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Golf in Deutschland

Golfperlen am Rande des Nirgendwo

30. Mai. 2024 von Peter Marx in Köln, Deutschland

Erstklassige Kulissen im Golf Club Schloss Teschow (li.) und im Golf Club Erfurt (re.). (Foto: Golf Club Schloss Teschow/Golf Club Erfurt)

Erstklassige Kulissen im Golf Club Schloss Teschow (li.) und im Golf Club Erfurt (re.). (Foto: Golf Club Schloss Teschow/Golf Club Erfurt)

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Verteilt auf die 16 Bundesländer gibt es über 550 Golfplätze in Deutschland. Darunter kleine Golfperlen, die es lohnt, gefunden zu werden: mitten im historischen Ortsteil von Teterow in der Mecklenburger Schweiz oder am Rande der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt sind nur zwei Beispiele.

Dankbares Golfspiel auf neun Löchern im Golf Club Erfurt

Autobahn, Landstraße, Feldweg: Viermal rechts und dreimal links, am Flughafen und an blühenden Landschaften vorbei. Erst dann taucht auf der rechten Seite der Golf Club Erfurt auf, den man ohne Navigationshilfe wahrscheinlich so schnell nicht findet. Hinweisschilder sind spärlich verteilt. Was Winfried Lonzen, ehemaliger Präsident des Erfurter Golfclubs nicht aus der Ruhe bringt. „Wir sind seit 30 Jahren hier und werden gefunden.“ Auf 28 Hektar ist der Golfplatz zwischen der Alacher Höhe und dem malerischen Orphalgrund bei Tiefthal eingebettet. Die 9-Loch-Anlage mit einem Par-70-Kurs liegt zehn Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt.

Neben dem Flachdach-Clubhaus startet die erste Bahn des 9-Loch-Platzes, ein kurzes Par-4 (Gelb: 252 Meter; Rot: 200 Meter), die Anfänger vor keine großen Probleme stellt und somit viel Spaß vermittelt. Was für den gesamten Platz gilt, dessen Fairways manchmal so breit sind, dass verschlagene Bälle leicht zu finden sind. Ein kleiner Teich grenzt die erste von der zweiten Bahn ab, (Par-3; Gelb: 185 Meter; Rot: 149 Meter) die zudem leicht ansteigt. Das große Grün wird nur von einem Bunker beschützt, der allerdings mehr wie ein Blumenbeet wirkt.

Der Club kämpft gegen Mitgliederschwund. Trotz der Landeshauptstadt mit rund 200.000 Einwohnern im Rücken schwankt die Mitgliederzahl immer um die 300, trotz aller Werbung. Lonzen: "Es ist immer das Gleiche, über den Sommer gewinnen wir dazu und im Herbst sind wir wieder bei 300." Einer der Gründe für die geringe Mitgliederzahl liegt, so der Ex-Präsident, in der starken Golf-Konkurrenz rund um Erfurt: von Weimar über Gera bis Eisennach und Drei Gleichen. Hinzu kommt der Makel, nur neun Löcher, statt 18 anbieten zu können. „Dagegen anzustinken ist nicht einfach“, betont Lonzen.

Familiäre Atmosphäre im Clubhaus

Von der kleinen Clubhausterrasse haben Spieler und Besucher einen vorzüglichen Blick über den Golfplatz und können den Spielbetrieb auf den Grüns 7 (Par-3; Gelb: 106 Meter; Rot 92 Meter) und 9 (Par-4; Gelb: 335 Meter; Rot: 288 Meter) beobachten. Die letzte Bahn hat ein Dogleg nach Links. Das Grün – nur wenige Meter entfernt von der Terrasse – wird von einem länglichen Bunker und einem kleinen Teich geschützt. Alles sehr eng beisammen. Ein heftig verschlagener Chip könnte auch im Bierglas landen.

Die Gaststätte wird vom Verein selbst organisiert und das leckerste Gericht auf der Karte ist die „Thüringer Bratwurst“. Und dazu noch „die besten Sonnenuntergänge im Land“, sagt der Ex-Präsident, der noch auf eines hinweisen will: „Wir sind extrem familiär und das Thema Geselligkeit steht bei uns ganz oben.“

Grüner Geheimtipp in Erfurt. (Foto: Golf Club Erfurt)

Grüner Geheimtipp in Erfurt. (Foto: Golf Club Erfurt)

Vorwiegend Westler, die es nach dem Mauerfall nach Erfurt verschlug, waren die ersten, die um 1993/94 nach einem Golfplatz verlangten. Golf galt jedoch in Zeiten des „realen Sozialismus“ als dekadent. Aus diesem Grund wurde nach dem zweiten Weltkrieg der einzige Thüringer Golfplatz, den es damals im Wintersportort Oberhof gab, wieder zur landwirtschaftlichen Fläche umgewidmet. Heute weiden Rinder und Schafe auf dem ehemaligen 9-Loch-Platz.

In der Touristen-Hochburg Weimar sind gleich nach der Wende die ersten Golfplatz-Pläne vorgestellt worden. Golf war gerade „In“ in den alten Bundesländern. In Thüringen war Golf jedoch noch stärker mit Vorurteilen behaftet als im Westen. Lonzen: „Wir werden heute noch behandelt wie eine heiße Kartoffel.“ Trotzdem fanden die Erfurter Golf-Gründer nach langjähriger Suche einen Platz und erhielten Baurecht für 18 Löcher. Der „Plan B“, wie Lonzen den Ausbau auf 18 Löcher bezeichnet, scheiterte an den Finanzen. „Entweder einen Investor oder die Mitgliedszahl muss sich verdoppeln.“ Beides funktionierte bislang nicht, was aber den Ex-Präsidenten mit seinen 78 Jahren nicht verzweifeln lässt. „Auch neun Löcher machen Spaß.“

Herausfordernde Akzente im Golfclub Schloss Teschow

Leichter zu finden ist der Golfclub Schloss Teschow, im tiefen Hinterland der Hansestädte Rostock und Greifswald. Es ist ein Golfplatz, der oft von Touristen übersehen wird, die zur Küste drängen. Der Ortsteil Teschow gehört zur Stadt Teterow und liegt am gleichnamigen See, der von verschiedenen Fairways aus zu sehen ist. Dominiert wird die kleine Ortschaft vom Schloss der ehemaligen Adelsfamilie von Blücher. Der klassizistische Bau wurde 2001 zum Golf- und Wellness-Hotel umgebaut und sieben Jahre später von den Eigentümern der Rostocker Hotelkette Arcona übernommen.

Der Club verfügt über einen 18-Loch-Platz (Par-72) und über einen 9-Loch-Übungsplatz. Der Akademie-Platz „Am Silberberg“ mit seinen breiten Wassergräben und vielen Bunkern stellt nicht nur Anfänger vor schwierige Aufgaben.
Dies gilt auch für den Hauptplatz "Am See". Hier wechseln sich schilfbewachsene Gräben mit Teichen, altem Baumbestand, sanften Hügeln und interessant platzierten Grüns ab. Wer seinen Score halten will, braucht ein gutes taktisches Spiel. Viele Bahnen haben verdeckte Hindernisse, die schnell für zusätzliche Schläge sorgen.

Beispielsweise Bahn 1, die gleich zum Start alles abfordert. Denn von Gelb (334 Meter) wie von Rot (274 Meter) muss sehr konzentriert gespielt werden, sonst wird die Ballangel mehr benutzt als die Eisen. Drei Teiche bzw. Bachläufe queren das Fairway. Wer sicher mit dem zweiten Schlag das Grün erreichen will, muss mit dem Drive die Marke von mindestens 170, 180 Metern schaffen und den Ball in die Mitte des Fairways legen. Sonst wird es eng. Das Grün wird geschützt von zwei Bachläufe und einem Bunker. Nicht umsonst gilt diese Bahn als die schwierigste der gesamten Golfanlage.

Nach einer Golfrunde findet man im Golf Club Schloss Teschow ein originelles Clubhaus. (Foto: Golf Club Schloss Teschow)

Nach einer Golfrunde findet man im Golf Club Schloss Teschow ein originelles Clubhaus. (Foto: Golf Club Schloss Teschow)

Bahn 2 sorgt für Entspannung. Ein einfaches Par-4 (Gelb: 307 Meter; Rot: 252 Meter) mit einem leicht geschwungenen Dogleg nach rechts. Kein Baum, kein Strauch stören den zweiten oder dritten Schlag aufs Grün. Der kleine Schutzbunker auf der rechten Seite ist mehr Zierde als Hindernis. Erst auf Bahn 4 (Gelb: 369 Meter; Rot: 304 Meter) wird es wieder spannend. Ein Fairway-Bunker stört auf der linken Seite und bildet für alle Golfer eine Gefahr, wenn sie ihren Drive unter 170 Meter schlagen. Dann steht jeder Golfer vor der Wahl: vorlegen oder Mut haben. Für den Angriff auf das Grün braucht es einen sehr guten Transsportschlag. Der Grund: Ein breiter Bachlauf mit einer sehr schmalen Furt quert das Fairway zusätzlich zum Bunker am Rande des Grüns.

Der Rest der ersten Neun stellt keine große Herausforderungen dar, vorausgesetzt die Bälle liegen in keiner Senke der teilweise sehr hügeligen Bahnen, hervorgerufen durch Endmoränen der Eiszeit. Wie beispielsweise die Bahn 6, ein Par-3 (Gelb: 185 Meter; Rot: 154 Meter). Der Drive führt wieder über einen breiten Wassergraben, versteckt hinter Schilfbündeln. Das Grün liegt deutlich höher und es empfiehlt sich ein längeres Eisen zu nehmen für den zweiten oder dritten Schlag. Ein Bunker schlängelt sich verdeckt an der linken Grün-Grenze entlang. Der Nachteil: Bahn 9 ist nicht das Ende einer Schleife, sondern liegt fast am Ende des Golfplatzes.

18 Bahnen erstrahlen in neuem Grün

Der Golfplatz Teschow hat schwierige Jahre hinter sich. Die langen regenlosen Monate der vergangenen Jahren haben deutliche Spuren auf den Fairways hinterlassen. Wassermangel und verstopfte Drainage-Leitungen waren am schlechten Zustand des Platzes Schuld. Inzwischen gibt die vorläufige Clubmanagerin Christine Winter-Thumann Entwarnung. Nach intensiven Reparaturarbeiten blüht der Platz wieder im satten Grün. „Es geht vorwärts.“

Ein leichtes Par-3 (Gelb: 149 Meter; Rot: 118 Meter) eröffnet die Back Nine. Drei Bunker rund um das Grün müssen überwunden werden. Entspannt geht es weiter bis zur 14, die Signature-Bahn des Golfclubs (Par-5; Gelb: 559 Meter; Rot: 453 Meter). Spitzname „das lange Elend“. Zwei große Fairwaybunker und ein breiter Wassergraben - alles auf der rechten Seite - machen einen platzierten Drive zum Vabanque-Spiel. Die linke Seite des Fairways hilft auch nicht weiter: eine Baumreihe verengt die Bahn. Das hängende Grün wird zusätzlich von zwei großen Bunkern geschützt.

Warum die Bahn 18 nur mit Handicap 12 versehen ist, bleibt das Geheimnis des Golfplatz-Planers. Mit Blick auf das ehemalige Golfhotel – heute eine Klinik – wartet hier, aus meiner Sicht, die schwierigste Aufgabe. Das Par-4 (Gelb: 254 Meter; Rot: 207 Meter) ähnelt der ersten Bahn. Ein Bachlauf durchschneidet zweimal das Fairway und ein dicker abgestorbener Baum erweist sich auf der schmalen Bahn zum kaum zu überwindenden Hindernis. Wer es ohne Schaden übersteht, freut sich umso mehr auf das frisch gezapfte Bier in der historischen „Gutsschenke von Blücher.“

(Foto: Golf Club Schloss Teschow)

(Foto: Golf Club Schloss Teschow)

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