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Golftraining

Orthopädie-Meister und Golfer Thorsten Quarg: „Entscheidend ist, dass der Schuh die passende Größe hat“

15. Mai. 2019 in Köln, Deutschland

Die richtigen Golfschuhe und Einlagen sind enorm wichtig. (Foto: Golf Post)

Die richtigen Golfschuhe und Einlagen sind enorm wichtig. (Foto: Golf Post)

Stundenlang steckt ein Golfer in seinen Schuhen und geht viele tausend Schritte über den Golfplatz. Gedanken um seine Füße macht sich wohl kaum einer. Doch das sollten Sie! Thorsten Quarg, Orthopädie-Meister und leidenschaftlicher Golfer, klärt im Interview auf, wieso fast jeder Einlagen braucht, wie Sie kompetente Beratung finden und welcher Schuh für wen der richtige ist.

Das Interview ist Teil der Reihe Golf und Gesundheit, in der die Golf Post Gesundheitsexperten Daniel Philipp und Markus Zilligers über alle Belange des Golfsports informieren, die das Spiel gesünder machen. Mehr über Daniel Philipp und Markus Zilligers erfahren Sie hier.

Der richtige Golfschuh - Interview mit Thorsten Quarg

Golf Post: Bevor wir zu den Fragen kommen, stell dich doch einmal vor, Thorsten.

Thorsten Quarg: Ich bin Inhaber des Sanitätshaus Quarg in Düsseldorf und Umgebung. Insgesamt haben wir sieben Filialen. Ich bin selber passionierter Golfspieler und gelernter Orthopädie-Techniker und -Meister, sodass ich gut etwas zum Thema Schuhe und Golfsport erklären kann und wie ich mir mit Einlagen das Golfspielen leichter machen kann.

Golf Post: Hat ein richtiger Schuh, eine richtige Einlage wirklich Einfluss auf meine Gesundheit, wenn ich Golf spiele?

Thorsten Quarg: Wenn ich komplett gesund bin und überhaupt keine Beschwerden habe, brauche ich keine spezielle Einlage, sondern kann mir ganz einfach einen Golfschuh kaufen. Man sollte allerdings darauf achten, dass dieser Golfschuh passend ist. Es gibt verschiedene Golfschuhe, beispielsweise welche mit Spikes oder Soft-Spikes oder glatter Sohle. Wenn ich gesund bin ist es vollkommen egal womit ich spiele, dann wähle ich das, womit ich mich am besten fühle.

Bei der Suche nach einem Golfschuh ist die Frage, kann ich einen von der Stange nehmen oder sollte ich eher nach einem vernünftigen Golfschuh suchen. Entscheidend ist, dass der Schuh die passende Größe hat. Das Problem ist aber, dass es in den Golfshops meistens nur eine oder vielleicht zwei Weiten gibt. Nimmt man verschiedene Hersteller, beispielsweise Adidas, Nike, Footjoy oder andere bekannte Marken wie Ecco, gibt es verschiedene Schuhmodelle, die bis zu sieben unterschiedliche Weiten haben, aus denen ich mir einen passenden Schuh aussuchen kann. Das sollte ich tun, indem ich meinen Fuß vernünftig vermessen lasse und darüber feststelle, welcher Schuh von der Größe und Breite her der Richtige ist. Das kann der Golfshop machen, muss dann aber eine Einzelbestellung machen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, beispielsweise zu uns zu kommen. Wir können mit dem Kunden zusammen den Golfschuh im Internet aussuchen, zum Beispiel bei Nike oder Footjoy und der Kunde kann sich den Golfschuh selber bestellen.

Golf Post: Angenommen ich habe, wie in meinem Fall, etwas breitere Füße und spiele mit normalen Schuhen, merke aber nach fünf bis sechs Stunden, dass der Fuß ein bisschen weh tut. Was kann das für Auswirkungen auf meinen Körper haben?

Thorsten Quarg: Wenn du den falschen Schuh trägst, kaufst du dir meistens die Breite über die Länge, und hast dann ein anderes Abrollverhalten. Schuhe sind technologisch erforscht und werden für den passenden Fuß hergestellt. Das heißt, sie haben sogenannte Abrollkanten und wenn ich mir beispielsweise einen zu großen Schuh kaufe, um die richtige Breite zu haben, ist die Abrollkante nicht mehr dort, wo sie eigentlich sein sollte, sondern wird meistens nach vorne verlagert. Damit habe ich nicht mehr die richtige anatomische Belastung. Das kann später zu Problemen führen, weil ich nicht meine natürliche Abrollbewegung mache, sondern beim Abrollen gehemmt bin. Dadurch erhöht sich der Druck auf die Vorfußköpfchen, auf die Mittelfußknochen und das setzt sich bis zum Knie und zur Wirbelsäule fort, denn der Fuß ist das Fundament unseres Körpers und der sollte in dem richtigen Schuh stecken.

Golf Post: Wie häufig sollte ich meinen Golfschuh wechseln?

Thorsten Quarg: Das kommt darauf an, wie häufig man ihn spielt. Wenn ich ihn nur ein bis zwei Mal im Jahr spiele, hält er für die Ewigkeit, oder zumindest bis die Weichmacher aus dem Sohlenmaterial, sofern es eine Kunststoffsohle ist, raus sind und ich keine Dämpfung mehr habe. Wenn ich regelmäßig spiele, sollte man alle ein bis zwei Jahre den Schuh wechseln.

Spikes, Soft-Spikes oder glatte Sohle?

Golf Post: Es gibt verschiedene Sohlen, Spikes, Noppen, der neue Trend geht in Richtung gar keine Spikes. Was ist der Unterschied und wie beeinflusst das meinen Schwung und meinen Sport?

Thorsten Quarg: Wenn ich topfit bin und keinerlei Beschwerden habe, ist ein Schuh mit einem Spike, der sich richtig schön eingräbt und mir beim Schwung Stabilität gibt, der richtige Schuh. Wenn ich aber schon ein leichtes Problem im Knie habe, beispielsweise einen Innenminiskusschaden oder ähnliches, dann wäre es sinnvoll einen Softspike-Schuh zu wählen, also mit noppen, weil dieser Schuh beim Durchschwung leichter über den Rasen gleitet. Auf der einen Seite habe ich nicht so eine hohe Stabilität, auf der anderen Seite habe ich nicht so eine starke Verdrehung im Kniegelenk und entlaste das Gelenk somit. Wenn ich eine dicke Atrose habe, ist es sinnvoll einen Schuh mit nur einer leichten Profilierung zu spielen. Das geht natürlich zu Lasten der Stabilität, das heißt, ich kann nicht so stark den Druck aufbauen, den ich vielleicht bei meinem Schwung bräuchte.

Golf Post: Jetzt habe ich meinen Golfschuh und der fühlt sich gut an, aber es gibt ja noch die Möglichkeit, dass durch Einlagen zu unterstützen. Was für einen Vorteil bringt mir eine Einlage und wann sollte ich mir eine vom Arzt verschreiben lassen?

Thorsten Quarg: Grundsätzlich sollte man, wenn man sowieso Probleme mit einem Spreizfuß, Knickfuß, Senkfuß oder Hallux Valgus, also Erkrankungen des Fußes oder auch der Sprunggelenke, Kniegelenke, Hüfte oder Wirbelsäule hat, nicht nur in den privaten Schuhen, in denen man ganz normal geht, sondern auch in Golfschuhen spezielle Einlagen tragen. Denn, man muss sich vorstellen, der Durchschnittsmensch geht an einem Tag um die 10.000 Schritte, zumindest sollte das das Pensum sein. Auf einer Golfrunde kommen aber ganz schnell 14.000 Schritte zusammen. Das heißt, wir sind besonders aktiv, wenn wir über den Platz laufen, und wenn ich sowieso Probleme mit den Füßen habe, dann sollte ich etwas dagegen unternehmen. Es gibt spezielle Golfeinlagen, die zum einen normale Beschwerden, wie beispielsweise einen Spreizfuß beheben, und zusätzlich meinen Schwung unterstützen, sodass ich leichter schwingen kann. Bei einem Rechtsabschläger ist es beispielsweise so, dass auf dem linken Fuß eher der kleine Zeh belastet wird, weil ich beim Schwung hinüberrutsche und beim rechten Fuß das Großzehengrundgelenk und das Großzehenendglied sehr belastet werden. Bei einer individuell angepassten Einlage kann ich diese Bereiche absenken, sodass weniger Druck auf diesen knöchernen Teilen liegt und damit der Fuß entlastet wird. Außerdem gehe ich mit einer individuell angepassten Einlage insgesamt leichter meine Bahnen und habe mehr Spaß beim Golfspielen.

Golf Post: Ist es allgemein so, dass weiche Einlagen besser sind oder ist das vollkommen individuell?

Thorsten Quarg: Egal um welche Sportart es geht, eine bettende, weiche Einlage ist sinnvoll, um die Stöße, die ich beim gehen auf die Gelenke übertrage zu minimieren. Deshalb würden meine Mitarbeiter und ich nie eine feste Kunststoffeinlage für einen Golfschuh empfehlen.

Wie finde ich die richtige Beratung?

Golf Post: Jetzt denke ich darüber nach, mir neue Golfschuhe zu kaufen und mir passende Einlagen machen zu lassen, für meinen Rücken oder mein Knie - woher weiß ich, dass der Dienstleister auch wirklich gut ist?

Thorsten Quarg: Zuerst einmal sollte man zu einem Fachbetrieb gehen, also in ein Sanitätshaus oder zu einem Orthopädie-Schuhtechniker, weil diese Leute das gelernt haben. Dann sollte man aber auch noch einfach mal fragen: "Kennst du dich mit dieser Sportart aus", weil es wenig Sinn macht, wenn ich mich mit einem Fußballer unterhalte, der Ahnung von Fußballschuhen hat und davon, was man beim Fußball braucht. Es sollte so sein, dass man mit jemandem spricht, der weiß, was überhaupt ein Golfschwung ist und wie der funktioniert, welcher Bewegungsablauf dort stattfindet. Wenn ich das alles geklärt habe und das Gefühl habe gut darüber beraten zu werden, was die Einlage mit meinem Fuß und meinem Körper macht, dann ist man in ganz guten Händen, glaube ich.

Golf Post: Wie lange muss man einen Golfschuh oder eine Einlage einlaufen? Oder kann ich direkt meine 18 Loch laufen?

Thorsten Quarg: Wenn ich noch nie Einlagen getragen habe, muss man sich schrittweise an eine Einlage gewöhnen, weil das eine Umstellung ist. Wir verändern die Statik des Körpers und da von Null auf Hundert zu gehen, tut den meisten nicht so gut. Man nimmt also die Innensohle des Schuhs heraus - Das ist übrigens ein wichtiger Punkt. Wenn man sich Golfschuhe kauft und weiß, man möchte die Einlagen in diesem Golfschuh tragen, sollte man kontrollieren, dass dieser eine herausnehmbare Innensohle hat. Diese sollte nicht nur zwei Millimeter dick sein, sondern kräftiger, weil der Platz ansonsten nicht ausreicht, um eine vernünftige Einlage zu bauen. Wenn es die ersten Einlagen sind, sollte man die ersten zwei, drei oder vier Löcher mit den Einlagen gehen, aber die standardmäßigen Einlegesohlen des Golfschuhs im Golfbag mitnehmen. Wenn man merkt, dass es anstrengend wird, sollte man die orthopädischen Einlagen rausnehmen und gegen die normalen Einlagen wechseln. Es gibt aber auch Golfer, die von vorneherein sagen: "Endlich ein tolles Gefühl", die können auch die 18 Loch gehen.

Golf Post: Im Idealfall besorge ich mir also Einlagen für den Alltag, für alle meine Schuhe und zusätzlich welche für den Golfsport?

Thorsten Quarg: Richtig. Einlagen für den Alltag sehen anders aus, als die für den Golfsport, denn die Schuhe sehen anders aus. Wenn jemand wirklich ein passionierter Golfspieler ist und acht Stunden am Tag auf dem Golfplatz und in den Golfschuhen verbringt, dem würde ich empfehlen, erst die Golfeinlagen zu machen. Aber da die meisten Menschen zur arbeitenden Bevölkerung gehören, sollten im Normalfall zuerst in den Alltagsschuhen Einlagen verwendet werden.

Golf Post: Wenn ich mich für Einlagen interessiere, was muss ich machen, wie lange dauert das und wie wird das vermessen?

Thorsten Quarg: Bei uns werden die Einlagen grundsätzlich über einen Scanner vermessen. Das heißt, man stellt sich auf eine Glasscheibe unter der ein Scanner ist und damit können wir die genaue Belastung des Fußes sehen. Weiterführend gibt es sogenannte Laufanalysen, wo wir nicht nur den Fuß, das Sprunggelenk und die Knie beurteilen, sondern auch das Hüftgelenk und die Wirbelsäule. Viele werden jetzt sagen: "Boah, Laufanalyse, ich laufe gar nicht beim Golfspielen." Doch, wir laufen eine ganze Menge. Natürlich joggen wir nicht, aber auch beim normalen Laufen können wir über die Laufanalyse sehen, welche Defizite der Körper hat. Diese probieren wir über die Einlagen auszugleichen.

Die reine Vermessung der Füße, der Scan ist innerhalb von fünf Minuten erledigt. Eine Laufanalyse bei uns im Lauflabor dauert ungefähr eine Stunde. Dabei zeichnet ein Sportwissenschaftler im Vorfeld gewisse Körperpunkte an und dann muss man auf dem Laufband laufen, einmal barfuß und einmal mit einem Schuh, um zu sehen, wie der Schuh die Statik verändert und ob er sie in die richtige Richtung verändert.

Was taugen Hightops, Schuhe mit hohem Schaft?

Golf Post: Immer häufiger sieht man Golfschuhe, die über die Knöchel gehen. Hat das einen besonderen Vorteil oder ist das einfach nur ein Design-Thema?

Thorsten Quarg: Ich denke, das Design ist vom Fußball herübergeschwappt und das sind meistens keine Schuhe, die eine besondere Stabilität im oberen Bereich haben. Es ist ein reines Design-Element. Wenn ich kalte Füße habe, sollte ich mir im Winter natürlich hohe, dicke Schuhe holen, aber solange ich keine Beschwerden im Sprunggelenk habe, reichen normale Schuhe aus. Die meisten Schuhe bieten nicht die Stabilität, um das Sprunggelenk zu stabilisieren. Da würde ich eher auf eine Bandage zurückgreifen, wenn ich weiß, dass ich Schwierigkeiten mit dem Sprunggelenk habe, aber nicht unbedingt so einen Golfschuh kaufen.

Golf Post: Du bist ein sehr guter Golfer. Was ist dein Fokus im Jahr 2019?

Thorsten Quarg: Mein Fokus ist, dass ich weiterhin ganz viel Spaß beim Golfspielen haben möchte, und dass ich viele tolle Stunden mit meinen Golffreunden verbringen kann. Sportlich muss das Handicap natürlich weiter runter, aber da liegt nicht unbedingt mein Fokus drauf. Es geht mehr darum, einen Ausgleich zu meinem Berufsleben zu haben und den Kopf freizukriegen und viel Spaß mit guten Freunden auf dem Golfplatz zu haben.

Golf Post: Vielen Dank für das Interview, Thorsten.

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