Als Head-Greenkeeper und Rasenberater in Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Schweiz, Finnland und einigen anderen Ländern habe ich in den letzten 25 Jahren verschiedenste Golf Clubs kennengelernt. Vor allem die finanzielle Lage ist vieler Orts mehr als schwierig.
Sind falsche und zu hohe Erwartungen und Anforderungen an die Pflege unserer Golfplätze der Grund? Beeinflusst fehlende Zeit das Golfspiel negativ? Verliert das Spiel an Attraktivität durch unverständliche Regeln? Wird die Komplexität unserer Sportart unterschätzt? Könnte es sein, dass Golf spielen mehr ist als ein reines Geschäftsmodell? Ist nicht das Wissen um die Historie, die Etikette, den Respekt und die Verantwortung gegenüber dem Spiel, der Natur und dem Greenkeeping grundlegende Voraussetzungen für ein langfristiges erfolgreiches Golfspiel?
Es sind die sehr komplexen Zusammenhänge im Greenkeeping, die durch das Wetter, die Klimaveränderungen oder Höhenunterschiede Einfluss auf den eigenen Platz und dadurch auf die alltägliche Bespielbarkeit haben. Auch der Einfluss des Klimas- maritim oder kontinental- oder von Gewässern ist nicht zu unterschätzen. Der Wunsch nach Spielflächen (Grüns), die ohne Krankheiten über das ganze Jahr bespielt werden können, ist weder realistisch noch von der Natur so vorgesehen. Es darf die Frage erlaubt sein: Haben Sie nicht auch das eine oder andere Zipperlein im Jahr? Durch das richtige Ausbessern von Pitchmarken übernehmen Sie Verantwortung und haben dadurch großen Einfluss vor allem auf Krankheiten und Unebenheiten Ihrer Grüns.
Ursachen liegen teilweise weit zurück
Schauen wir einmal zurück und suchen nach weiteren Ursachen. Das Design sowie die dazu notwendigen Arbeiten zum Bau der meisten Golfplätze weltweit war bis 1940 durch Pferde, Schubkarre, Schaufel und Harke bestimmt. Hinzu kam, dass die Flächen, die durch ihre natürliche Beschaffenheit für einen erstklassigen Golfplatz geeignet gewesen wären, zumeist schon vergeben waren. Ab 1970 wurden zunehmend landwirtschaftliche Flächen zum Bau herangezogen. Mit großen Bulldozern schien nun alles möglich. Häufig wurde dabei die Natur überstrapaziert und darüber hinaus auch oft noch zu teuer gebaut. Leider haben viele Architekten bei der Planung von bizarr modellierten Flächen oft den dazu nötigen erhöhten Personalbedarf vergessen und somit die langfristige Finanzierung der Anlage gefährdet. Zudem belasten häufig zu viele und zu große Bunker das finanzielle und zeitliche Budget der Golfclubs. Hier könnte eine sinnvolle Reduzierung der Anzahl und Größe Abhilfe schaffen.
Häufig gesellten sich auch noch Baufehler dazu. Während der Bauphase wurden nämlich verantwortliche Architekten und Bauunternehmer oftmals zu wenig überwacht und kontrolliert. Beim Einbau der Rasentragschichten der Grüns und Abschläge wurden Greenkeeper in den wenigstens Fällen als Fachleute mit einbezogen. So entstanden verbreitet fehlerhaft aufgebaute Grüns und Abschläge, die heute mit zu wenig Personal und zu erhöhten Kosten gepflegt werden müssen. Aufgrund aberwitziger Ondulationen haben viele Grüns zudem zu wenige Fahnenpositionen, sodass sich die Verdichtungen und die dadurch entstehenden Probleme auf Teilflächen konzentrieren.
Sei 1980 begann man Bahnen zu verlängern, weil man sich nicht auf die Begrenzung der Flugweite der Golfbälle einigen konnte. Wieder wurde unnötig Geld verbrannt und die Pflegekosten weiter nach oben getrieben. Auch Aufwendungen für Clubhäuser stehen oft in keiner vernünftigen Relation zu denen für Platz und Pflege. Zudem belasten viele Golfclubs sehr hohe Pachten. Ist vielleicht vielen Verpächtern die Krise im Golf noch nicht kommuniziert worden und daher bei diesen auch noch nicht angekommen?
Tiefgrüner Rasen weckt falsche Erwartungen
Zu allem Unheil entwickelte sich in dieser Zeit die Mode der tiefgrünen Rasenflächen. Zum Vorteil großer Teile der Agrarindustrie wurde nun viel mehr gedüngt und gewässert als notwendig. Die Flächen wurden nass und weich, verfilzten, Krankheiten kamen auf, Poa Annua und andere unerwünschte Gräser und Pflanzenarten wanderten ein. Nun war und ist auch heute noch die Mehrheit der Plätze in diesem Teufelskreis gefangen. Veränderte gesetzliche Auflagen werden den Einsatz von Wasser, Düngemitteln und Pestiziden zukünftig weiter einschränken oder ganz verbieten. Dies hat schon heute Folgen auf die Pflegekosten sowie Einflüsse auf die Bespielbarkeit Ihrer Anlage. Lassen sie sich nicht von grünen Rasenflächen beeindrucken und fehlleiten. Die Wahrheit über den Zustand ihrer Spielflächen liegt zumeist unterhalb der Grasnarbe. Der Wunsch nach immer höheren Grüngeschwindigkeiten hat die Belastung der Gräser, die Pflegekosten und den Druck auf die Greenkeeper weiter ansteigen lassen. Wünschenswert wäre auch hier, zur Vernunft zurückkehren. Jede Golfanlage ist einzigartig. Die Unterschiede durch Standort, bauliche Gegebenheiten und finanzielle Ausstattung machen Vergleiche der Golfclubs untereinander hinfällig.
Vielen ist vielleicht auch Folgendes noch nicht bewusst: als Golfer tragen Sie mindestens die gleiche Verantwortung für eine sachgerechte und umweltfreundliche Pflege auf ihrem Golfplatz wie das Greenkeeping. Viele Anforderungen der Golfer an die Bespielbarkeit des Platzes sind durch das Greenkeeping mitunter fachlich und personell nicht umsetzbar. Bitte lassen sie ihre Greenkeeper nicht alleine und erhöhen nicht immer noch weiter den schon jetzt unbeschreiblichen Druck auf ihre Mitarbeiter. Er verursacht Frust, Krankheiten, Burnout und den totalen Ausstieg vieler Greenkeeper. Dieses Thema ist wirklich sehr ernst zu nehmen, denn es finden sich immer weniger Greenkeeper und Platzarbeiter, die mit Begeisterung auf einem Golfplatz arbeiten wollen. Hinterfragen Sie die Pflegeziele auf Ihrer Anlage. Ihre Greenkeeper werden Ihnen gerne Rede und Antwort stehen.
Die Umkehr ist möglich
Einige Golfplätze haben schon erfolgreich damit begonnen, diesen unsagbaren Kreislauf bei der Platzpflege zu durchbrechen. Vielleicht gibt es auch in Ihrer Nachbarschaft Anlagen, die sich den veränderten Bedingungen und den vor uns liegenden Aufgaben stellen? Nur bei einem vernünftigen Ansatz einer nachhaltigen Pflege im Greenkeeping können die Golfclubs finanziell überleben. Um genau dieses finanzielle Überleben zu gewährleisten, benötigen wir aber vor allem Vorstände, die sich längerfristig (mindestens sechs bis zehn Jahre zum Wohle ihrer Clubs engagieren. Es liegt in Ihrer Verantwortung, für festgeschriebene langfristige Pläne, insbesondere für die mechanische Pflege (Bodenbelüftung) Ihres Platzes zu sorgen, die auch bei Wechseln in Vorstand, Management oder Greenkeeping Bestand haben.
Hilfreich wäre nun über die derzeitige Krise auch eine ehrliche und offene Kommunikation, die vor allem durch die Verbände mitgetragen werden könnte (DGV, GVD, GMVD, BVG und PGA).
Es ist noch nicht zu spät! Eine Umkehr hilft dem Golfsport im Gesamten, vor allem aber dem Geldbeutel Ihres eigenen Golfplatzes.
Hervorragender Kommentar!
Insebsondere muss auch immer wieder der Finger in die Wunde gelegt werden, was die Platzpflege durch Mitglieder betrifft.
Ich muss mich als VcG-Golfer immer wieder heftig wundern, wenn ich in einem Turnier das Verhalten von Mitgliedern des betreffenden GC anschaue: da werden die Fahnenstöcke auf dem Grün hingeworfen, Zigaretten mal eben im Teich entsorgt, Pitchmarken nicht ausgebessert und, und, und. Frei nach dem Motto: „hier zahle ich, hier darf ich alles“.
Da muss es bei einigen auch noch „Klick“ im Kopf machen…
Bitte welche Krise? Ich kenne keine einzige Anlage auf deren Fairways jetzt Kartoffeln angebaut werden!! Ist wieder typisch Deutsch, eine Krise herbei zu reden und dann als Messias mit den Lösungsvorschlägen zu kommen! Bei der Diskussion wie man Golf zukunftsfähig macht bin ich gerne dabei, nicht aber bei „Krisenbewältigungen“. Ich empfehle auch Golfpost dringend, sich nicht vor einen Krisenkarren spannen zu lassen, sondern eine positive Zukunftsdiskussion zu führen.