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Golf in Deutschland

Golfsaison beginnt: Und die Scorekarte der Nachhaltigkeit ist ein Muss

22. Mrz. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Golfclub Herford)

Mehr als nur Hindernisse für Spieler: Die Golfplätze und ihr "Lebensmittel" Wasser – ein oftmals unterschätztes Megathema.(Foto: Golfclub Herford)

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Am vergangenen Montag war Frühlingsbeginn. Es grünt allüberall. Und auf den Golfanlagen sprießen – salopp formuliert – die Golfer. Temperaturen von regionenweise um oder sogar über 20 Grad locken den Homo ludens, den spielenden Menschen, ins Freie. Das wäre an und für sich frohe Kunde: Hurra, die Saison kann endlich beginnen! Für oberflächliche Zeitgenossen. Andere schauen eher bangen Blicks auf die kommenden Monate – sorry, wenn hier jetzt einer die Spaßbremse und den Spielverderber gibt. Denn die Aussichten sind dystopisch.

Lagebericht des Weltklimarats, Klima-PK des Wetterdiensts

Mit dem kalendarischen Frühlingsbeginn ging eine Kakophonie der Hiobs- und Horrorbotschaften einher: Bereits am selben Tag erschien nämlich der aktuelle Lagebericht des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change *) zur globalen Erwärmung. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hielt am Dienstag eine „Klimapressekonferenz“. Bundes-Agrarminister Cem Özdemir legte überdies die Waldzustandserhebung 2022 vor. Bereits vergangene Woche hatten sich die Nachrichtenjournale von „Das Erste“ und „ZDF“ mit dem Thema Trockenheit und der „Nationalen Wasserstrategie“ der Bundesregierung beschäftigt. Eine schlechte Nachricht nach der anderen, selbst Wissenden klingelten die Ohren. In Kurzform: Die Bäume gehen ein und die Welt geht unter.

Pandorabüchse des Klimakollapses

Klauben wir doch einfach mal was raus, aus dieser Pandorabüchse des Klimakollapses. „Der Klimawandel beschleunigt sich, Folgen wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren häufen sich und werden extremer“, entnimmt die „Deutsche Presse Agentur „ (dpa) dem IPPC-Katalog. „Wenn die Regierungen der Welt die klimaschädlichen Emissionen nicht noch in diesem Jahrzehnt drastisch senken, wird das Leben auf der Erde für kommende Generationen unberechenbarer und gefährlicher.“ Um nicht zu sagen: lebensgefährlich. Für den DWD ist die Flutkatastrophe von 2021 an der Ahr mittlerweile exemplarisch. In den kommenden Jahren müsse in ganz Deutschland mit mehr Starkregen aufgrund des Klimawandels gerechnet werden, betonte Tobias Fuchs, Leiter der Bereiches Klima und Umwelt.

Der Patient Wald

Der Waldzustandsbericht wiederum liest sich wie ein Stephen-King-Schocker. Egal, ob Nadel- oder Laubwälder: Nur einer von fünf Bäumen ist gesund, jeder dritten Baum ist schwer krank. Regionale Extremhitze, maximale Sonnenstunden, ausgetrocknete Böden mit wenig pflanzenverfügbarem Wasser und immer tiefer fallende Grundwasserspiegel zählt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf: „Den Wäldern in Deutschland geht es so schlecht wie nie zuvor“, so Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Von den 4.300 Hektar gar nicht zu reden, die im vergangenen Jahr den Waldbränden zum Opfer gefallen sind, die mittlerweile selbst Wohngebiete bedrohen. „Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht“, sagt Minister Özdemir.

 

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Gemengelage des Grauens

Zu der angsteinflößenden Anamnese gehört auch, dass es 2022 zum zwölften Mal in Folge in Deutschland zu warm war: mehr als ein Grad wärmer als beim Bis-dato-Rekordhalter 2018, 2,3 Grad wärmer als im Vieljahresmittel. Im „ZDF“ sprach Wetterexperte Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung des Deutschen Wetterdienstes, von Allzeitrekorden: „Wir haben mit 2022 bereits ein Jahr angetroffen, wie es die Klimamodelle erst ab 2050 als normal empfinden werden.“

Klar, dass dann auch der Winter hierzulande zu warm war. Januar und Februar lagen um sechs bis zehn Grad über dem Durchschnitt. In Südeuropa, in Frankreich und Spanien herrschte gar eine Winterdürre – welch kruder Begriff. Und der Gardasee in Italien verliert signifikant an Pegelstand, stellenweise lässt sich’s trockenen Fußes „übers Wasser“ wandeln. Was für eine Gemengelage des Grauens.

Die nächsten Brutalo-Sommer

Dem zweitwärmsten Winter seit dem Beginn der Aufzeichnungen und einem chaotischen Frühjahr könnte sehr wohl ein weiterer Brutalo-Sommer mit Hitzerekorden folgen. Schon der März gebärdet sich mit Starkregen und regelrechten Sommergewittern einerseits sowie der Frostpeitsche andererseits wie das Klischee vom April. Alle Prognosen deuten auf hohe Temperaturen hin. Der DWD geht davon aus, dass es von Juni bis August 2023 besonders im Südosten von Deutschland noch heißer und trockener wird als in den Jahren 1991 bis 2020.

Selbst im 100-jährigen Kalender wird für den kommenden Sommer enorme Hitze vorhergesagt. Folgt man dem berühmten Dauer-Wetterbericht aus dem 17. Jahrhundert, so befinden wir uns aktuell in einem Marsjahr voraus – und „das Marsjahr hat die heißesten Sommer überhaupt“, behauptet der Kalender.

Starkregen und Wasserknappheit

Die Ambivalenzen sind absurd: Es fällt reichlich Regen vom Himmel, aber in vielen Kommunen wurde 2022 das Trinkwasser reglementiert, manchmal sogar rationiert. Weil halt zu viel Wasser zu schnell auf zu trockene Böden niederprasselt, die das kostbare Nass nicht aufnehmen können, allenfalls samt Vegetation weggespült werden. Schon warnt der Deutsche Städte- und Gemeindebund vor künftigen Konflikten wegen Wasserknappheit. Die Bundesregierung hat deswegen vergangene Woche ihre Nationale Wasserstrategie verabschiedet, die erstmals Maßnahmen in Landwirtschaft und Industrie, Verwaltung und Verkehr, Stadtentwicklung und Naturschutz bündelt. Ziel ist laut Bundesumweltministerium, dauerhaft und ausreichend Wasser in guter Qualität für Mensch und Natur zur Verfügung zu stellen.

UN: „Vampirhafter“ Umgang mit Wasserreserven

 

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Dazu passt, das am Mittwoch UN-Tag des Wassers war. Die Vereinten Nationen haben aus diesem Anlass eine dreitätige Wasserkonferenz angesetzt und im Vorfeld einen „vampirhaften“ Umgang mit den Wasserreserven der Welt angeprangert. Die Menschheit „geht blind einen gefährlichen Weg“, mahnte Generalsekretär António Guterres: „Nicht nachhaltige Wassernutzung, Verschmutzung und die unkontrollierte Erderwärmung saugen Tropfen für Tropfen unsere Lebensgrundlage aus.“

Irgendwie lässt das im Kopfkino apokalyptische Szenarien auftauchen, die man früher gern im diffusen Reich der Science Fiction verortet hat. Oder? Dystopie halt, ohne Details ausmalen zu wollen … Und noch was: Seit über 700 Wörtern ist von Golf nicht einmal die Rede gewesen.

Bald ist Schicht im Wasserschacht

Weil wir alle gut beraten sind, über den Tellerrand des Spiels zu schauen, während wir in zumeist noch grünen Auen und splendider Landschaftsgestaltung unserer Leidenschaft nachgehen. Derweil zerbrechen sich landauf landab die Verantwortlichen auf den Anlagen ihre Köpfe übers Wassermanagement, neue Speicherteiche, die Verwendung von Brauchwasser oder die Optimierung von hydrologischen Analysen und Beregnungssystemen.

Wasserreservoire: Neuanlage von Artenschutzteichen im Golfclub Herford. (Foto: Golfclub Herford)

Die aktuelle Kostenkrise, der Preisdruck bei Wasserabschlagsrechnungen oder Pumpenenergie sind dabei nur vorrangige Gründe. Landesweit werden die Wasserrechtlichen Genehmigungen zur Grundwasserentnahme zusammengestrichen. In sehr absehbarer Zeit dürfte Schicht im Schacht sein, dafür bedarf es keiner prophetischen Gabe. Wasser wird – oder ist bereits – der kostbarste Rohstoff der Welt. „Wasser ist die Ressource Nummer eins und unser wichtigstes Lebensmittel“, bestätigte Dr. Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg unlängst im „heute journal des „ZDF“: „Wir rechnen mit Nutzungskonflikten.“ Was zu beweisen war.

(Foto: Screenshot GEO Foundation for Sustainable Golf)

18 Punkte für die Nachhaltigkeit im Golf

Leider sind allzu viele Golfer auf dem Auge immer noch blind für den menschengemachten, den anthropogenen Klimawandel und seine Auswirkungen auf unsere Lebensumstände und die Ökosysteme. Dafür gibt es übrigens ganz interessante psychologische Erklärungen, aber das führt hier zu weit. Jedenfalls ließe sich allein mit der bereits vorgestellten Scorekarte der Nachhaltigkeit – herausgegeben von der GEO Foundation for Sustainable Golf – ein kleiner Beitrag leisten, der in Summe eine Menge ausmacht. Jeder sollte auf dem Platz nicht nur seine Schläge (korrekt) zählen, sondern ebenso die dort empfohlenen 18 Punkte berücksichtigen. Dann wäre schon viel gewonnen.

Aber wie sagte diese eine „Sportkameradin“ doch neulich auf der Hans Golf: „Ich will bloß spielen. Was geht mich das an?“ Ihr ist zu entgegnen: alles. Und: Es geht uns alle an. Fortsetzung folgt.

Der IPCC ist 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gerufen worden, um für politische Entscheidungsträger den Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel zusammenzufassen und Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen zu bieten.

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