Der Wandel des Golfsports ist in aller Munde. Der gesellschaftliche Wandel beeinflusst die Bedürfnisse auf dem Golfmarkt und in den Golfclubs selbst. Bei Golf Post lesen Sie wie sich Golfclubs den Sport in Zukunft vorstellen. So einzigartig wie jeder Club, sind auch die Ansätze zur Bewältigung der kommenden Aufgaben. Die Betreiber der unterschiedlichsten Golfplätze im Gespräch mit Golf Post, dem Digitalen Zuhause für Golfer.
Golf & More
Im Duisburger Süden, dem süd-westlichen Teil des Ruhrpotts, eröffnete 2001 die Golfanlage Golf & more in Huckingen. Die Lage zwischen Duisburg, Düsseldorf, Krefeld und Essen bestimmt ihr potentes Einzugsgebiet und ihre gute Erreichbarkeit. Die Anlage bietet ein offenes Konzept mit sportlichen Mitgliedern und einen relativ flachen Platz mit Wasserhindernissen.
Die 18 Bahnen teilen sich auf in einen 9-Loch-Nordplatz und 9-Loch-Südplatz. Zusammen gespielt sind Nord und Süd ein Par 67 mit relativ kurzen 4860 Metern. Übungsmöglichkeiten bieten Driving Range, Putting-, Pitching- und Chipping Green sowie Übungsbunker. In Golfforen oft gelobt werden die Gastronomie der Anlage und das 7. Loch auf dem Nordplatz. Dort sei das langgezogene Wasserhindernis besonders schön zu spielen und eine spannende Herausforderung. Das Restaurant Abzweig liegt eingebettet zwischen dem Remberger See und den Bahnen des Golfclubs. Laut Betreiber machen neben den Golfern auch Ausflügler wie Radfahrer einen guten Teil des Publikums aus. Um Golfnovizen an die Anlage zu binden, bietet Golf & More eine Golfschule an, die eine Jugendabteilung beinhaltet. Des Weiteren verfügt die Anlage über einen Pro Shop und eine Fitting-Werkstatt. Die Atmosphäre auf der Anlage gilt als bodenständig und zwanglos.
Dienstleister der Freizeitindustrie
„Wir repräsentieren die Mittelschicht des Golfs. Das ist unsere Marktposition und die passt zu uns und unserem Standort“, erklärt Johannes Fülöp, Geschäftsführer und Präsident der Anlage. Der studierte Sportökonom arbeitet seit über 20 Jahren im Bereich des Sportanlagenbetriebs und hat in den USA Erfahrungen im Betrieb eines Country-Clubs gemacht. „In Deutschland war die Verbundenheit zum Sportverein früher deutlich ausgeprägter als heute: Mein Club, mein Pro, mein Pro Shop, heute ist man nicht mehr das ganze Wochenende in seinem Club.“ Es gebe keinen Steinsammeltag mehr und auch andere Aktivitäten mit der „Vereinsfamilie“ hätten abgenommen. „So sind wir kein Verein sondern Betreiber einer Golfanlage. Wir bieten auch keine Mitgliedschaften im klassischen Sinne an sondern vergeben jährliche Spielberechtigungen“, so Fülöp.
Er erinnere sich an eine Versammlung des Deutschen Golfverbandes bei der ein altgedienter Präsident eines Golfclubs sagte, dass er sich weigere seine Mitglieder als Kunden zu bezeichnen. „Damals war ich der einzige, der schmunzeln musste. Heute würden wahrscheinlich einige Leute lachen.“ Der Trend gehe weg vom gemeinnützigen Verein hin zum Dienstleister der Freizeitindustrie mit diversifiziertem Angebot. „Wir haben eine langjährige Kooperation mit einem Fitness Club“, erklärt Fülöp. Eine Kooperation mit einem Tennisclub – wie Fülöp es in den Country-Clubs der USA kennengelernt hat – sei zwar wünschenswert, lasse sich aber momentan nicht umsetzen. Die Konkurrenz sind in seinen Augen ohnehin nicht andere Golfanlagen, sondern Freizeitangebote generell. Für Golfspieler zwischen 30 und 40 Jahren kämen als zusätzliche Herausforderungen noch Familie und die Karriere hinzu. „Bedenkt man diese gesellschaftlichen Veränderungen, kann man bereits beim Bau von Golfplätzen grobe Fehler vermeiden.“
Trends ernst nehmen
Am Spiel selbst habe sich auch einiges geändert: „Turniergolf ist nicht mehr so wichtig wie früher. Nur ein relativ kleiner Kreis spielt noch regelmäßig Turniere“, so Fülöp. Insgesamt habe die Handicap-Jagd abgenommen. Der Spaß stehe im Vordergrund. „Wir haben als eine der ersten Golfanlagen angefangen, 9-Loch-Turniere anzubieten. 18-Loch-Turniere spielt mittlerweile nur noch ein überschaubarer Kern.“ Es verblüffe ihn aber, dass es noch Anlagen gäbe, die keine 9-Loch-Turniere anböten. „Wenn man Trends nicht ernst nimmt, geht man unter.“ Bei Golf & More sind wir erstmal aufgeschlossen für alles, was den Fun-Bereich stärken könnte. So hatte Golf & More bereits 2013 Tracking-Module an 20 Driving Range Abschlägen installiert. Der Wandel sei digital. Smartphones spielen dabei unzweifelhaft eine große Rolle. „Wenn sich Golfer in Chats für die gemeinsame Runde verabreden, ist das ein nicht zu unterschätzendes Bindungsinstrument, warum also die Entstehung solcher Foren nicht unterstützen?“ meint Fülöp. Menschen würden vielleicht mit dem Golfen aufhören aber sie wollten niemals ihre Gruppenzugehörigkeit verlieren. Seine Anlage und Mitgliederstruktur sei aber noch nicht direkt von dem erwarteten demographischen Wandel betroffen: „Wir haben immer noch eine Warteliste für Mitgliedsanträge.“
Zu den bevorstehenden Neuerungen gehört es, die Anlage um nochmal 9 Löcher und das Clubhaus zu erweitern. Zudem wird die Golfcart-Flotte ausgebaut: „Warum sollte nicht jeder, der daran Spaß hat, ein Golfcart fahren? Generell sollen die Fun-Bereiche verstärkt werden“, so Fülöp. Auf der Driving Range wurden Entfernungsmesser von TrackTee installiert, die den Kunden kostenlos zur Verfügung stehen.
Sich immer wieder neu erfinden
Grundlage jeder Veränderung ist die Datenanalyse. „Allein das Handicap ist aber wenig aussagekräftig. Wir sind zur Erkenntnis gekommen, dass uns Spieler erhalten bleiben, solange sie mindestens 1,5 Mal in der Woche spielen und unsere Einrichtungen nutzen“, erklärt Fülöp. Es sei eine immense Aufgabe das Preis-Leistungs-Verhältnis dauerhaft fair zu gestalten. Man müsse sich immer wieder neu erfinden: „Im Kleinen mit dem Aufbau einer Golfcart-Flotte. Im Großen mit dem Ausbau um weitere neun Bahnen.“ Für letzteres seien die Flächen gesichert, das Genehmigungsverfahren laufe bereits.