Kein Halm ist in Sicht, nur Steinwüste. Hubschrauber landen und starten gleich nebenan unaufhörlich und ziehen ihre Kreise über dem Platz. Der Blick die erste Spielbahn hinunter ist irritierend. Alles sieht gleich aus. Immerhin geben die schwarzen Linien aus Teerfarbe das Fairway vor. Und am Ende der Bahn ein brauner Fleck in grauer Wüste, darauf eine Fahne.
Der Awali Golf Club in Bahrain ist schon auf den ersten Blick kein gewöhnlicher Golfplatz. Er liegt mitten in der kargen Wüstenlandschaft Bahrains, neben einem Fliegerhorst, auf dem insbesondere Helikopterpiloten trainiert werden. Bis auf ein paar Bäume, die die Spielbahnen grob vorgeben, findet man hier nichts, was man eigentlich für einen Golfplatz braucht – kein Gras, kein Grün, kein Rough, kein Wasser.
Doch 300 Clubmitglieder können nicht irren. Mehrere Turniere werden monatlich auf der 18-Loch-Anlage ausgetragen, sogar die Bahrain Open, sowohl für Damen (32. Auflage) als auch Herren (57. Auflage). Also muss es irgendwie funktionieren.
Lebendiges Clubleben im Awali Golf Club
Sonderlich viele Gäste empfängt der bereits 1937 gegründete Club wahrscheinlich nicht, sonst wäre das Leih-Equipment wohl zumindest aus diesem Jahrtausend. Andererseits ist die Aussicht auf zerbeulte Schläger ein triftiges Argument für betagtes Equipment. So nachsichtig wie ein weiches, sattgrünes Fairway sind die steinigen, brettharten Pisten im Awali Golf Club auf jeden Fall nicht.
Materialschonung versprechen immerhin die Abschlagsmatten an jedem Tee. Von den Kunstrasenteppichen bringt man seinen Ball fast wie gewohnt ins Spiel. Doch sobald die Kugel einmal fliegt, ist nichts mehr, wie man es kennt. Auch ohne große Höhenunterschiede kann man in der Mitte Bahrains seine eigenen Längenrekorde attackieren – zumindest, wenn man die Gesamtdistanz in die Statistik aufnimmt. Die Bälle rollen durch den harten Untergrund so weit, wie man es aus dem Heimatclub nur kennt, wenn man günstig den Cartweg trifft. Allerdings bringen die Steine auch ein Element der Spannung ins Spiel, denn jederzeit kann ein Ball in jede Richtung abgelenkt werden.
Der ölteste Golfclub Bahrains
Völlig unvorhergesehene Lagen nach guten Schlägen bleiben dennoch zumeist aus. Ein getroffener Abschlag kommt in der Regel auf dem Fairway zum Liegen. Und das hat einen großen Vorteil. Denn nur hier, zwischen den schwarzen Teerlinien, die die Spielbahn seitlich begrenzen, darf man sich die kleine Kunstrasenmatte unter den Ball legen, die man mit auf die aufregende Reise durch die Wüste bekommt. Das erleichtert den Schlag ins Brown, wie die sandigen Puttoberflächen in Anlegung an ihre Farbe genannt werden, erheblich. Die Alternative ist ausgetrockneter, steiniger Boden, auf dem man den Ball schon sehr ordentlich treffen muss, um ihn zu kontrollieren.
Überraschend gut lassen sich die Putts kontrollieren, hat man einmal das Brown erreicht. Flache, mit Teer überzogene Wälle schützen den Sand vor Wind. Während man erwartet, gegen den Ball hauen zu müssen, um ihn im weichen Sand Richtung Loch zu bewegen, lässt es sich erstaunlich gefühlvoll Putten. Und man erhält sofort Feedback zu seiner Linie, die sich deutlich im Sand abzeichnet. Der Awali Golf Club ist ein echtes Erlebnis!
Der Autor besuchte Bahrain und den Awali Golf Club auf Einladung der Tourismusbehörde des Landes. Die geschilderten Eindrücke sind ausschließlich die des Autors.