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Golf Post Premium Olympische Spiele

Golf bei Olympia: Große Werbung für den Sport – außer man musste in ARD und ZDF zuhören

11. Aug. 2024 von Tobias Hennig in Paris, Frankreich - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Die Olympischen Spiele waren eine fantastische Bühne für den Golfsport. (Fotos: Getty)

Die Olympischen Spiele waren eine fantastische Bühne für den Golfsport. (Fotos: Getty)

Zwei spannende Golfturniere sah das Publikum im Le Golf National in den vergangenen zwei Wochen während der Olympischen Spiele. Dabei präsentierten sich Kurs und Publikum gleichermaßen auf allerhöchstem Niveau. Die Atmosphäre, die von den insgesamt weit über 100.000 Fans geschaffen wurde, darf man getrost als noch nie da gewesen bezeichnen. Eine europäische oder gar deutsche Golf-Medaille hatte es bis zum Ende des Damen-Golfturniers auch noch nie gegeben. Dann glänzte am Samstag Esther Henseleits Trophäe silbern in der Abendsonne. Was gut war an diesen Spielen von Paris, braucht man nicht lange suchen.

Es war Werbung für den Golfsport, wie sie besser nicht hätte sein können. Sowohl bei den Damen als auch den Herren waren die Medaillenentscheidungen (abgesehen von Lydia Kos Gold) offen bis zum Schluss. Die Damenkonkurrenz legte am Finaltag vielleicht nicht ganz das hochklassige Golf an den Tag, das die Herren gezeigt hatten, doch bei der herrschenden Hitze und dem sehr fordernden Golfplatz war das keine allzu große Überraschung. Zumal ja immerhin olympisches Gold auf dem Spiel stand. Was das den Protagonistinnen und Protagonisten mittlerweile bedeutet, konnte man auch an der nervlichen Anspannung und den Fehlern ablesen, die selbst Weltstars wie Nelly Korda oder Jon Rahm machten, als es ums Edelmetall ging.

Umso besser, dass Esther Henseleit gern unter Druck um große Titel spielt, wie sie kurz nach der Medaillenvergabe gegenüber Golf Post sagte. Ihren zweiten Platz als Sensation zu bezeichnen, kann nur auf die Art und Weise des Zustandekommens bezogen sein. Dafür, dass sie es aufs Treppchen schaffte, gibt es gute Gründe. Und alle, die das Spektakel vor Ort erlebten, zu wem auch immer sie hielten, waren von der positiven Stimmung und der Begeisterungsfähigkeit des Publikums hingerissen. Wer beide Turniere vor Ort erlebte, lief Gefahr, sich eine schwere Gänsehautentzündung einzufangen, so viele rührende, schöne und stimmungsvolle Momente lieferten die Turniere täglich.

Schaute man sich das Ganze im deutschen Fernsehen an, konnte einem die Freude darüber, dass Golf mal wieder im Ersten und Zweiten lief, schnell vergehen. Selbst am vierten Tag der Übertragung wurde Esther Henseleit noch mit einem falschen Vornamen ausgestattet. Ein Fehler, der einem mal rausrutschen kann, zumal man sich Co-Kommentatoren lieber sparte - in beinahe allen anderen Sportarten wurde zu zweit berichtet. Matthias Cammann, Konstantin Klostermann und Co hatten ja täglich in den Livestreams auch nur ein paar Stunden zu überbrücken. Doof, dass sie außer Lydia Ko und Nelly Korda im Damenturnier kaum jemanden zu kennen schienen. Und haben sie eigentlich schon mal von einem "Fair" gehört? Nein? Hat auch noch nie jemand auf einem Golfplatz gesagt. Das war aber eine der Lieblingsbezeichnungen von Kommentator Klostermann für die Fairways im Le Golf National.

Kurios war auch zu sehen, wie die ARD mit einem Kamerateam fünf Minuten vor Ende des Damenturniers am Samstag in der Mixed Zone ankam und panisch nach Esther Henseleit suchte. Dass beim Golf eine Deutsche eine Medaille gewinnen könnte, hatte man wohl recht spät mitbekommen, oder schlicht und einfach nicht eingeplant. Von Abläufen und Örtlichkeiten hatten die Kolleginnen keinerlei Plan. Woher auch? Bis zur allerletzten Minute hatte sich ja im Le Golf National niemand blicken lassen. Vorbereitung auf eine nicht oft gezeigte Sportart wäre auch eine Option gewesen, um die Qualität des Kommentars anderer Disziplinen zu erreichen. Doch wer Hilfsangebote ablehnt, soll sich halt stundenlang um Kopf und Kragen reden und seine Unwissenheit zur Schau stellen.

Vor Ort störte das natürlich nicht, denn man musste es nicht ertragen. Im Le Golf National schlug einem etwas anderes auf den Magen: Die fürchterliche Versorgungslage. Das meiste Essen, das es an den Buden gab, kam aus der Fritteuse. Für vier Chicken Nuggets und Pommes zahlte man stattliche 18 Euro - mit Visa oder bar. Andere Karten wurden nicht akzeptiert und "Cash" hatte man besser passend dabei, denn Wechselgeld gab es oft nur im Glücksfall. Die Qualität der oft zu kalten Speisen und zu warmen Getränke unterbot noch die Kommentare der Golfübertragung im ÖRR. Immerhin gab es viele kostenlose Wasserstationen, an denen man sich seine Trinkflaschen kostenlos auffüllen konnte. Mit etwas Glück war ein Baguette zu ergattern, doch meistens waren die nicht frittierten Dinge schnell ausverkauft.

Die Kritikpunkte, nur einen kann man den olympischen Organisatoren vorwerfen, überschatten dieses Turnier nicht. Zu eindrucksvoll wurde an den acht Turniertagen bewiesen, was für ein stimmungsvoller Sport Golf sein kann. Vielleicht war der Ryder Cup an selbem Ort 2018 lauter, doch so viele Nicht-Golferinnen und -Golfer hat er nicht angezogen. Das schafft nur Olympia. Dass Esther Henseleit dieses Event für deutsche Golf-Fans versilbert hat, ist sensationell. Doch auch ohne Medaille wäre es die größtmögliche Werbung für den Golfsport gewesen.

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