan Spieth drei Majors gewonnen und galt als Amerikas neuer „Golden Boy“ des Golfsports. Doch seither läuft es vergleichsweise mau für den Texaner, immer wieder tun sich neue Baustellen im Spiel des 25-Jährigen auf, und für oberflächliche Betrachter liegt es zuvorderst am eiskalten Putter. Star-Coach Hank Haney attestierte gegenüber dem TV-Sender „ESPN“ gar den gefürchteten Yips: „Wenn man seine Hände bei kurzen Putts beobachtet, dann ist da ein Zittern. Der Ball ist perfekt ausgerichtet, aber seine Hände flattern.“ Die Statistik freilich stützt Haneys steile These nicht. Hat jedenfalls das Portal „GolfWRX“ nachgerechnet. In sieben seiner acht letzten Turnier war Spieth bei den „Strokes-gained“-Berechnungen für kurze Putts demnach besser als der Durchschnitt des Felds, gehört mit Putts innerhalb von fünf Fuß (1,5 Meter) sogar nach wie vor zu den Besten. Das Problem sind vielmehr die langen Bälle. Vom Tee verliert der Nur-noch-Weltranglisten-18. regelmäßig Schläge gegenüber dem Feld; ebenso bei den langen Putts aus mehr als viereinhalb Metern Distanz, seiner früheren Domäne, wo er aktuell deutlich jenseits von Platz 100 rangiert.
„In der ersten Hälfte 2017 war mein Putten wirklich daneben. Dann wurde es besser, dafür haperte es mit dem Schwung“, sagt Spieth selbst und fügt fast trotzig an: „Ich mache mir keine Sorgen, denn ich weiß am besten, was bei Jordan Spieth gut läuft und was nicht.“ Die Erwartungshaltung an den „Golden Boy“ freilich ist in den USA so riesig, da wird jede Schwächeperiode direkt zur ultimativen Krise hochgeredet. Der verpasste Cut bei der Sony Open („Eine weitere lehrreiche Erfahrung, aber ich habe lehrreiche Erfahrungen allmählich satt“) und vor allem die Tatsache, dass Spieth am Donnerstag im „Strokes gained: Putting“ fast drei Schläge hinter dem Feld her hinkte, sind neues Wasser auf die Mühlen von Hank Haney und Co.
DeChambeau: Tüfteln unter Flutlicht
Apropos Putten: Bryson DeChambeau wurde am Freitag im Waialae Country Club gesichtet, als er sozusagen unter Flutlicht auf dem Übungsgrün an irgendeinem Putt-Problem knobelte und seinem Spitznamen „Verrückter Golf-Wissenschaftler“ mal wieder alle Ehre machte. Sein Team hatte ihm ein halbes Labor mit aller Hightech-Ausrüstung und Zeitlupenkameras aufgebaut, zwei Stunden „dokterte“ DeChambeau herum und ließ sich auch von der über Hawaii hereinbrechenden Dämmerung nicht irritieren, sondern das Licht anschalten. „Ja, es wurde dunkel. Aber ich wollte nicht eher gehen, bis ich das geklärt hatte. So bin ich halt, Ihr wisst doch…“ Und auch den Anlass verriet er: „Der Schlagflächenwinkel des Putters war beim Impact nicht auf der Linie. Es war wie ein Blackout; ich wusste echt nicht, von wo ich mit dem Schläger an den Ball komme, und es hat mich anderthalb Stunden gekostet, überhaupt die Ursache herauszufinden.“ Am Samstag dann schoss der „Mad Scientist“ eine 63 (-7) und benötigte dabei lediglich 27 Putts. Vielleicht sollte er sich mal um Jordan Spieth kümmern…
When DeChambeau works on his putting after a round he really works on his putting. pic.twitter.com/1s3alUSXLZ
— Rex Hoggard (@RexHoggardGC) 12. Januar 2019
Auch Adam Scott hängt am Stock
Putten, die Dritte: Es wird von allerhand Koryphäen, zuvorderst Putt-Guru Dave Pelz oder TV-Analyst Brandel Chamblee behauptet, dass beim Spiel auf dem Grün signifikant mehr Putts fallen, wenn die Fahne im Loch bleibt – was laut Regelreform ja neuerdings erlaubt ist. Dieses Video von „The Putting Channel“ unterstützt die Theorie und dürfte die Debatte befeuern:
Derweil hat auch Adam Scott erklärt, dass er es Bryson DeChambeau nachmachen und fürderhin ausschließlich mit dem Flaggenstock putten will. „Wenn es hilft, ist mir egal, wie‘s aussieht. Ich war auch ein 30 Jahre alter Mann mit einem Besenstiel-Putter.“ Und damit hat der Australier immerhin 2013 das Masters gewonnen.
Endlich ohne Extrem-Draw um die Ecke ...
Regelauslegung: Und noch ‘ne Schmonzette im Zusammenhang mit den Regeländerungen. Diesmal geht es um die Straflosigkeit der doppelten Ballberührung bei einem Schlag. Zahlreiche Schlaumeier machen aus der eigentlichen Not direkt eine Tugend und wissen nun, wie sie auch ohne extremen Draw um die Ecke spielen können, hier nur ein weiteres Beispiel:
Ex-Kaymer-Caddie Connelly nun mit Branden Grace
Neue Tasche, neuer Job: Craig Connelly ist wieder „unter der Haube“. Nach einem Bericht des Portals „Bunkered.co.uk“ hat der einstige Caddie von Martin Kaymer einen neuen Chef, er ist ab sofort am Bag von Branden Grace und schon kommendes Wochenende bei der Abu Dhabi Golf Championship mit dem Südafrikaner am Start. „Es kam aus heiterem Himmel“, berichtete Connelly laut „Bunkered“. „Branden rief mich Ende des Jahres an und fragte nach meinen Plänen.“ Da der bärtige Schotte keine hatte, wurde man schnell handelseinig. In Abu Dhabi hat Connelly bereits drei Mal gewonnen: 2007 und 2009 mit Paul Casey sowie 2011 mit Kaymer.
Knauser Kuchar: Lokalen Caddie abgespeist?
Geizhals? Das Thema kommt ein bisschen spät und hat deswegen „G‘schmäckle“, vielleicht will PGA-Tour-Veteran Tom Gillis seinem Kollegen Matt Kuchar nachträglich eins auswischen oder ihm in die Suppe des Sony-Open-Siegs auf Hawaii spucken. Jedenfalls prangert Gillis in einigen Tweets an, dass Kuchar im November bei der Mayakoba Golf Classic in Mexiko für 3.000 Dollar einen örtlichen Aushilfs-Caddie namens David Giral Ortiz, Spitzname „El Tucan“, engagiert hat und diesem auch trotz seines späteren Erfolgs bloß mit der vereinbarten Gage abgespeist habe, statt ihm einen Anteil am Siegerscheck von 1,296 Millionen Dollar zu zahlen. Üblich sind zehn Prozent für den etatmäßigen Bagman. „Ich bin sicher, dass der Typ nicht sehr hilfreich war. Aber da hat einer 1,3 Millionen gewonnen, der in seiner Karriere 45 Millionen gemacht hat, und gibt dem dann bloß 3.000, obwohl er dessen Leben hätte ändern können“, mosert Gillis unter anderem. Das lässt Kuchar ein bisschen wie einen herzlosen Geizhals dastehen, doch der Olympia-Dritte von Rio wies alle entsprechenden Fragen zurück: „Darum muss man kein Aufhebens machen. Wir hatten zu Beginn der Woche eine Vereinbarung getroffen, und die ging nicht um zehn Prozent, sondern um 3.000 Dollar.“
Asked Kuchar about local caddie situation in Mexico: “That’s not a story. It wasn’t 10 percent, it wasn’t $3,000. It’s not a story.” He came back few minutes later, expressed disappointment. "We had an agreement to start the week. He was excited to go to work that week.”
— Brian Wacker (@brianwacker1) 13. Januar 2019
McGinley für zweigeteiltes Regelwerk
Bifurcation: Da ist es wieder, das „Zauberwort“ von der Zweiteilung; Paul McGinley hat erneut den europäischen Golfvordenker gegeben und spricht sich in einem Beitrag für die britische Zeitschrift „The Times“ für unterschiedliche Regeln im Profi- und im Amateurbereich auf. Die Reformen zum 1. Januar gehen dem erfolgreichen Kapitän des europäischen Ryder-Cup-Teams von Gleneagles 2014 nicht weit genug, um durch Vereinfachung neue Anreize für Einsteiger zu schaffen und somit das Wachstum zu fördern: „Das Spiel bleibt für Amateure weiterhin zu kompliziert und zu schwierig“, notiert der Ire und fordert auch ein Umdenken hinsichtlich der Technik-Parameter beim Equipment: „Weniger technische Einschränkungen macht Golf einfacher zu spielen, erhöhen das Vergnügen und ermutigen folglich mehr Leute, damit anzufangen. Die Verbände sollten beginnen, über eine Zweiteilung der Regeln nachdenken.“
Mit Kater ins Turnier: Europäer „braver“ als US-Pros
Schädelbrummen: 38 Prozent der Spieler auf der European Tour haben schon mal eine Turnierrunde unter dem Einfluss eines Alkohol bedingten Katers gespielt. Das fällt einerseits unter die Rubrik „Infos, die die Welt nicht braucht“ und ist andererseits eins der Ergebnisse einer anonymen Umfrage von „Golf.com“. Das US-Portal befragt schon traditionell PGA-Tour-Akteure und jetzt erstmals auch European-Tour-Mitglieder. Die sind übrigens disziplinierte als ihre Kollegen auf der anderen Seite des großen Teichs, wo 2018 immerhin 46 Prozent zugaben, bereits mit einem dicken Kopf um Prämien und Preisgelder gespielt zu haben. Andererseits trauen sie beispielsweise Justin Thomas im Lauf der Karriere mehr Majors zu als Jordan Spieth. Und 56 Prozent der befragten US-Pros haben Donald Trump gewählt, 42 Prozent würden es wieder tun. Die Details der europäischen Umfrage erscheinen kommende Woche; wir halten Sie auf dem Laufenden.
Winter? Welcher Winter ...
Zum Schluss: Wie sagt man so schön – es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung! Und offenbar Leute, die der Winter im Wortsinn kalt lässt. Was wirklich interessant ist: Wie findet der Sportkamerad auf dem Fair..., ähh „Whiteway“ seinen Ball wieder?