Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Golf Post Premium Golf in Deutschland

Golf und Ökologie: Breite Front für Biodiversität und gegen Klimawandel

27. Mai. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Der Klimawandel spielt am im Golfsport eine immer wichtigere Rolle. (Foto: Getty)

Der Klimawandel spielt am im Golfsport eine immer wichtigere Rolle. (Foto: Getty)

Die Nachwehen von Corona-Shutdowns und dazu der Ukraine-Krieg; Rohstoffmangel, Lieferketten-Engpässe oder Produktionskosten-Explosion; Inflation, Rezession sowie wenig verheißungsvolle Prospektiven: Die Zeitenwende fühlt sich – gelinde gesagt – ungemütlich an. So recht will sich momentan niemand wohl in seiner Haut fühlen, oder? Und selbst die ganz große Gefahr für diese erodierende, erstickende, vermüllende, heiß laufende Welt wird deshalb gerade hintan gestellt. Klimawandel? Keine Zeit, kein Geld – der aktuelle Schlamassel hat Priorität.

Brachen bleiben erstmal Brachen

Man nehme nur das Beispiel der ökologischen Vorrangflächen, jener Brachen, die bewusst nicht der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden, sondern der Biodiversität vorbehalten bleiben. Noch lehnt der grüne  Bundesagrarminister Cem Özdemir ab, die Brachen im Sinne der Ernährungssicherheit wieder für den Getreideanbau freizugeben. Wie gesagt, noch. Man müsse allen Krisen gerecht werden, wird Özdemir nach Gesprächen mit seinen Landeskollegen vom „Spiegel“ zitiert, die Klimakrise und das Artensterben gingen ja weiter.

Umweltbehörden früher „der Feind“

Ökologische Vorrangflächen hat’s mittlerweile auch im Golf. Wenngleich im übertragenen und eher weitesten Sinne. Aber der Begriff umschreibt ziemlich gut, welches Umdenken eingezogen ist. Jahrzehnte lang beäugten sich Politik und Golfbranche mehr als nur argwöhnisch: Umweltbehörden und -verbände waren der natürliche Feind von Investoren und Anlagenbetreibern – ein weitaus schlimmeres Übel als Dollarspots oder Schneeschimmel.

Golfer ehedem „ökologische Sünder“

Golfer wiederum galten als Klimasünder und Umweltkiller, die „artenreiche Filetstücke der Landschaft“ belegen und sich vieler „ökologischer Sünden“ schuldig machen, wie die „TAZ“ mal diverse „Anklagepunkte“ beschrieben hat: „Pestizidbombardement, Landschaftsfraß, Naturvernichtung.“ Die Vorwürfe waren nicht ungerechtfertigt, wurden Golfplätze doch vielfach fast zu Tode (kunst-)gedüngt und mit Wasser förmlich geflutet – Hauptsache grün, grüner, am grünsten.

Politik und Golf mit Schulterschluss

Doch diese Zeiten sind vorbei, Ausnahmen bestätigen allenfalls die Regel. Golfanlagen lassen sich durchaus nachhaltig führen und sind idealerweise Refugien für Flora und Fauna. Überdies haben Politik und Golfsport ihre gegenseitigen Ressentiments überwunden und vielerorts den Schulterschluss gefunden, ziehen für die ökologisch gute Sache an einem Strang.

Kooperation in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg sind Landesgolfverband (BWGV) und das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft eine sogenannte „Biodiversitätskooperation“ eingegangen. Hinter der etwas sperrigen Begrifflichkeit steckt das gemeinsame Bemühen, die Artenvielfalt durch Bewahrung schützenswerter Lebensräume und entsprechender Nahrungsquellen oder etwa durch Biotop-Vernetzungen zu fördern. „Auf den Golfplätzen in Baden-Württemberg spielt der Erhalt der biologischen Vielfalt eine wesentliche Rolle“, betont BWGV-Präsident Otto Leibfritz.

Der Verlag „VUD Medien Freudenstadt“ begleitet das Engagement übrigens mit einem entsprechenden Magazin. „Golf.Natur.Erlebnis“ liegt kostenfrei bei den baden-württembergischen Clubs aus oder ist beim Verlag bestellbar und sollte für jeden Golfer Pflichtlektüre in Sachen Umgang mit der Natur sein.

„Blühpakt Bayern“

Im flächengrößten deutschen Bundesland wiederum haben sich die Golfer dem 2018 aufgelegten „Blühpakt Bayern“ angeschlossen und mit dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eine enge Zusammenarbeit vereinbart, um – so der Bayerische Golfverband – „unsere heimischen Insekten besser zu schützen und ihnen neue Lebensräume anzubieten“: „Mit mehr als 10.000 Hektar Fläche bieten Bayerns vielfältige Golfplätze dafür beste Voraussetzungen.“

Das sieht auch Martin Kaymer so. Der Profi aus Düsseldorf hat „trotz meiner rheinländischen Wurzeln“ eine Repräsentanten-Rolle für den Blühpakt übernommen und sagt: „Golfplätze schaffen Lebensräume, schützen gefährdete Tierarten und bieten wichtige Entfaltungsquellen für heimische Flora und Fauna […] All das trägt dazu bei, dass Golfplätze heutzutage mehr denn je als grüne Orte der Ruhe, der Entspannung und des Rückzugs eine wichtige Rolle in Zeiten der Hektik übernehmen.“

Bündnis in Hessen

Und in Hessen hat sich mit dem dortigen HGV gerade der dritten Landesverband mit dem zuständigen Ministerium zusammengetan, weil „Biodiversität ein Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie“ ist. So Präsident Christofer Hattemer, als er mit Staatssekretär Oliver Conz das bereits in Baden-Württemberg praktizierte Bündnis „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ unterschrieb. „Lassen Sie uns gemeinsam dafür werben, dass Golfplätze auch Naturschutzgebiete und Rückzugsorte sind“, betonte Conz das gemeinsame Bemühen.

Wegbereiter und Vorreiter all dieser Aktivitäten war der Deutsche Golf Verband (DGV) mit seinem Qualitätsmanagement-Programm „Golf & Natur“, das 2005 in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz entwickelt wurde und eine „praxisnahe Anleitung für die umweltgerechte und wirtschaftliche Zukunft der Golfanlagen sowie für die Verbesserung der Spielbedingungen“ anbietet.

Seit 2008 können Golfanlagen nach einem entsprechenden Audit (Begutachtung vereinbarter Maßnahmen) das Stufenzertifikat in Bronze, Silber und Gold erlangen. Der DGV arbeitet diesbezüglich mit der DQS GmbH (Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen) zusammen. Es geht laut DGV darum, „optimale Bedingungen für den Golfsport mit dem größtmöglichen Schutz von Natur zu verbinden“. Knapp 200 Anlagen nehmen mittlerweile an „Golf & Natur“ teil.

„Der Umwelt und dem Klimathema beugen“

„Man muss sich das leisten wollen“, stellt beispielsweise Werner Gallas klar, der Geschäftsführer des mit Gold dekorierten Ostsee Golf Resort Wittenbeck. „Doch es hat uns nach vorn gebracht. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg, bei den Menschen mehr Gefühl für Nachhaltigkeit zu wecken.“ Und sowieso, Umdenken ist angesagt. Auch beim Golfer selbst, sagt Gallas: „Der muss von seinen hohen Qualitätsansprüchen runterkommen und sich der gesamten Umwelt und dem Klimathema beugen.“

Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen

Feedback