Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Golf Post Premium Golftraining

Ist der moderne Golfschwung schädlich für den Rücken?

18. Apr. 2022 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Tiger Woods beim Training mit seinem Caddie Steve Williams 2010. (Foto: Getty)

Die Golfszene hat Rücken. Tiger Woods war deswegen unter dem Messer, Suzann Pettersen musste zwischenzeitlich aussetzen, Fred Couples plagt sich seit Jahren mit Rückenbeschwerden. In Amerika haben sie den Übeltäter ausgemacht: Der moderne Golfschwung soll schuld sein. „Das ist ein Rückenkiller“, sagt Dr. Jim Suttie, Bio-Mechaniker und Top-50-Coach. Laut einer Studie der „Amerikanischen Orthopädischen Gesellschaft für Sportmedizin“ aus dem Jahr 2008 leiden 60 Prozent der Professionals und 40 Prozent der Golf-Amateure „dauerhaft unter traumatischen oder durch Überlastung bedingte Verletzungen“. Spitzenreiter der Beschwerden-Hitliste: der untere Rücken, gefolgt von Ellbogen, Schulter und Handgelenk.

Der „passende Rücken“

Der moderne Golfschwung also. „Die steile Schulterdrehung sowie die zum Spannungsaufbau blockierte Hüfte, der enorme Impuls aus den Beinen und dann die schon in Zielrichtung durchgebogene Hüfte beim ,Impact‘, während die rechte Schulter immer noch unterhalb der linken zum Ball zeigt, all das ist auf Dauer nicht durchzuhalten“, kritisiert Dr. Suttie aus den USA.

Wir fragen den deutschen Golftrainer Frank Adamowicz, was er von dieser Einschätzung hält: „Vorstellen kann ich es mir“, sagt der Golflehrer und Ex-Bundestrainer zu negativen Auswirkungen des Schwungs, „aber das zu verallgemeinern ist Quatsch! Da kommt vieles zusammen.“ Für ihn stellt sich zuvorderst die Frage: „Ist es wirklich die neue Technik oder eher Selbstüberschätzung?“ Will heißen, dass einer auch den „passenden Rücken“ für den modernen Golfschwung haben muss.
„Alles dreht sich jetzt um Tiger Woods, aber möglicherweise hat er wirklich zuviel im Kraftraum gemacht und seine Beweglichkeit vernachlässigt“, mutmaßt Adamowicz. „Es gibt ja genug, die es können!“ Ernie Els beispielsweise. Oder Rory McIlroy mit seiner enormen Verwringung bei Auf- und Durchschwung: „Ich glaube nicht, dass der jemals Rückenprobleme bekommt.“

„Old School“ nimmt Druck von der Wirbelsäule

Die US-PGA hat vor Jahren eine Studie veröffentlicht, nach der jeder dritte Golfer schon mal wegen Problemen im unteren Rückenbereich mindestens zwei Wochen pausieren musste. 2011 ließ sie auf ihrer Webseite den Golf-Fitness-Experten Sean Cochran zu Wort kommen, dem zufolge sich statistisch gesehen jeder zweite Golfer irgendwann eine Blessur des unteren Rückens einhandelt. Retief Goosen fällt einem da ein, Dustin Johnson oder Rickie Fowler. Sie alle plagen sich mit Rücken.

Beim Abschwung, wird Cochran zitiert, entstehe ein schädliches Missverhältnis zwischen dem Rotationstempo von Hüfte und Becken und der mehr als doppelt so hohen Drehgeschwindigkeit von Schultern und Rücken.

Früher haben sie anders geschwungen, die Nicklaus‘, Palmers, Hogans und Jones‘. Die „Old School“ - die alte Schule - erlaubt das Anheben der Ferse des vorderen Beins beim Aufschwung, um der Rotation und der Gewichtsverlagerung zu folgen. Damit wird eine Menge Druck von der Wirbelsäule und vom Becken genommen. „Das klassische 45-90-Prinzip“, sagt Frank Adamowicz, „45 Grad Hüftdrehung, 90 Grad Schulterdrehung.“ Heutzutage, so scheint‘s, gehe die Tendenz in Richtung maximal 30 Grad Hüft-, jedoch am liebsten 100 Grad Schulterdrehung, wundert sich der Trainer vom Golf Club St. Leon-Rot: „Viele schätzen ihre Möglichkeiten falsch ein. Wenn der Rücken nicht wirklich fit ist, dann klappt das nicht.“

Lange Plätze, brutales Material

So wie er es bei Schülern handhabt, die partout wie Tiger Woods schwingen wollen. Adamowicz hält dem Eleven von hinten die Hüfte fest und lässt ihn so aufschwingen, den Oberkörper auf der Längsachse gegen den starren Unterkörper rotieren: „Der Schmerz zeigt dann sehr schnell, dass die meisten nicht den Rücken für so etwas haben.“

Bei dem einen oder anderen Professional, schätzt Adamowicz, „würde man nach einer sportärztlichen Untersuchung wahrscheinlich auch sagen: Mach mal langsam!“. Aber erstens gingen vermutlich manche Pros nicht sonderlich professionell mit ihrer Gesundheit um, zweitens ließen der Leistungsdruck und die äußeren Umstände zudem kaum eine Wahl. „Bei den heutigen Golfplätzen musst du Schlaglänge um jeden Preis erzeugen, um die Kurse erfolgreich bespielen zu können“, sagt Adamowicz. Und: „Das Material ist brutaler geworden, ich nenne als Stichwort nur die megasteifen X-Schäfte. Alles zu extrem.“ Auch hier gilt wohl: Weniger wäre mehr.

Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen

Feedback