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Kommentar: Mitgefühl aber kein Mitleid mit Jon Rahm

09. Jun. 2021 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Jon Rahm beim Memorial Tournament 2021. (Foto: Getty)

Jon Rahm beim Memorial Tournament 2021. (Foto: Getty)

Ist es wirklich eine Tragödie? Bei deutlicher Führung beim Memorial Tournament 2021 muss Jon Rahm, weil er positiv auf COVID-19 getestet wurde, den Platz verlassen. Den Sieg und damit rund 1,6 Millionen US-Dollar zum Greifen nah, überbringen die PGA-Offiziellen dem infizierten und daher disqualifizierten Rahm die schlechte Nachricht vor laufenden Kameras. Rahm sinkt in die Knie.

Die kurze Antwort: es ist dramatisch aber keine Tragödie. Denn das Definitionsmerkmal der Unausweichlichkeit der Katastrophe fehlt, um aus Rahm einen tragischen Helden zu machen.

Die lange Antwort: Wie The Columbus Dispatch berichtet, hat Rahm seit März 2021 die Möglichkeit einer Impfung gegen das Coronavirus nicht genutzt. Mit anderen Worten: die Disqualifikation und der Verlust eines wahrscheinlich sehr hohen Preisgeldes waren vermeidbar.

Die Situation in den USA ist eine andere als in Deutschland. Möglichkeiten, eine Impfung zu bekommen gibt es viele. Selbst für die Zuschauer des Memorial Tournaments war eine COVID-Impfung direkt auf dem Golfplatz des Muirfield Village Golf Club zu haben.

Angesichts der starken und vor allem lauten „Anti-Vax-Bewegung“ in den USA verschweigen viele Golf-Profis, ob sie geimpft wurden oder nicht. Scottie Scheffler, Flight-Patner von Rahm in der dritten Runde, kommentierte daher vorsichtig: „Ich bin nicht sehr besorgt. Ich hatte Corona. Ich sage aber nicht, ob ich geimpft wurde oder nicht.“

Laut Andy Levinson, Senior Vizepräsident für Turnieradministration der PGA Tour, gibt die Impfrate der Tour-Spieler mit über 50 Prozent an. In den Top-100 dürften allerdings weit mehr Spieler geimpft sein, da ihnen nahezu alle Turniere offen stehen und sie daher mehr Reisen, mehr Kontaktpersonen haben und mehr Verantwortung für ihre Mitmenschen tragen.

Rahm ist in den Top-20 der FedExCup-Rangliste und kann an allen Turnieren teilnehmen. Er wusste, dass er Kontakt mit einer infizierten Person hatte. Die PGA Tour testete ihn daher die ganze Turnierwoche hindurch täglich.

Laut Jack Nicklaus hätte sich Rahm daher sehr zurückhaltend verhalten und sei nie ins Clubhouse gegangen. Journalist Rob Oller widerspricht: „Neun Stunden vor dem positiven Testergebnis, saß er für ein Interview einen halben Meter ohne Maske neben mir. Ich bin geimpft und machte mir keine Sorgen, aber ich wusste zu diesem Zeitpunkt auch nicht, dass er positiv getestet würde. Jetzt mache ich mir Gedanken.“

Der gedankenlose Umgang mit Hygienevorschriften und seine Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, kosteten Jon Rahm rund 1,6 Millionen und die Ungewissheit, an wen er das Virus möglicherweise weitergegeben hat.

Und während die Impfung für viele Menschen in Deutschland eine Frage der Gesundheit und Selbstbestimmtheit ist, fasst Jack Nicklaus die Frage für die entrückte Golfwelt der PGA, in der die Profis um jeden Preis vermeiden wollen, den Groll der „Anti-Vax-Bewegung“ auf sich zu ziehen, wie folgt zusammen: „Geimpft zu werden, ist eine Business-Entscheidung.“

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