Die Turniersaison ist im vollen Gange und nicht nur auf den Heimatplätzen wird fleißig gespielt. Spielerinnen und Spieler aller Alters- und Handicapklassen werden regelmäßig auf auswärtige Golfplätze vor immer wieder neue Herausforderungen gestellt. Offensichtlich gelingt es manchen Spielern immer wieder mit vollem Selbstvertrauen auf die erste Teebox zu laufen, ganz egal auf welchem Platz sie antreten. Auf dem Weg dorthin gilt es, wie so oft, individuell viele Möglichkeiten auszuprobieren, um dann die bestmögliche für sich selbst zu finden.
“By failing to prepare, you are preparing to fail” – Benjamin Franklin
Die Proberunde(n)
Idealerweise findet eine erste Proberunde für ein großes Turnier ca. 4-6 Wochen vor dem eigentlichen Event statt. Das geht natürlich nicht immer, aber für die Jahreshighlights sollte man dafür einen Platz im Kalender finden. Bei dieser Proberunde gilt es mit offenen Augen über den Platz zu gehen und ein Gefühl für die anstehenden Aufgaben zu bekommen.
Wie dicht ist das Semirough im Grünbereich? Werden mich tiefe Bunker oder stark wellige Grüns erwarten? Spielt Wind eine Rolle und werde ich immer mit dem Driver abschlagen - oder ist das an manchen Spielbahnen gar nicht unbedingt von Vorteil und ich brauche eine anderen Schläger mit dem ich den Ball zuverlässig ins Spiel bringen kann? Die Antworten auf diese Fragen werden maßgeblichen Einfluss auf die Trainingsinhalte in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung haben.
Für die regelmäßig wiederkehrenden Abschlagsituationen bietet es sich an, folgende Informationen zu notieren und einen ersten Spielplan zu erstellen.
- Welche Seite der Teebox nutze ich für meinen Abschlag, um eine optisch passende Spielsituation / Perspektive zu schaffen?
- Welchen Zielpunkt / Horizontpunkt wähle ich aus, um den Ball ins Spiel zu bringen?
- Welchen Schläger werde ich für den ersten Schlag nutzen?
Mit einem solchen Plan ausgestattet fällt es später in der Turniersituation nach weniger guten Bahnen leichter, sich wieder auf die nächste Schlagaufgabe zu konzentrieren. Außerdem nehmen Spieler mit einem kleinen Zielpunkt auf der richtigen Seite des Fairways dann im Turnier die Ausgrenzen und Penalty-Areas abseits des Fairways möglicherweise gar nicht mehr wahr.
Im Rahmen der zweiten Proberunde am Vortag des Turniers kann der im Verlauf der ersten Proberunde entstandene Spielplan getestet und gegebenenfalls nochmal angepasst werden.
An den Par-3-Löchern kann die Schlägerwahl für unterschiedliche Fahnenpositionen genau festgelegt werden. Spielt man zu einem frühen Zeitpunkt im Jahr die erste Proberunde, können sich auch unterschiedliche Temperaturen und Bodenverhältnisse bemerkbar machen.
Die Spieler beschäftigen sich hauptsächlich mit Kurzspielsituationen und der Grüngeschwindigkeit, welche sie im unmittelbar bevorstehenden Wettbewerb erwarten wird.
Trainingsgestaltung nach der ersten Proberunde
Jede Turnierrunde besteht aus Aufgaben, die den Spielern individuell mehr oder weniger liegen. Die Gründe dafür sind vielfältig und u.a. mit den eigenen Kompetenzen und den in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen verknüpft.
Für die Vorbereitung der Trainingseinheit benötigen Sie jeweils sechs grüne, gelbe und rote Karteikarten. In die Kategorien „vom Tee“, „zum Grün“ und „rund ums Grün“ sortieren Sie nun jeweils zwei grüne, zwei gelbe und zwei rote Karten. Wir beginnen nun mit der Kategorie „vom Tee“. Gehen Sie den Golfplatz gedanklich durch und notieren auf den grünen Karten jene Spielsituationen, die Ihnen leicht gefallen sind, wie z.B. „Loch 9, Autobahn, breit & kurz“. Auf den gelben Karten notieren Sie Aufgaben, die mittelschwer gefallen sind, wie z.B. „ Loch 18, Draw" und auf den roten Katen notieren Sie Spielsituationen, die für Sie eine Herausforderung darstellen, wie z.B. „Loch 11, 1. Drive am DGL Spieltag, Gegenwind, keine Toleranz links“.
Den gleichen Prozess durchlaufen Sie in der Kategorie „zum Grün“ und „rund ums Grün“, so dass alle 18 Karten mit Spielsituationen auf dem Turnierplatz gefüllt sind.
Nun geht es auf die Range, und nach dem einschlagen mischen Sie die 18 Karten durch und ziehen eine der grünen Karten aus dem Stapel. Versuchen Sie nun, sich die Spielsituation so genau wie möglich vorzustellen und führen Sie den Schlag aus. Nun ist die nächste Karte dran, dieses Mal eine gelbe. Nach der Ausführung dieses Schlages wartet die erste rote Karte auf Sie, die es nun erfolgreich zu lösen gilt. In der Kategorie „vom Grün“ suchen Sie sich bitte immer einen seitlich begrenzten Zielkorridor, welcher dem tatsächlichen Fairway in etwa entspricht. Für die Schläge der Kategorie „zum Grün“ und „rund ums Grün“ finden Sie bestimmt Ziele auf der Driving Range oder dem Pitching Grün, die Sie anspielen können, um die Spielsituationen so ähnlich wie möglich zu gestalten.
Mit dieser Vorbereitung gewinnen Sie Sicherheit
Durch das regelmäßige Training der leichten, mittleren und schweren Situationen, werden Sie insgesamt an Sicherheit gewinnen. Stehen Sie im Turnier dann tatsächlich an den von Ihnen ausgewählten Stellen, werden Sie die Aufgabe schon ganz häufig im Training gelöst haben und können voller Überzeugung Ihre Entscheidung treffen und den Schlag ausführen.
Weiter können Sie viele Dinge über sich selbst herausfinden. Was ist bei einer grünen Karte anders als bei einer roten Karte? Können Sie sich diese Schläge besser vorstellen d.h. visualisieren, bevor Sie diese ausführen? Gehen Sie vielleicht gelassener an diese Aufgaben heran und können sich so mehr auf die Situation einlassen und sind insgesamt ruhiger? Was geht in Ihnen vor wenn Sie eine schwierige Aufgabe vor sich haben? Sind die Gedanken an der richtigen Stelle oder sehen Sie schon vor dem Schlag gar keine Möglichkeit die Aufgabe erfolgreich zu lösen.
Wenn Sie herausfinden, dass manche Schläge so gar nicht machbar sind, hilft Ihnen Ihr Trainer bestimmt dabei an den richtigen Schrauben zu drehen, um baldmöglichst noch mehr Aufgaben lösen zu können oder erarbeitet mit Ihnen den bestmöglichen „Plan B“ für brenzlige Situationen.
Ich wünsche Ihnen allen eine erfolgreiche Vorbereitung auf die kommenden Turnierevents und viele bunte Trainingseinheiten auf der Driving Range. Bleiben Sie neugierig...
Bis demnächst, Ihr
Marco Müntnich