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Hideki Matsuyama: Rummel und Starkult in Japan wie sonst nur bei Tiger

12. Apr. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Hideki Matsuyama gewinnt als erster Japaner beim US Masters. (Foto: Getty)

Hideki Matsuyama gewinnt als erster Japaner beim US Masters. (Foto: Getty)

Das golfverrückte Japan steht Kopf: Um 8.03 Uhr Ortszeit traf auf der anderen Seite der Welt die Nachricht vom Masters-Triumph ein, sie platzte mitten ins montagmorgendliche Wochenauftakt-Getümmel. Acht Tage nach dem Erfolg der 17-jährigen Tsubasa Kajitani beim Augusta National Women’s Amateur hat Hideki Matsuyama für die Erfüllung eines japanischen Traums gesorgt, mit dem schon Jumbo Ozaki, Ryo Ishikawa, Isao Aoki und Shingo Katayama aufgebrochen waren, um im gelobten Land der PGA Tour ihr sportliches Heil zu suchen.

Matsuyama, inspiriert von Kajitanis Vorlage, schaffte gestern im Augusta National Golf Club, was seinen Vorgängern verwehrt blieb. Er ist nun Japans erster Männer-Major-Sieger und der erste asiatische Träger des Green Jacket überdies. Und das dreieinhalb Monate vor dem olympischen Golf-Turnier im Kasumigaseki Country Club nahe Tokio; ein besseres Testimonial können sich die Gastgeber für ihre „Spiele der XXXII. Olympiade“, so der offizielle Titel, nicht wünschen.


„Golf hat in Japan gewaltigen Stellenwert. Und Augusta National ist auch dort noch mal etwas ganz besonderes“, sagt dazu Ernie Els. „Dass dieses Land jetzt einen Masters-Champion hat – das wird ein unglaublich für den armen Hideki.“

Medienmeute berichtet 24/7

Matsuyama gilt bei seinen 126 Millionen Landsleuten als eine Art Rockstar. In den USA folgt ihm eine zweidutzendköpfige Medienmeute auf Schritt und Tritt, um 24/7 jedes noch so winzige Detail ins Land der aufgehenden Sonne mit knapp zehn Millionen Golfern, rund 2.300 Plätzen und Hunderten von High-Tech-Driving-Ranges zu reportieren; bei heimischen Auftritten „herrscht um ihn ein Rummel wie im Rest der Welt um Tiger Woods“, hat Adam Scott mal von einem Gastspiel bei der Japan Open erzählt. Und im Profi-Lager kursiert angesichts Matsuyamas Entourage der Witz, er müsse immer für mindestens 20 hungrige Mäuler putten.

„Er ist sehr, sehr scheu“

Dabei ist der 29-Jährige alles andere als eine „Rampensau“. Seine Zurückhaltung gestern Abend bei der traditionellen ersten internen Siegerehrung in der Butler Cabin war beileibe nicht bloß der Aufregung geschuldet. „Er ist sehr, sehr scheu“, so ein japanischer Journalist, kapselt sich ab, lebt in seiner eigenen Blase. Nach wie vor spricht Matsuyama nicht Englisch und lässt sich stets vom omnipräsenten Bob Turner übersetzen, seinem Manager, Intimus, Assistent, Dolmetscher, Mädchen für alles. Der „Leading Amateur“ beim Masters 2011 versteht zwar jedes Wort, bewahrt gleichwohl seine asiatische Unergründlichkeit.

Hideki Matsuyama: Seit 2017 verheiratet und Papa

Das respektieren selbst die professionellen Nachrichten-Nerds, die sich persönliche Fragen verkneifen, um beim Star kein Unwohlsein zu verursachen. So wurde erst vor einiger Zeit quasi durch Zufall bekannt, dass Sake-Liebhaber Matsuyama seit Januar 2017 verheiratet ist und eine fast vierjährige Tochter hat. Auf Ehefrau Mei und die kleine Kanna daheim in Tokio angesprochen, zuckt er gern die Achseln: „Niemand hat danach gefragt, also musste ich darauf bislang nicht antworten.“ Er schirmt sein Privatleben ab.

Fünf Siege auf der PGA Tour und Nummer 2 der Welt

Vor zehn Jahren absolvierte der zweifache Asian-Amateur-Champion (2010, 2011; letztere übrigens in Kasumigaseki), von Vater Mikio zum Golf gebracht, sein erstes Masters und reüssierte beim Sieg von Charl Schwartzel auf Anhieb mit dem geteilten 27. Platz. 2012 war Matsuyama dann auch Primus der Amateur-Weltrangliste und sein Stern ging endgültig auf. Er nährte die überschweren Erwartungen mit fünf Titelgewinnen auf der PGA Tour – Memorial Tournament 2014, Phoenix Open 2016 und 2017 sowie je ein WGC-Events in 2016 und 2017 –, war vor vier Jahren zudem Weltranglisten-Zweiter und galt als bester Golfer auf dem Globus ohne Major.


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Das hat sich gestern erledigt, nach einer Talsohle von 87 erfolglosen Turnierstarts und ausgerechnet beim Masters. Im Ranking springt der exzellente Ball-Striker mit der charakteristischen Pause am obersten Punkt des Aufschwungs nun vom 25. auf den 14. Rang.

Erst verlegen und benommen, dann befreites Lachen

In den Minuten nach dem gewinnsichernden Putt wirkte Matsuyama eher verlegen und benommen. Die Runde – gestützt auf seine famose 65 vom Samstag – war mental kräftezehrend und wirkte nach, die Bogeys auf den Löchern 1, 12, 15, 16 und 18 waren Wirkungstreffer, sie hatten seinen zwischenzeitlichen Sieben-Schläge-Vorsprung aufs Mindestmaß von einem schmelzen lassen, wenngleich sein notorisch „inkonstantes“ Putten erstaunlich stabil war.

„Eigentlich war ich schon am ersten Abschlag nervös“, sollte Matsuyama später in seiner Pressekonferenz bekennen.
Kurz vorher hatte ihm November-Sieger Dustin Johnson zum zweiten Mal ins Green Jacket geholfen. Und im Augenblick des Glücks auf dem 18. Grün war Matsuyamas Moment endlich perfekt und er zeigte ein befreites Lachen – wie bei einem Geburtstagskind, das sich selbst das schönste Geschenk gemacht hat.


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