Der Royal Liverpool Golf Club in Hoylake ist das beste Beispiel dafür, dass ein Golfplatz nicht quietschend grün sein muss, um ein Weltklasse-Golfplatz zu sein. Das ist immer wieder eine wichtige Erkenntnis, denn vielerorts auf deutschen Golfplätzen geht der Irrglaube umher, dass nur ein makellos grüner Platz ein gut gepflegter und 'schöner' Golfplatz ist - eine fatale Fehlannahme.
Quietschgrüne Plätze im Fernsehen
Aber eigentlich ist es kein Wunder: Der Golfer ist durch saftige Grüns und Fairways aus dem Fernsehen und in Hochglanzmagazinen verwöhnt; Augusta ist mit seinen übergrünen Flächen nur ein Beispiel. Zwar findet inzwischen ein Umdenken statt - Pinehurst No. 2, auf dem Martin Kaymer seinen US-Open-Titel holte, ist mit seinen braunen Fairways ein gutes Gegenbeispiel - viele Plätze sind jedoch noch immer unnatürlich grün. Den Greenkeeper hierzulande bringt das in Bedrängnis, fordern die Golfer ihm doch genau dieses Aussehen auch ab. EinTeufelskreis, der, nachhaltig gedacht, immer tiefer ins Verhängnis führt:
Zunächst wurden auf den meisten Neuanlagen aus ökologischer und ökonomischer Sicht noch mit Bedacht Agrostis/Festuca-Gräser gewählt. Diese Gräser sind stressunempfindlicher, benötigen weniger Dünger, Wasser und Chemie. Auf Grund der grünen Wahnvorstellung, welcher der Greenkeeper nachzukommen versucht, um die Mitglieder zufrieden zu stellen, sind diese Gräser dann meist nach ein paar Jahren wieder verschwunden. Dafür übernimmt nun das dominante einjährige Rispengras (Poa Anua) auf dem Großteil der Golfplätze die Herrschaft und diktiert dem Greenkeeper die Pflege. Die ökonomisch und ökologisch fragliche Entwicklung nimmt Ihren Lauf.
Dilemma für den Greenkeeper
Für den Fachkundigen liegt es auf der Hand: Wer sich grüne Rasenflächen wünscht, setzt in der Regel vor allem auf Dünger, Wasser und Chemie und fördert daher nachhaltig die Poa Anua, die davon zehrt. Diese jedoch neigt zur Blütenbildung, wurzelt nur sehr flach und benötigt daher einen höheres Pflegebudget. Genau hier aber steht der verantwortungsbewusste, nachhaltig denkende Greenkeeper vor einem Dilemma: Beglückt er den Golfer kurzfristig, lässt er außer Acht, dass unnötig Ressourcen verbraucht und langfristig die falschen Gräser gestärkt werden. Folgt er seinem Gewissen gegenüber der Natur und deren ökologischen Anforderungen, wird er eine andere, vielleicht zunächst unbequemere Entscheidung treffen.
Es gibt Aufklärungsbedarf! Ändert der Greenkeeper seine bisherige Arbeitsweise nicht, treffen die Golfer schon bald erschwerte Bedingungen an: weiche Puttflächen und langsame Grüns machen das Spiel weniger attraktiv als es eine nicht ganz so grüne Fläche tun würde.
Spielbarkeit vor Optik - Schnellere Grüns sind attraktiver als grüne
Bei dem Wunsch nach einer guten Puttfläche ist für den Golfer lohnenswert zu wissen: Erfüllt der Greenkeeper die Vorstellung von saftigem Grün, bleibt die Qualität des Rasens in der Regel nachhaltig auf der Strecke, denn diese Vorgehensweise fördert vor allem das krankheitsanfällige und im Frühjahr zur Blüte neigende einjährige Rispengras (Poa Anua). Obendrein kommt der jährlich mehrmalige chemische Einsatz, um genau dieses (eigentlich unerwünschte!) Gras vor dem Totalausfall zu bewahren, also die selbst mit verursachten Schadstellen zu bekämpfen. Nicht nur im Frühjahr 2013 entstanden dadurch bedingt für die Clubs zusätzlich erhöhte Kosten für die mechanische Pflege sowie ein Mehraufwand für Dünger, Wasser und Chemie.
Dies alles kann weder im Sinn der Mitglieder, Vorstände und der Golfverbände im In- und Ausland sein. Um den Teufelskreis zu durchbrechen, bedarf es eines immensen und gezielten Einsatzes, wie zum Beispiel dem Handwässern. Handwässern bedeutet, dass Trockenstellen mit der Handbrause gewässert werden. Dies ist jedoch nur von ausreichend besetzten Greenkeeping Teams zu leisten. In der Regel wird aber genau hier gespart…
Pflegekosten reduzieren und an anderer Stelle reinvestieren
Bleibt die Frage, was passiert, wenn die EU in absehbarer Zeit die Chemie von den Golfplätzen verbannt, so wie nationale Behörden dies schon in den Niederlanden und in Dänemark als Gesetz verabschiedet haben. Was sicher bevorsteht, sind Restriktionen im Wasserverbrauch. Es gibt eine Menge Argumente, die fatale, auf die Poa Anua abgestimmte kostenintensive Pflege nicht fortzuführen.
Als logische Konsequenz bleibt für den Greenkeeper nur die Umkehr zu mehr Nachhaltigkeit, Ökologie und Ökonomie in der Golfplatzpflege. Für den Golfer ergibt sich daraus eine neue Farbpalette, eine Mischung aus grün, gelb und braun als Rasenfarbe, die in der Regel bessere Puttflächen sowie eine gesunde alternative zum grünen Wahn bietet. Gleichzeitig könnten unter anderen mit diesem Ansatz signifikant Kosten reduziert werden. Das wiederum könnte es uns dann endlich ermöglichen, Golf einem größerem Publikum in naher Zukunft anzubieten.
Natürlich ist die Pflege eines Golfplatzes sehr aufwendig aber um auf die Behauptung von Herrn Goebel zu antworten. Ich erlerne im Augenblick an der Deula Kempen den Fachagrarwirt zur Golfplatzpflege (Greenkeeper). Man bringt uns bei so Ressourcen schonend zu arbeiten wie es eben geht. Das einzige was wirklich intensiv berenet wirdsind unsere Grüns und die Abschläge, im Puncto Pflanzenschutz sind in den letzten Jahren von der EU verschärfte Regeln erlassen worden, so das alles was gespritzt werden möchte erst beantragt werden muss, das heißt, es wird nicht tonnenweise Gift auf Golfplätzen verspritzt, man kann nicht mal Profilacktisch gegen Rasenkrankheiten (Schneeschimmel oder Dollarspot) spritzen sondern erst wenn der Befall eingetreten ist. Es ist die intensive Pflege der Rasenflächen auf einem Golfplatz. Die Grüns werden zweimal im Jahr mit Hohlspoons aerifiziert um den Gasaustausch der Wurzeln zu verbessern und eine Art von Bodenaustausch zu erreichen. De Grüns werden nahezu alle vierzehn Tage nach einem Düngeplan entweder mit Granulat oder flüssig gedüngt. Grüns werden täglich gemäht, ca. einmal im Monat vertikutiert usw. Das alles lässt Golfplätze eben grüner und gepflegter aussehen, soviel Aufwand betreibt kein Hobbygärtner mit seinem Rasen.
Mit freundlichen Grüßen: Heinz Peter seliger
Ich bin zwar kein Golfer, vermute aber, dass sich die fatale Entwicklung im Laufe der Zeit wie von selbst potenziert hat:
Zur Freizeitwelt zählen in den meisten Regionen der Welt vorrangig ein grünes „Ambiente“ als chice Location, obwohl grüner Rasen im weiten Feld der Golfanlage sicher keine sportliche Funktion hat. (Greens sind hier nicht gemeint).
Wenn die Keeper überall mit der Natur und nicht verzweifelt gegen sie „pflegten“, wären Biokritik, verschwenderischer Wasserverbrauch und Artenvielfalt je nach Mikrostandort ein anderes Thema.
Die Verbände müssten das Regelwerk international ökologisch unterstützend bearbeiten, denn der Mensch muss sich den Golfplatz nicht untertan machen. Derzeit sieht es so aus, die Damen und Herren haben die Nachricht über unseren gefährdeten Planeten noch nicht gehört. Es wird aber Zeit, soll auch die nächste Generation noch das Vergnügen haben l