Viel Aufsehen hatte Ex-DGV-Präsident Hans-Joachim Nothelfer mit seiner Ankündigung einer Handicapreform erregt: Er wollte das deutsche Vorgabensystem "radikal" vereinfachen (siehe Video).
Der Knackpunkt: Golfer sollten sich bis zu einem bestimmten Handicap erstmal nur verbessern können - "bis zur Bogeygolfer-Grenze" (-18,5), hieß es vonseiten des DGV, solange Nothelfer im Amt war.
Im April 2015 wurde nun mit Claus Kobold ein neuer DGV-Präsident ins Amt gewählt, der Nothelfers Geschäfte übernommen hat. Was dies für die geplanten Änderungen bedeutet, worauf sich die Golfer ab 2016 einstellen sollten und warum der DGV die Änderungen vornehmen will, das haben wir den Vorstand Recht & Regularien des DGV, Alexander Klose, gefragt.
Golf Post: Herr Klose, werden die Pläne für die Handicapreform nach Amtsantritt des neuen Präsidenten Claus Kobold weiterhin verfolgt?
Alexander Klose (DGV): Natürlich. Die Verbandsführung arbeitet seit vielen Monaten daran, den 'Auftrag' der DGV-Mitglieder im europäischen Maßstab umzusetzen: Vereinfachung der Regularien. Hierzu galt es, den Europäischen Golfverband zu überzeugen, was gelungen ist. Das wird nun national umgesetzt, turnusgemäß ab 2016.
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Alexander Klose – Vorstand Recht & Regularien
… ist beim Deutschen Golf Verband (DGV) zuständig für die offiziellen Golfregeln, das DGV-Handicapsystem und die Verbandsregularien. Seine Abteilung wirkt bei Strategie- und Strukturfragen des Verbandes mit und unterstützt die Golfclubs bei steuerlichen und rechtlichen Fragen.
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Zur Reform soll auch gehören, dass Handicaps über einer bestimmten Grenze nicht heraufgesetzt werden. Steht die Grenze von –18,5, die dafür bis dato kommuniziert wurde, final fest? Oder gibt es neue Tendenzen?
Alexander Klose (DGV): Es ist ganz einfach: Das Vorgabensystem ist eine Verbandsordnung, die satzungsgemäß durch das Präsidium beschlossen wird. Solange es noch keinen Beschluss gibt, kann ich noch keine verbindliche Aussage machen. Wir haben auch noch ein bisschen Zeit: In 2015 ändert sich ja noch nichts.
Ist es denn sicher, dass die Reform 2016 kommt?
Alexander Klose (DGV): Bedenkt man, mit welchen grundlegenden Entwicklungen wir es im Golfsport zu tun haben und wie sich das gesellschaftliche Umfeld um den Golfsport Jahr für Jahr wandelt, erscheint es richtig, die Kerngedanken des Handicapsystems zu bewahren, aber bestimmte Aspekte gezielt an den Bedürfnissen der neuen Golfergenerationen auszurichten. Eine stärkere Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse fasst auch unser Schlagwort 'Handicap 4you' prägnant zusammen. Dies wird von vielen Seiten auch gefordert und nicht zuletzt deshalb auch kommen.
Der bis April amtierende, ehemalige DGV-Präsident Hans-Joachim Nothelfer hatte die Reform mit einem „Lebenshandicap“ verglichen. Diesen Begriff finden Sie nicht zutreffend. Warum nicht?
Alexander Klose (DGV): Es gilt weiter im gesamten Vorgabensystem das Prinzip, dass eine Vorgabe möglichst genau das Spielpotenzial eines Spielers abbilden soll. Auch künftig ist nicht Grundidee, dass ein Handicap ein Leben lang in der Nähe des jemals erreichten Bestwerts eingefroren wird.
Allerdings: Einen Neugolfer, der sich die ersten Jahre immer weiter herunterspielt, zwischendurch, wie wir es heute tun, rundengenau hier und da nach einer schlechten Runde mal wieder 0,1 heraufzusetzen, ist überflüssig. Auch den Spieler, der irgendwann bei seinem ungefähr stabil bleibenden Spielpotenzial angekommen ist und dort mal ein paar Schläge schlechter spielt, jedes Mal ein paar Dezimalstellen raufzusetzen, bevor er sich dann wieder herunterspielt, erscheint im Bereich höherer Vorgaben, wo der Wettkampfgedanke nicht so im Vordergrund steht, überflüssig. Und zu guter Letzt: Einen Spieler, dessen Spielpotenzial (z. B. im Alter) dauerhaft nachlässt, darauf zu verweisen, er möge sich doch in den nächsten zehn, 20 oder 50 Wettspielen 'gefälligst Schritt für Schritt heraufspielen', erscheint ebenso fragwürdig.
Deshalb soll bei höheren Vorgaben, also im besonders freizeitorientierten Golf, gelten: Weg von den Klein-Klein-Anpassungen, mein Begriff dazu ist 'rundengenaue Heraufsetzungen', hin zu Heraufsetzungen erst dann, wenn das Spielpotenzial grundlegend und dauerhaft abweicht. Und das gehört dann in die Hände der Vorgabenausschüsse mit den Spielern.
Aus allen Maßnahmen, die möglich gewesen wären: Warum möchten Sie ausgerechnet das Handicapsystem für Einsteiger entschlacken?
Alexander Klose (DGV): Lassen Sie mich, mit einem Augenzwinkern, ein Bild verwenden: Wir müssen zunächst den Staubsauger, mit dem wir neue Menschen ins Golf saugen, mit möglichst viel Saugkraft ausstatten. Und dann soll der frisch gewonnene Golfer auch im Beutel bleiben. Dafür brauchen gerade die Spieler mit höherem Handicap, bei denen das ambitionierte Wettkampfgolf nicht im Vordergrund steht, einfache Regularien.
Wir müssen mehr den unterschiedlichen Spielertypen dienen und möchten deshalb nicht länger allein den Prototyp des vielspielenden Wettkampfgolfers als Orientierung haben. Wir möchten verschiedenen Spielergruppen und –typen in Zukunft mit den Regularien besser gerecht werden. Bei den höheren Handicaps heißt das eben, dass künftig nicht nach jeder einzelnen schlechteren Runde, also rundengenau, das berühmte 0,1 bzw. 0,2 oben drauf kommen soll.
Wir haben viele Rückmeldungen zum Reformvorhaben bekommen, unter anderem von Golfern, die sagen: „Wenn ich mich einmal über die Handicapgrenze gespielt habe und danach nur noch schlechter spiele, werde ich keinen Spaß mehr bei Turnieren haben.“ Was entgegnen Sie diesen Bedenken?
Alexander Klose (DGV): Das ist eigentlich ganz einfach zu beantworten: Es wird kein Handicap 'für alle Zeit' festgesetzt - mit dieser Mär möchte ich wirklich aufräumen. Stattdessen wollen wir die Entscheidung, ob sich tatsächlich das Spielpotenzial nachhaltig geändert hat oder ob es aktuell nur schwankt, dorthin zurückgeben, wo es hingehört: in die Hände der Spieler und Spielerinnen. Sie haben das beste Gefühl dafür, ob sie gerade ein halbes Jahr (z. B. mangels Trainings) etwas schlechter spielen oder ob sie mit ihrem Handicap (z. B. wegen dauerhafter Einschränkungen) insgesamt nicht mehr richtig abgebildet sind. Dann können (und sollen) sie zu ihrem Verein gehen und sagen: 'Setzt mich doch bitte angemessen hoch und schaut mal in den Computer, was er vorschlägt.'
Also: Man ist NICHT ein Leben lang festgefroren. Aber es soll ein Ende haben mit unnötigem hoch und runter, solange insgesamt nicht wirklich eine dauerhafte Verschlechterung des Spielpotenzials vorliegt. Ganz natürliche bloße Schwankungen werden heute zum Frust des Spielers nach jeder Runde abgebildet und das brauchen wir nicht.
Das heißt, wer sich zum Beispiel bis -18,5 heruntergespielt hat und nach einiger Zeit feststellt, dass er das Niveau nicht mehr spielen kann, geht zu seinem Clubsekretariat und sagt: 'Vielleicht ist es besser, wenn ich bei -24 geführt werde.' Ist das richtig?
Alexander Klose (DGV): Ja. Der Club hat ja die gesamte Handicaphistorie vorliegen. Wenn sich aus dieser Historie ergibt, dass der Spieler ein deutlich anderes Potenzial aufweist als noch vor einem Jahr oder vor Jahren, dann kann er angepasst werden und dann sollte er dies auch beantragen.
Wobei kein Vorgabensystem dieser Welt mit einem bestimmten Typ Spieler zurechtkommen wird: dem 'Heraufsetzungsvermeider'. Wer sein Handicap allein als Statussymbol betrachtet, hält sich heutzutage dem vorgabenwirksamen Spielbetrieb schlicht fern, zukünftig wird er vermutlich keine Heraufsetzung beantragen. Daran können wir aber nichts ändern, denn ein Vorgabensystem ist kein Erziehungsinstrument. Vielleicht schaffen wir aber zumindest eines: Der Heraufsetzungsvermeider (mit einem höheren Handicap, bei dem es keine Heraufsetzung nach einer Runde gibt) nimmt zukünftig wenigstens wieder am vorgabenwirksamen Spiel teil und schadet mit seiner zu niedrigen Vorgabe allenfalls sich selbst; nämlich, wenn er so wenige Netto-Stableford-Punkte erspielt, dass das Spiel keine Freude mehr macht. Dies sollte ihn motivieren, die Heraufsetzung zu beantragen. Und das werden alle die tun, die verstanden haben, welche Bedeutung ein Handicap tatsächlich hat. Und an denen, nicht den anderen, sollten sich auch die Regularien ausrichten.
Um den wettkampfscheuen Spielern gerecht zu werden, hätte man doch auch verstärkt die Trainingsrunden in die Handicapwertung aufnehmen können.
Alexander Klose (DGV): Die vorgabenwirksamen 'Trainingsrunden' haben wir doch schon. Das Handicapsystem nennt sie 'EDS' (Extra Day Scores = vorbgabenwirksame Privatrunden). Nun werden wir ab 2016 aller Voraussicht nach die EDS-Runden auch auswärts erlauben. Bisher ist das begrenzt auf den Heimatplatz. In Zukunft sagen wir: Nein, auch an dieser Stelle ist es uns besonders wichtig, dass die Golfer möglichst viel Golf spielen – egal wo.
Welche weiteren Änderungen erwartet die Golfer ab 2016?
Alexander Klose (DGV): Es kommt ein ganzes Paket, dessen Grundidee 'Vereinfachung' ist: Für Spieler mit höheren Vorgaben benötigt man künftig, mangels rundengenauer Heraufsetzung, auch keine Pufferzonen mehr, CBA soll entfallen, inaktive/aktive Vorgaben gibt es nicht mehr, die zwingende jährliche Vorgabenanpassung durch den Computer auf Knopfdruck entfällt (Entscheidungen nach Ermessen des Vorgabenausschusses), EDS-Runden sollen ab 2016 auch auswärts möglich sein, der Text des Vorgabensystems wird um ein Drittel kürzer sein usw. Alles das ist in der Beratung und das DGV-Präsidium wird nun abschließend zu den Einzelheiten Beschluss fassen.
Ich erinnere noch einmal an den Ausgangspunkt der Beratungen: Wir haben ein ernstzunehmendes Problem in Deutschland: Die Golfspieler spielen weniger. Und es müssen alle gemeinsam – Clubs, Verantwortliche vor Ort – ein großes Interesse daran haben, dass wieder mehr Golf, auch vorgabenwirksam, gespielt wird.
Vielen Dank für das Interview, Herr Klose.
28.12.2015 // 17:35
wilhelm seidel
Zitat:Viele möchten ein niedriges Handicap für ihr Ego, trotzdem aber regelmäßig ihr Handicap spielen. Diesen Konflikt wird man mit keinem System der Welt lösen könnenI
Es ist das einfachste von der Welt diesen Konflikt zu lösen…man muss es nur wollen!
Leider ist der DGV nicht bereit diesen Konflikt zu beenden…
Man sollte in der Tat die HDC’s ganz abschaffen! Bruttoergebnis gibt wirklich die Leistung eines Spielers wider, d.h., wie viel man über PAR den Platz gespielt hat!
Handicap ist das Eine, Platzrating das Andere: Wenn ich als Supersenior zwar noch gutes Golf spiele, meine Drives aber nur noch so lang sind, wie die einer «mittleren» Dame, dann werde ich benachteiligt: Ich darf zwar von vorne abschlagen, allerdings mit einem tieferen Rating. Konkret in unserem Club in Owingen: Ich schlage von den gleichen Tees wie die Damen ab, werde aber bei gleichem Handicap um ganze 7 (!) Schläge benachteiligt.
Wie soll das den gehen? Rating nach aktueller Drivelänge des Spielers?
„aber bestimmte Aspekte gezielt an den Bedürfnissen der neuen Golfergenerationen auszurichten. Eine stärkere Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse fasst auch unser Schlagwort ‘Handicap 4you’ prägnant zusammen.“
Es gab von Herrn Klose mal das Thema „Wunschhandicap“ (http://www.wunschhandicap.de)
„mein Begriff dazu ist ‘rundengenaue Heraufsetzungen’, hin zu Heraufsetzungen erst dann, wenn das Spielpotenzial grundlegend und dauerhaft abweicht.“
Das hörte sich aber auch mal ganz anders an.
Zitat aus „Wunschhandicap“;
„Vielmehr gilt: Je genauer und aktueller desto besser!“
„Und das gehört dann in die Hände der Vorgabenausschüsse mit den Spielern.“
Womit dann auch gleich klar ist, wer zukünftig verantwortlich ist, wenn das nicht so funktioniert wie Herr Klose sich das vorstellt.
„Ganz natürliche bloße Schwankungen werden heute zum Frust des Spielers nach jeder Runde abgebildet und das brauchen wir nicht.“
„Natürliche Schwankungen“ werden heute schon durch den Puffer berücksichtigt.
„Der Club hat ja die gesamte Handicaphistorie vorliegen. Wenn sich aus dieser Historie ergibt, dass der Spieler ein deutlich anderes Potenzial aufweist als noch vor einem Jahr oder vor Jahren, dann kann er angepasst werden und dann sollte er dies auch beantragen.“
Das kann er heute auch schon. Darüber hinaus gibt es die jährliche Anpassung, welche genau diese langfristige Veränderung berücksichtigt. Wenige Turniere gespielt und immer verbessert, dann gibt es am Jahresende nochmal -1 oder -2 oben drauf. Das gleiche in die andere Richtung.
„Wer sein Handicap allein als Statussymbol betrachtet, hält sich heutzutage dem vorgabenwirksamen Spielbetrieb schlicht fern, zukünftig wird er vermutlich keine Heraufsetzung beantragen. Daran können wir aber nichts ändern, denn ein Vorgabensystem ist kein Erziehungsinstrument.“
Diese „Erziehungsaufgabe“ liegt dann zukünftig beim Vorgabenausschuss?
„Und an denen, nicht den anderen, sollten sich auch die Regularien ausrichten.“
Schön, das die Regeln nicht mehr für alle gelten.
„Für Spieler mit höheren Vorgaben benötigt man künftig, mangels rundengenauer Heraufsetzung, auch keine Pufferzonen mehr,“
Heißt; Es gibt keine Heraufsetzung mehr nach einem Wettspiel, das obliegt dann allein dem Vorgabenausschuss?
„CBA soll entfallen“
CBA MUSS entfallen.
Zitat aus „Wunschhandicap“;
„Wenn das Spielpotential eines Spielers deutlich von seinem Handicap abweicht, er also erheblich besser oder schlechter spielt, so zieht er innerhalb eines Wettspiels leicht auch seine Mitspieler in Mitleidenschaft. Das DGV-Vorgabensystem ist zwar darauf ausgelegt, eine bessere oder schlechtere Tagesform der Golfer auszugleichen, gravierende dauerhafte Abweichungen der Vorgabe vom eigentlichen Spielpotential wirken sich jedoch unweigerlich auf das gesamte Teilnehmerfeld aus. Dann können nämlich insbesondere CSA-Anpassungen nicht mehr plausibel sein, die ja aufgrund der gespielten Ergebnisse im Vergleich zu den erwarteten Ergebnissen berechnet werden.“
„inaktive/aktive Vorgaben gibt es nicht mehr“
Wie auch, wenn man nicht mehr weiss ob das Ergebnis dann vgw. vom Vorgabenausschuss gewertet wurde oder nicht.
„die zwingende jährliche Vorgabenanpassung durch den Computer auf Knopfdruck entfällt (Entscheidungen nach Ermessen des Vorgabenausschusses)“
Was dann in den Clubs wieder für viel Diskussionsstoff sorgen wird.
„Die Golfspieler spielen weniger. Und es müssen alle gemeinsam – Clubs, Verantwortliche vor Ort – ein großes Interesse daran haben, dass wieder mehr Golf, auch vorgabenwirksam, gespielt wird.“
Das ist aus meiner Sicht ein Widerspruch in sich. Es soll vgw. gespielt werden, aber Anpassungen finden nur auf Antrag des Spielers statt. Sprich; eigentlich ist dann jedes Turnier erst mal nicht vgw. und man kann sich im nachhinein aussuchen ob es vgw. sein soll. Dann kann man auch vgw. Privatrunden zulassen und sich das Thema EDS sparen. Wozu melde ich eine EDS Runde an, wenn es dann ggf. doch nicht in die Vorgabe einfließt?
Welche Frage Herr Klose nicht beantwortet; Warum spielen die Golfspieler weniger Turniere? Warum „fürchten“ so viele Spieler um ihr HCP?
Ich habe da mal einige Vermutungen;
– Im Bereich > -18 fürchten Spieler irgendwann die magische -24 oder – 28 nicht mehr zu erreichen und auf fremden Plätzen nicht mehr spielen zu dürfen.
– Bestimmte Veranstaltungen/Spielgruppen oder auch in der Liga haben HCP Grenzen (z.B. die GSG – Gesellschaft der Seniorengolfer bei -24,6). Da will man aber dabei sein.
– Wir haben eine vollkommen überzogene HCP Fixierung, die wir schon den PE Kandidaten einbläuen (Du mußt die -54 schaffen!)
– Viele sehen ihr HCP eben doch als Statussymbol.
In Summe nennt Herr Klose das sehr charmant die „Bedürfnissen der neuen Golfergenerationen“ die erst mit 50+ in den Golfsport einsteigen (siehe auch: Imagekampage).
Es gibt im Golf nicht nur Stableford. Ich möchte mal zu bedenken geben, dass jemand mit einem zu guten HCP auch kein fairer Matchplay Gegner ist. Diese gilt insbesondere auch als Teampartner, weil er/sie dann das Team besser stellt als es ist.
Man kann über die Nettowertung im Golf denken was man will, aber sie ist ein Alleinstellungsmerkmal des Golfsport, das es so in keinem anderen Sport gibt (vielleicht noch beim Polo). Mit dieser Regelung wird einzig das System von HCP Grenzen ausgehebelt und dem Ego vieler Spieler (Ich kann nicht verlieren! Eigentlich spiele ich viel besser und Schuld war das Wetter, die Mitspieler etc.) Rechnung getragen.
Auch die weitere Zerteilung des HCP (heute HCP und Clubvorgabe) halte ich für wenig sinnvoll. Immerhin spielen wir alle das gleiche Spiel.
Am Ende geht es wahrscheinlich nur wieder ums Geld. Weniger Turnierspieler, weniger Startgeld, weniger Gastroumsatz, weniger Sponsoren…
Ich werde mich jedenfalls zukünftig fragen ob ich gegen meinen >-18 Matchplaygegner fair gewonnen habe oder nur weil sein HCP zu gut ist.
Langer Rede kurzer Sinn:
Viele möchten ein niedriges Handicap für ihr Ego, trotzdem aber regelmäßig ihr Handicap spielen. Diesen Konflikt wird man mit keinem System der Welt lösen können.
Also: Handicap nicht ernst nehmen, die Wahrheit liegt auf dem Platz. Der Vorgabenausschuß kann bei dem angedachten System nur verlieren: Entweder ist der Spieler unzufrieden, weil das Handicap nicht genug heraufgesetzt wird oder die Mitspieler hadern, weil der Kandidat auf einmal die Preise abräumt.
„oder die Mitspieler hadern, weil der Kandidat auf einmal die Preise abräumt.“
Wenn die Preise nicht nach HCP Klassen ausgespielt werden, dann räumen doch heute schon die 54er (als synonym für Clubvorgabe) alles ab… eben weil sie kein erspieltes HCP haben, sondern am Anfang einfach eine Zahl zugeordnet bekommen, die nichts mit ihrem Golfspiel zu tun hat. In den ersten ein, zwei Jahren geht dass dann munter mit den Unterspielungen weiter, bis man merkt, dass es doch nicht immer so weiter geht… dann fängt der Frust an.
„Diesen Konflikt wird man mit keinem System der Welt lösen können.“
Diesen Konflikt muss man auch nicht lösen.
„Das Spiel beruht auf dem ehrlichen Bemühen jedes einzelnen Spielers…“ Diese Spiel beruht darauf, dass man EHRLICH ist… und nicht darauf, wer das größere Ego hat.
Eugen Pletsch hat es in seinem Blog ganz gut zusammengefasst;
http://www.cybergolf.de/blog/3072-golf-nur-action-und-spass-die-zweite
Auf „Teufel komm raus“ jeden bei Laune halten…
Zitat:Viele möchten ein niedriges Handicap für ihr Ego, trotzdem aber regelmäßig ihr Handicap spielen. Diesen Konflikt wird man mit keinem System der Welt lösen könnenI
Es ist das einfachste von der Welt dieses zu lösen…man muss es nur wollen!
Leider ist der DGV nicht bereit dieses zu wollen….
EDS-Runden sind nur dazu da, damit Geld verdient wird. Privatrunden zulassen, aus die Laube.
Nur wegen dieser schwachsinnigen Änderung, mussten wir einen Handicap-Ausschuß gründen. Wir werden deshalb aber nicht mehr Turnier-Spieler haben als vorher.
Das nennt man zukunftsorientiert und modern! Super so kann es weitergehen!
Ich schließe mich Klaus K. an.
Bravo Herr Klose nur so kann es gehen.
Sicher ein richtiger Schritt. Aber: Rund 1/3 der deutschen Golfer haben eine Clubvorgabe zwischen 36 und 54. Sie erleben nicht nur wie schwer es ist, das Golfspiel zu erlernen, sondern sie haben auch den Frust bei vorgsbenwirksamen Turnieren, die sie spielen müssen, um mit HCP 36 auch außerhalb des Heimatclubs spielen zu können. Kein Wunder, dass der Golfsport in den ersten zwei oder drei Jahren so viele Spieler verliert. Daher ist die jetzt angekündigte Reform halbherzig und entspricht nicht den Bedürfnissen der Freizeitgolfer. Hier wäre ein Übergang zum angelsächsischen System ohne Clubvorgaben und ohne Turnierzwang die bessere Lösung.
@Frank H.
Ist Ihnen bewusst, dass man im britischen CONGU-System nahezu nur Zählspiel spielt?
Was sagen unsere Golfspieler, wenn es ein Zählspiel gibt?
Und wo haben wir Turnrierzwang? Wir haben doch auch EDS, und Turniere gibt es auch in GB&I.
Bei deren Zählspiel wird bei einem gestrichenen Loch einfach der Score aufgeschrieben, wo es keine Punkte mehr gibt! Am Par 4: Bogey gibt zwei Punkte und der Spieler hat eine 8, dann kann der eine 7 eintragen, weil es da schon keine Punkte mehr gibt. Da ist das Zählspiel ganz easy!
Sehr geehrter Herr von Garn,
leider gehen Sie auf den für mich zentralen Punkt der Clubvorgaben nicht ein. Nach eine hier veröffentlichten Analyse Ihres Hauses hat der Golfsport den größten Verlust bei denjenigen Spielern, die noch keine 4 Jahre spielen. Diese Spieler dürften nahezu vollständig lediglich eine Clubvorgabe haben. Sie stehen vor dern Notwendigkeit, sich in vorgabewirksamen Turnieren zum Handicap herunterzuspielen. In EDS-Runden oder gar Privatrunden geht das beim DGV ja nicht. Dieser Turnierzwang fehlt bei dem CONGU-System völlig. Beim Erhalt des ersten Handicaps von 28 (m) oder 36 (f) finden zudem ja keineswegs Zählspielregeln Anwendung. Zudem kann der Vorgabenausschuss das Handycap auch vergeben, wenn der Durchschnitt der gespeilten Privatrunden den Wert eigentlich nicht hergibt. Das erleichtet die ersten Jahre erheblich. Gerade auch im Urlaub kann jeder Brite mit Clubausweis daher nahezu jeden Platz spielen, während die deutsche Clubvorgabe nur deshalb faktisch ausreicht, weil Golfanlagenbetreiber z.B. auf Mallorca natürlich davon leben, dass sie Greenfeespieler zulassen und nicht ablehnen. Daher müssen die HCP-Anforderungen, die sich vielfach auf den Homepages finden, ja tatsächlich nicht erfüllt werden. Jeder spanische Golfer hat wohl auch automatisch HCP 36.
Wenn meine Analyse stimmt, ist dies für die DGV-Mitglieder natürlich mißlich: Man nimmt entweder den Verlust einer Vielzahl von Weniggolfern in den ersten Jahren in Kauf oder man beschädigt das Geschäft mit Turnieren und EDS-Runden. Um die Kapazitäten der Mitglieder des DGV langfristig auszulasten, dürfte es aber wohl wichtiger sein, auch die (vergleichsweise jüngeren) Weniggolfer zu halten.
Dies alles betrifft natürlich zunächst nur die Freizeitgolfer, die wenig Interesse an Golf als Turniersport haben. Wenn man aber Golf als Turniersport spielen will, dann leuchtet mir das Zählspiel sportlich auch mehr ein. In den Liegen des DGV scheint mir dies auch die vorherrschende Wertungsart zu sein.
Trotzdem halte ich die ins Auge gefaßten Änderungen für sinnvoll: Jedenfalls in dem betroffenen HCP-Bereich kann es leichter fallen, Golfer an den Turniersport heranzuführen, wenn keine Verschlechterung des HCP droht. Ob es dadurch künftig mehr Turnierspieler geben wird, wird sich zeigen.
Mit sportlichem Gruß
Ich erhalte nur Anträge auf Heraufsetzung des Handicaps, um wieder um Preise mitspielen zu können. Dabei orientieren sich die Antragsteller an das Erreichen von 36 Nettopunkten und nicht an dem Median der Vergleichsgruppe. Wir als Vorgabenausschuß legen aber aus Fairnessgründen das System der jährlichen Handicapüberprüfung zugrunde. Die Spieler sind enttäuscht, wenn ihnen erklärt wird, dass sie mit einem Median von 29 Nettopunkten je nach Handicapklasse nicht heraufgesetzt werden. Gibt es von offizieller Seite Empfehlungen, wie diese Anträge behandelt werden sollen?
http://www.golf.de/dgv/rules4you/handicap/vorgaben_detail.cfm?nr=3-16
3.16 Unterjährige Veränderung der DGV-Vorgabe durch den Vorgabenausschuss
„Ein DGV-Mitglied darf kein festes Schema festlegen, nach dem DGV-Vorgaben gemäß Ziffer 3.16 geändert werden.“
„3.16.4 Bei den Herauf- bzw. Herabsetzungen zieht der Vorgabenausschuss sämtliche verfügbaren Informationen zum Spielpotenzial des Spielers in Betracht, insbesondere
– die Häufigkeit der vom Spieler gespielten Runden;
– die Häufigkeit der vom Spieler gespielten Runden im Verhältnis zu den eingereichten vorgabenwirksamen Ergebnissen;
– die Anzahl der in jüngster Zeit erzielten vorgabenwirksamen Ergebnisse, in denen nicht nur die Vorgabe bestätigt oder unterspielt wurde, sondern auch die Ergebnisse in der Pufferzone oder schlechter;
– Leistungen des Spielers in Lochwettspielen, Vierball-Zählwettspielen oder anderen nicht vorgabenwirksamen Wettbewerben.“
Also alles individuell und Handarbeit
…….dem ist nichts hinzu zu fügen! Recht hat er, der gute Hr. Klose,