In den vergangenen Monaten kamen einige gedankliche Konstrukte zum Vorschein, die sich als Heilsbringer des Golfsports vorstellten, und ebenso schnell wieder versickerten. Dass es in der Tat nicht gut um Golf steht, darüber gibt es keine Zweifel. Die Zahl der Golfer stagniert in Deutschland, und damit ist Deutschland im Vergleich noch gut dran. Besonders das Golfland Nummer eins, die USA, hat nach den Boom-Jahren um die Jahrtausendwende mit großen Problemen zu kämpfen, die sich auch deutlich in der Wirtschaft niederschlagen.
Golf braucht Innovationen um seinen Anspruch, bis ins hohe Alter ein Sport für jedermann zu sein, in einer modernen Gesellschaft erfüllen zu können. Das hat die beiden Begründer der Initiative Golf Revolution9, Stefan Blöcher und Michael Jacoby, dazu veranlasst, etwas auf die Beine zu stellen. Golf Revolution9 soll dafür sorgen, dass eine Runde Golf nicht immer gleich fünf bis sechs Stunden dauern muss, dass ein Turnier nicht immer den ganzen Tag einnimmt, dass es weniger komplizierte Regeln gibt. Denn diese Dinge stehen den Anforderungen an einen Sport in unserer Zeit im Wege. Um es mit den Worten Stefan Blöchers zu sagen: "Tradition verhindert Innovation, blockiert Evolution!"
Die neun Gebote
Golf Revolution9 ist als Turnierserie gedacht, die "das traditionelle Golfspiel auf den Kopf stellt". 2015 wird die Serie als Roadshow 21 Tage durch den deutschsprachigen Raum reisen, um das Konzept vorzustellen und zu experimentieren. "Golf muss Spaß machen und schneller werden" meinen die beiden Erfinder, und dazu haben sie sich diese neue Variante ausgedacht. Im Gegenteil zu anderen Initiativen, wie etwa dem 15-Inch-Loch - das ebenfalls Michael Jacoby, zusammen mit Craig West, nach Deutschland holte - braucht es bei Golf Revolution9 kein besonderes Equipment, es wird nichts am Platz verändert und auch die Löcher bleiben die gleichen. Das Fundament von Golf Revolution9 besteht aus folgenden Leitsätzen: 9 innovative Regeln für schnelles Spiel, maximal 90 Minuten für 9 Löcher in einem Dreierflight, 9 Schläger pro Spieler und 9 Bälle pro Spieler - unschwer zu erkennen, es dreht sich alles um die "9".
- Neun Loch zu drei Spielern dauern maximal 90 Minuten.
- Nur das Fairway und das Semirough (First Cut) zählen zur Spielbahn. Verlässt der Ball die Spielbahn, gilt er als verloren. Ausnahme: Ist der Ball sichtbar (max. neun Sekunden suchen) darf er gespielt werden, wie er liegt. Ist das nicht der Fall, wird innerhalb einer Schlägerlänge vom dem Punkt aus, wo der Ball die Bahn verlassen hat, mit Strafschlag gedroppt.
- Jeder Spieler hat neun (nummerierte) Bälle. Sollte er vor Ende seiner neunten Bahn keinen mehr haben, ist seine Runde beendet.
- Es wird nicht nach Stableford gespielt, sondern Zählspiel.
- Ready Drive - Fertig sein und spielen: Wer als erster bereit ist, schlägt. Es gibt keinen provisorischen Ball.
- Es sind nur Tragebags erlaubt - Golfwagen, Caddies und Buggies kosten zu viel Zeit.
- Ready Putting - Wer fertig ist spielt, und puttet zu Ende.
- Maximal doppelt so viele Schläge wie Par. Wer Doppel-Par liegt, hebt auf und notiert es sich - maximal neun Schläge (also Ausnahme bei Par 5).
- Shakehands, Gratulation und Scorekartenvergleich erst nach dem neunten Grün.
Um die Idee umzusetzen und die neuen Regeln zu etablieren, wird es die passende App geben. Darüber werden zum Beispiel die Anmeldung, das Versenden von News, die Siegerehrung und die sonstige Kommunikation abgewickelt. Zusätzlich wird die "Golf Revolution9-Lounge" vor Ort aufgebaut, die als Meeting Point für Teinehmer und Interessierte dienen soll, und wo außerdem eine Feedback-Box bereit steht.
Mit Provokation zur Revolution
Als Ziel geben Jacoby und Blöcher aus, "Golf zukunftsfähig" machen zu wollen, und sind sich im Klaren darüber, dass dieser Vorstoß "provozieren, Diskussion anstoßen und zum Nachdenken motivieren" wird. Wie das Projekt ankommt, ob es sich durchsetzt und nicht versickert, das wird sich 2015 zeigen. In jedem Fall ist es ein weiterer Versuch, den Golfsport in die Mitte der Gesellschaft zu bringen und attraktiver zu machen.