Wartestand: 27 Jahre lang hat Greg Norman auf diesen Augenblick gewartet; jetzt – mit 66 Jahren – sieht der Australier die Chance zur Revanche gegenüber der PGA Tour, die ihn 1994 mit der Initiative zu einer Welt-Golftour abblitzen ließ und aus seiner Idee dann später die World Golf Championships-Serie (WGC) machte. Es ist eine späte Genugtuung, doch als COO des Promoters LIV Golf Investments, der ab 2022 mit saudi-arabischem Geld zehn hochkarätige Turnier auf der Asian Tour installiert und als womöglicher Commissioner einer künftigen Premier oder Super Golf League, ebenfalls befeuert von den Petro-Dollars der umstrittenen Monarchie am Persischen Golf, drängt der „Große Weiße Hai“ nun mit Macht aus der Schmollecke auf die Weltbühne zurück – als Antagonist des etablierten Tour-Betriebs.
„Das war die größte Entscheidung meines Lebens“, sagt Norman, der für die künftigen Rollen einen Teil seines Business-Imperiums in fremde Hände legt. „Die ,Great White Shark Enterprises’ haben zwölf Geschäftszweige, und ich kann nicht alles gleichzeitig machen und überall 100 Prozent geben“, sagt er. „Also muss ich zum ersten Mal meinem Leben die Hoheit über Teile meiner Unternehmungen fremden Leuten überlassen.“ Immerhin will er mit und in seiner Design-Firma weiterhin aktiv bleiben – die hat ihm durch etliche Golfplatz-Projekte in Saudi-Arabien ja immerhin auch die Gunst von Riads Machthabern eingebracht. „Meine geschäftliche Entscheidung zeigt allerdings andererseits, wie sehr ich an die neuen Projekte und an die Menschen glaube, die dahinter stehen“, so Norman weiter. „Nächstes Frühjahr werden wir den ersten Ball in der Luft haben.“ Fortsetzung folgt – so, wie die Saudis mit dem Geld um sich werfen, wird das Thema die Golfszene noch eine ganze Weile in Atem halten.
Herbert: Sieg nach spontanem Driver-Wechsel
Umgerüstet: Schlägerwechsel sind bei Golf-Professionals wahrlich keine Seltenheit, aber der Driver-Wechsel von Lucas Herbert am Samstag der Bermuda Championship war schon was Besonderes. Beim Warmspielen auf der Range war der australische Pro mit seinen Bällen nicht sonderlich zufrieden: Es gelang ihm nicht, die Drives wegen des weiterhin vorherrschenden starken Winds flach zu halten. Irgendwas war mit der Schlagfläche des „Einser-Holzes“ nicht in Ordnung, und der 25-Jährige entschloss sich spontan, den Kopf zu wechseln. Dabei hatte er nur noch zwölf Minuten bis zur Tee Time. Also hieß es im Laufschritt in die Umkleide, neuen Kopf geholt, im Eiltempo an den Schaft montiert – und losgelegt „Glücklicherweise hat alles perfekt geklappt“, strahlte Herbert nach seiner famosen 65er-Runde, mit der er den Grundstein für den letztlichen ersten Sieg seiner Karriere auf der PGA Tour legte.
Der große Auftritt des Brian Morris
Wahrer Sieger: Lucas Herbert hat gewonnen, Patrick Reed hat wieder Schlagzeilen gemacht, aber der wahre Star der Bermuda Championship hieß Brian Morris. Der 53-jährige Golflehrer vom benachbarten Ocean View Golf Course spielte mit einer Sponsoreneinladung – Morris ist unheilbar an Krebs erkrankt, nachdem ein Gehirntumor über den ganzen Körper gestreut hat, und seit heute wieder zur nächsten Chemotherapie in der Klinik. Auf dem Port Royal Golf Course erlebte der Mann, der nach eigener Aussage einfach nur versucht, „noch so lange wie möglich zu leben“, eine sehr besondere Woche. „Vom ersten Loch bis heute war es eine unfassbare Reise“, sagte Morris, der mit Runden von 89 und 92 am Cut scheiterte. „Es ist toll, dass ich noch so viele Leute kennen lernen durfte – Leute, die das Event managen; die für die Tour arbeiten. Alle waren so nett zu mir. Ganz großartig, das werde ich nie vergessen.“ Und: „Ich hoffe, dass mein Auftritt hier andere Betroffene inspirieren kann. Es ist wirklich hart; das Härteste, das einem im Leben passieren kann. Und ich rede nicht von Golf, sondern vom Kampf gegen den Krebs. Umso schöner, dass ich diese Erlebnis hier hatte.“
James Hahn und die „Million“ im Handschuhfach
Fundsache: Vermutlich haben wir alle schon mal irgendwo unvermutet Geld gefunden, eigenes. Münzen in einer Hosentasche. Oder einen Schein, der mal als Bar-Reserve gebunkert und übersehen wurde. Aber kann man tatsächlich 1,2 Millionen Dollar vergessen? Ja, kann man – jedenfalls, wenn man James Hahn heißt. Der US-Pro hat gerade in einem Interview erzählt, dass er seinen Scheck für den Gewinn der Northern Trust 2015 im Handschuhfach seines Autos deponiert und dort schlichtweg vergessen habe. Erst als sich seine Frau wunderte, dass die 1,2 Millionen Dollar Siegprämie dem Konto auch nach gut zwei Wochen noch nicht gut geschrieben waren, fiel Hahn sein „Deposit“ siedendheiß wieder ein. Auf der Bank musste er dann beim Einzahlen sogar noch eine Sicherheits-Überprüfung über sich ergehen lassen, weil der Kassierer wegen der späten Einreichung des Schecks misstrauisch geworden war. Doch am Ende landete das Geld endlich auf dem Konto, und seither fährt Hahn mit Preisgeldern jeglicher Höhe immer direkt zur Bank.
Trophäen-Schau bei Bernhard Langer
„Full House“? Was für ein Luxus-Problem: Bernhard Langer kriegt schon wieder eine Trophäe – und hat kaum noch Platz. Aber sehen Sie selbst, Hausbesuch im Jahr 2019 bei den Langers in Boca Raton/Florida:
Saudi-Turnier: Auch Lydia Ko lässt sich ködern
Ausreißer: Auch Lydia Ko kann dem Lockruf des Geldes aus Saudi-Arabien nicht widerstehen. Damit befindet sich die Neuseeländerin zwar in namhafter Gesellschaft, doch das macht es nicht unbedingt besser. Jedenfalls hat die ehemalige Weltranglistenerste eine Einladung zum Saudi Ladies International angenommen und dafür ursprünglich sogar ihre Teilnahme an der Pelican Women’s Championship in Florida auf der LPGA Tour abgesagt. Damit hätte sich die im südkoreanischen Seoul geborene Proette freilich der Chance begeben, die Vare Trophy zu gewinnen, bei der mindestens 70 Runden auf der LPGA Tour gespielt werden müssen und die sie aktuell anführt, wenngleich ihr noch fünf Runden fehlen. Für den Gewinn gibt es nicht nur einen Scheck, sondern auch Punkte für den Einzug in die LPGA Hall of Fame; es wäre Kos erste Vare Trophy. Da ansonsten nur noch das Tour-Finale ansteht, hat die 24-Jährige nun doch für die „Pelican“ gemeldet, um die fehlenden fünf Runden voll zu bekommen.
In Saudi-Arabien spielt Ko diese Woche dennoch, weil: „In verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt spielen zu können und mehr junge Leute und junge Mädchen vor allem für Golf zu begeistern, ist für mich nie selbstverständlich. Und vergangenes Jahr hat das Turnier mehr als 1.000 saudische Mädchen bewogen, sich anzumelden und Golf lernen zu wollen. Es klingt also so, als würde ich irgendwo spielen, wo man sich wirklich in Golf verliebt.“ Man kann das abgedroschene Alibi-Narrativ kaum noch hören, mit dem auch eine Anna Nordqvist, Georgia Hall oder Laura Davies begründen, warum sie in einer absolutistisch geführten Monarchie an den Start gehen, wo nicht nur die Gleichberechtigung der Frauen, sondern Menschenrechte generell mit Füßen getreten werden. Aber wie heißt es doch: „Pekunia non olet“, Geld stinkt nicht. Jedenfalls für allzu viele nicht.
Ogilvys Traum-Turnierserie
Alternative: Die Australian Open im Dezember fällt wegen Corona zum zweiten Mal hintereinander aus; ohnehin ist die Einreise nach Down Under aufgrund der Regierungs-Restriktionen kaum möglich. Also haben sich Geoff Ogilvy, Australiens US-Open-Champion von 2006, und der Ex-European-Tour-Spieler Mike Clayton einen „Ersatz“ einfallen lassen. Der Begriff ist allerdings mehr als nur eine Untertreibung. Das „Sandbelt Invitational“ findet vom 20. bis 23. Dezember auf vier der besten und schönsten Kursen nicht nur von Australien statt: Royal Melbourne, Kingston Heath, Peninsula Kingswood and Yarra Yarra lassen weltweit Golfer verzückt die Augen rollen. Besser kann man Weihnachten aus golferischer Sicht kaum einläuten. Das 72-Loch-Event mit je einer Runde auf den vier Ikonen ist erstmal für 60 Teilnehmer, Damen und Herren, Professionals und Amateure ausgeschrieben und mit 500.000 australischen Dollar dotiert. Noch ist die Initiative eher altruistisch geprägt, aber Ogilvy und Clayton hoffen, aus dem „Sandbelt Invitational“ eins von Australiens größten Turniere zu machen. Ja, bitte! Man freut sich jetzt schon auf die TV-Bilder.
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Golf spielen mit den Beatles
Themenpark: Was macht einer, der begeisterter Golfer und Beatles-Fan, dazu von seinen Eltern einen Golfplatz im ländlichen Minnesota geerbt hat? Ganz klar, er baut sich nebenan einen Kurs, der vom ersten Tee bis zum letzten Grün vom legendären Quartett aus Liverpool geprägt ist. Und so lebt der gebürtige Kanadier und Ex-Golflehrer Greg McKush (57) nun seine Beatlemania im Montgomery National Golf Club aus: Das Clubhaus ist voller Memorabilia, die Bahnen sind nach Songs der erfolgreichsten Band der Musikgeschichte benannt, Bunker haben die Form von Instrumenten und sogar „Yellow Submarine“, das berühmte gelbe U-Boot, schwimmt mittlerweile in einem Teich:
Caddyshack-Maulwurf, „Westys“ Cruella, „Josh The Trill“
Zum Schluss: Die Halloween-Aktivitäten und -Verkleidungen der Golfstars geisterten gestern durch alle entsprechenden Medien, und es gab drei persönliche Favoriten, die hier noch mal gewürdigte werden sollen. Den Anfang macht der Maulwurf aka „Gopher“ aus Caddyshack, um den sich das gesamte Leben und Treiben von Greenkeeper Carl Spackler alias Bill Murray dreht – hier mit dem Nachwuchs wirklich grandios und kreativ in Szene gesetzt:
Absolut sehenswert auch das Ehepaar Westwood als Personifizierung des Disney-Filmklassikers „101 Dalmatiner“ von 1996. Wobei: Sehenswert ist relativ, denn Lee Westwood ist im Dalmatiner-Ganzkörper-Suit allenfalls zu folgern; dafür macht Gattin Helen auch als teuflische Cruella DeVil wahrhaft bella figura:
Und last but not least ist Josh Allen im Bild, Quarterback des Football-Teams Buffalo Bill, der als leidenschaftlicher Golfer auf dem Weg zum Spiel gegen die Miami Dolphins eine Verkörperung von Phil Mickelson zum Besten gibt, samt Daumen, unvermeidlichem Kaffee und „Leftys“ berühmten Waden. Nur die Schuhe stimmen nicht ganz. Trotzdem gab’s umgehend Lob vom „verführerischsten Mann auf dem Planeten“ (Mickelson über Mickelson ) höchstselbst: