Neben den sportlichen Highlights des Golfturniers bei Olympia 2024 in Paris gibt es auch abseits des Le Golf National viele große und kleine Geschichten, die Erwähnung finden sollen. Warum ist zum Beispiel eine Olympische Medaille für südkoreanische Männer lebensverändernd? Golf Post Chefredakteur Tobias Hennig ist bei den Olympischen Spielen von Paris vor Ort und berichtet neben den sportlich relevanten Themen, Interviews mit Spielern, Funktionären und Coaches auch von allem anderen, was rund um das Golfturnier und die Spiele passiert.
Olympia 2024 - Insights aus Paris
Golf Post: Heute wurde am Olympiastadion in Paris Bombenalarm ausgelöst. Hatte das Einfluss auf das Golfturnier? Hat man davon etwas mitbekommen?
Tobias Hennig: Nein, davon hat man weder etwas mitbekommen, noch hatte die Sperrung des Olympiastadions in Saint Denis irgendeinen Einfluss auf das Golfturnier. Ich habe erst auf dem Rückweg vom Golfplatz zu unserer Unterkunft davon erfahren. Das Olympiastadion liegt im Norden von Paris, während der Golfplatz westlicher der Stadt in der Nähe Versailles gelegen ist. Die Sicherheitsvorkehrungen sind überall extrem hoch. Auf dem morgendlichen Weg zum Le Golf National passieren wir unzählige zum Teil schwer bewaffnete Polizistinnen und Polizisten. Hoffentlich bleiben die Olympischen Spiele friedlich und werden nicht von weiteren Zwischenfällen oder gar Schlimmerem überschattet.
Golf Post: Für alle Athleten geht es beim Golfturnier um Medaillen. Neben dem emotionalen Wert hätte eine Platzierung unter den ersten Drei für zwei Spieler aber noch einen ganz besonderen Nebeneffekt. Was hat es damit auf sich?
Tobias Hennig: Das stimmt. In Südkorea gibt es nach wie vor, nicht zuletzt aufgrund der Spannungen mit dem kommunistischen Norden noch immer eine 20-monatige Wehrpflicht. Die ist ziemlich unvermeidlich für alle Männer, auch für Profisportler nicht. Ein Weg, um davon verschont zu bleiben, ist der Gewinn einer olympischen Medaille. Joohyung "Tom" Kim und Byeong-hun "Ben" An können die Dienstpflicht zwar aufgrund ihres Berufes deutlich länger hinauszögern als gewöhnlich, doch irgendwann werden auch sie einrücken müssen. Es sei denn, sie gewinnen eine Medaille bei den Olympischen Spielen. Alternativ ist auch eine Goldmedaille bei den Asian Games, die ebenfalls alle vier Jahre stattfinden, ein Weg, den Wehrdienst zu umgehen.
Most golfers this week are playing to best represent their country and winning a gold medal… but South Koreans are also playing for 2 year of their careers.
Any medal in the Olympics and they are exempt from the 20 month mandatory military service
— Michael S. Kim (@Mike_kim714) August 1, 2024
Golf Post: Stefan Jäger hat heute zu Beginn seiner zweiten Runde einmal seine Kappe auf dem Grün verkehrtherum aufgesetzt, sie aber vor seinem Putt wieder mit dem Schirm nach vorn gedreht. Warum tut er das?
Tobias Hennig: Das tut er immer dann, wenn sein Ballmarker einem anderen Spieler im Weg ist und er ihn versetzen muss. Er sagte mir nach der Runde, es sei wie ein Knoten im Taschentuch, der ihn daran erinnern soll, nicht zu vergessen, den Marker wieder an die richtige Stelle zurückzulegen. Nach der Runde habe ich ihn gefragt, ob es mal ein Erlebnis gab, dass diese Erinnerungshilfe nötig macht. "Es war ganz schlimm", brach es sofort aus ihm heraus. "Ich glaube, es war im College. Da habe ich es einmal vergessen. Damals gab das, glaube ich, noch zwei Strafschläge. Seitdem drehe ich die Kappe um. Dann weiß ich, wenn ich an den Ball gehe, irgendwas sieht da nicht richtig aus." Was hilft, hilft...