Sie gewann Medaillen bei Olympischen Spielen, war Weltmeisterin und zu ihrer Zeit Rekordhalterin bei Weltcup-Starts. Heute findet die frühere Langläuferin Steffi Böhler viel Erfüllung auf dem Golfkurs. Ein Gespräch über die Vorteile des Golfsports für Leistungssportler, Ihre Krebserkrankung und Ihr Engagement für die Deutsche Krebshilfe im Rahmen des Deka Golf-Cup.
Steffi Böhler schwingt, dann lacht sie. Es sagt nichts aus über die Qualität des Schlags, wenn die frühere Weltklasse-Athletin fröhlich vom Abschlag spaziert. Steffi Böhler lacht viel und gerne an diesem ersten Tag des Bundesfinale Nord im Deka Golf Cup auf der Anlage des Golf-Resort Fleesensee. Immer wieder steht sie am Par 3 der achten Bahn und versucht gemeinsam mit den Teilnehmern, die vorbeiziehen, den Ball aufs Grün zu schlagen. Für jeden Treffer spendet die Deka Geld für die Deutsche Krebshilfe. „Es ist super, so viel Spaß zu haben und gleichzeitig etwas Gutes zu tun“, sagt sie, bevor es wieder zum Abschlag geht. Nach einigen Treffern und noch mehr guter Laune setzen wir uns mit ihr zum Gespräch ins Hotel, draußen weht inzwischen ein eisiger Wind.
Frage: Steffi Böhler, Sie haben als Langläuferin in einem Sport, in dem Kraft und Ausdauer entscheidend sind, insgesamt sehr viel erreicht. Wie trat der Golfsport in ihr Leben?
Steffi Böhler: Ich wohne seit rund 20 Jahren in Ruhpolding und bin dort von Anfang an immer am Golfplatz vorbeigerannt. Damals habe aber nicht so richtig verstehen können, was die Faszination Golf ausmacht. Alle laufen da einem Ball hinterher. Irgendwann haben unser Bundestrainer Jochen Behle und auch Biathlon-Bundestrainer Fritz Fischer, beide sehr ambitionierte Golfer, versucht, uns zum Golf spielen zu motivieren. Sie haben gesehen, dass es erstens ein schöner Ausgleich ist zu unserem Sport und man eben auch aus mentaler Sicht einiges mitnehmen kann.
Frage: Was ist das genau?
Steffi Böhler: Der Golfsport macht etwas mit einem, das sehr gut passt in die heutige, oft hektische Zeit. Ich kann da echt gut abschalten, mich komplett auf das konzentrieren, was gerade ansteht. Das ist auf dem Platz nur der nächste Schlag. Alles andere bleibt draußen und es bleibt eine sehr willkommene Ruhe. Zumindest so lange, bis mich wieder zwei schlechte Schläge aus der Ruhe bringen und ich denke, das kann doch nicht sein, dass mich das jetzt so beschäftigt (lacht). Ich trage eben den Ehrgeiz aus dem Leistungssport nach wie vor in mir. Aber grundsätzlich und meistens kann ich mich wirklich gut erholen und abschalten.
Frage: Was meinen Sie, wenn Sie von den stressigen Zeiten reden?
Steffi Böhler: Ich finde schon, dass wir medial gerade auch mit den sozialen Medien ungefiltert sehr viel wahrnehmen und pausenlos mit unglaublich viel Input konfrontiert sind. Vielleicht liegt es daran, dass wir älter geworden sind, aber diese Ruhelosigkeit ist schon krass. Da ist es schön, wenn man irgendetwas findet, bei dem das alles komplett abgeschaltet werden und ich mich auch bisschen verlieren kann.
Frage: Fehlen vielleicht auch die vielen Trainingskilometer auf den Langlaufski?
Steffi Böhler: Ja, ganz bestimmt. Wenn wir draußen in schöner Winterlandschaft einfach so dahingleiten, ist es ähnlich. Es ist großartig, was einem dort für Gedanken kommen. Ein Aspekt, der mich im Golfsport natürlich zudem begeistert, ist, dass wir auf der Runde Menschen anhand ihres Verhaltens kennenlernen und sich gleichzeitig Gespräche entwickeln, mit denen du eigentlich gar nicht rechnest. Das ist schon etwas Besonderes, finde ich. Und für uns als Langläufer war eben auch der Umgang mit einer derart komplexen Bewegung äußerst hilfreich. Auf sehr filigrane Art und Weise kann man sich dort mit seinem Körper auseinandersetzen. In Drucksituationen kleinste Bewegungen gut auszuführen, diese Fähigkeit kann man sich im Golfsport ganz gut holen. Das ist dann ein Teil des mentalen Aspekts, den die Bundestrainer meinten.
Frage: Was sind andere Teile?
Steffi Böhler: Sicherlich das schnelle Wegstecken von Niederlagen. Auf dem Golfplatz sind wir dauernd unzähligen Mikropleiten ausgesetzt. Und da nützt es nichts, sich aufzuregen. Die letzten Schläge sind Vergangenheit und der nächste ist der wichtigste. So ist es bei jeder anderen Sportart. Je schneller du Niederlagen verarbeitest, desto besser ist es. Dieses Beherrschen von Emotionen ist elementar. Ich beobachte immer mehr, dass junge Sportler oft richtig traurig sind, wenn sie ihre Erwartungen nicht erfüllen. Da fließen immer wieder Tränen. Ich glaube, das war nicht immer so. Gerade in jungen Jahren ist der Spaß doch entscheidend. Es muss alles über Spaß kommen. Natürlich sind auch unglaublich viel Ehrgeiz, Trainingsstunden und Energie entscheidend. Aber wenn dann der Spaß abhanden geht, bist du zu keiner Höchstleistung fähig.
Steffi Böhler über ihre Krebserkrankung
Frage: Einen großen Rückschlag haben Sie persönlich 2012 erlebt, als bei Ihnen Schilddrüsenkrebs diagnostiziert wurde. Daraus folgte einer Ihrer größten Siege, das Überwinden der Krankheit. Was hat Ihnen damals in der Therapie geholfen?
Steffi Böhler: Es war dieses nach vorne Blicken, über das wir gerade gesprochen haben. Und dann auch viele Aspekte des Teams. Seitdem ich aufgehört habe, merke ich es noch viel mehr, dass es extrem hilfreich war, im Team unterwegs zu sein und zusammen für etwas zu kämpfen. Das macht was mit dir, es entstehen besondere Bindungen. Es müssen nicht immer nur Freundschaften sein, aber diese krassen emotionalen Situationen, die du gemeinsam meisterst, Tag für Tag, geben dir unglaublich Kraft in solch schwierigen Phasen. Zusätzlich war es gut, mit den Rückmeldungen des Körpers umgehen zu können, was als Leistungssportler ja definitiv gegeben ist. Im täglichen Training bekommt man eine stetige Rückmeldung, die hilft.
Frage: Dieses Körpergefühl dürfte im Golfschwung nicht von Nachteil sein.
Nein, gar nicht. Es geht um den Fluss – und der ist gehemmt, wenn du eine Spannung in dir spürst und nicht richtig loslassen kannst. Es braucht dieses Loslassen, egal, welche Bewegung man erfolgreich durchführen will. Ich habe früher viel Tennis gespielt und mache es heute auch immer wieder, dazu viele Bergtouren und eben Golf. Hier kann ich überall loslassen.
Frage: Sie malen auch sehr gerne und viel, zudem haben Sie ein Kinderbuch geschrieben. Wie kam es dazu?
Steffi Böhler: Zu der Zeit, als ich gegen den Krebs gekämpft habe, war ich mit dem Keller Steff, einem bayrischen Musiker, zusammen. Er wurde mit dem Lied „Der Bulldogfahrer“ bekannt, das in den Kindergärten Bayerns gesungen wurde. Uns kam die Idee: Wir müssen ihm ein Gesicht geben, dem Bulldogfahrer. Dann habe ich, als ich im Krankenhaus lag, angefangen zu zeichnen. Ich habe ja eine Aufgabe gebraucht, da ich körperlich erstmal außer Gefecht war. Nun haben wir Jahre später das Buch veröffentlicht samt CD. Wir haben uns gemeinsam diesen großen Traum erfüllt. Es ist schön, solche erfüllenden Aufgaben zu haben.
Frage: Eine weitere erfüllende Aufgabe ist Ihr Engagement für die Deutsche Krebshilfe in Zusammenarbeit mit der DekaBank. Im Rahmen des Deka Golf-Cup sammeln Sie Spenden und treten bei den Bundesfinals sowohl auf dem Platz als auch bei den Abendveranstaltungen als motivierende Rednerin auf. Was macht Ihnen daran so großen Spaß?
Steffi Böhler: Es ist eine ganz natürliche Sache für mich. Ich kann da einerseits durch meine Geschichte und meine Erfahrung voll dahinterstehen und andererseits passt es mit den Menschen vor Ort immer super. Das ist wie so ein kleines Team, das durch das Golfen zusammengewachsen ist. Davon habe ich ja eben gesprochen. Für mich ist sowas wichtig, weil ich mich dann wohlfühle. Man kann vieles machen und sich für vieles engagieren, aber irgendwie muss auch die Chemie passen und das ist echt richtig schön dort. So ein Bundesfinale des Deka Golf Cup ist für alle Teilnehmer ein tolles Erlebnis, weil auch alle Kleinigkeiten bedacht sind. Und natürlich ist es ein Thema, das mir am Herzen liegt. Die Verbindung mit der Krebshilfe macht die Zusammenarbeit zu einer wirklich runden Sache.
(Das Interview wurde im Rahmen der Deutschlandfinals des Deka Golf-Cups geführt)
Die DekaBank als Förderer des Sports
Die DekaBank ist Verbundpartner der Sparkassen-Finanzgruppe, die im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements Team Deutschland und Team Deutschland Paralympics als Top Partner unterstützt. Jährlich fördern die Sparkassen-Finanzgruppe und ihre Verbundpartner den Sport mit rund 90 Millionen Euro und zählen damit zu den größten nicht-staatlichen Förderern im Land.