Neues Jahr, neues Spiel: Eine Woche noch, dann steht das Masters an, das erste und für viele das aufregendste Major der Saison. Im Augusta National Golf Club kämpfen die Greenkeeper mit den zu früh erblühten Azaleen, Do-it-yourself-Rezepte des berühmten „Pimento Cheese Sandwiches“ machen die Runde, und Danny Willett denkt darüber nach, was die englische Küche so fürs Championsdinner hergibt. Und es gibt Rory McIlroy, der das Masters zum Saisonhöhepunkt erkoren hat, zu seinem wichtigsten Turnier des Jahres. Der Nordire will den modernen Karriere-Grand-Slam, nur das „Green Jacket“ fehlt zum Eintritt in den erlauchten Zirkel mit Tiger Woods, Jack Nicklaus, Gary Player, Ben Hogan und Gene Sarazen.
„D.J.“ ist Favorit für Augusta
Die Buchmacher führen den vierfachen Majorsieger auf Platz zwei hinter Branchenprimus Dustin Johnson. Das Masters freilich ist ohnehin ein „Überraschungsei“ und bringt schon mal krasse Außenseiter hervor, siehe Willett, aber auch bei den anderen drei Majors dürfen wir auf eine ziemlich breite Spitze gespannt sein. Das lässt sich allein schon im Ranking der Wettbüros ablesen. Lange wurden McIlroy, Jason Day und Jordan Spieth als legitime Nachfolger der „Big Three“ mit Nicklaus, Player und dem verstorbenen Arnold Palmer gehandelt. Das war schon Quatsch, als dieser Vorschusslorbeer erstmals aufkam. Erst recht, seit Dustin Johnson die US Open und Henrik Stenson den Claret Jug gewonnen haben.
Mittlerweile sind die Titelaspiranten so dicht gesät wie wohl nie zuvor. „D.J.“ hat gelernt und bewiesen, wie man in einem Majorfinale die Nerven beieinander hält, hinter den Etablierten drängeln sich bei den „Bookies“ zudem längst fällige Spieler wie Hideki Matsuyama als Fünfter der Masters-Favoriten oder „Wundertüte“ Rickie Fowler (9.) und neue Namen wie der von Jon Rahm, der direkt hinter Stenson auf Platz sieben rangiert.
Gerede über den Kollaps auf der Zwölf
Einer allerdings hätte das Masters am liebsten schon hinter sich. Jordan Spieth, als Dritter des Spitzentrios fast so heiß gehandelt wie Johnson und McIlroy und deutlich vor dem Vierten Jason Day, wünscht sich dringend neue Schlagzeilen, einen neuen Champion, neue Geschichten – damit das Gerede über seinen letztjährigen Kollaps an Loch 12 endlich Vergangenheit ist. „Das Masters ist ein 365-Tage-Thema“, sagt Spieth, „es lebt für ein Jahr. Und ich bin froh, wenn dieses Jahr vorüber ist, egal, ob ich mir noch mal das Grüne Jackett schnappe oder 30. werde oder den Cut verpasse.“
Anschließend wartet „Terra Incognita“ auf den Majortross. Erin Hills, Schauplatz der US Open (15. bis 18. Juni), ist für alle Neuland. Mit der Wahl des 2006 eröffneten Kurses setzt die USGA nach dem altehrwürdigen Oakmont wieder auf einen „Jüngling“ wie schon 2015 mit Chambers Bay. Und Erin Hills ist ein ähnlich wilder „Teenager“, ein Ozean von Gras mitten in Wisconsin. Bei einer Gesamtfläche von 263 welligen Hektar hat Erin Hills allein 60 Hektar Hardrough, naturbelassene und mit Festuca eingesäte Bereiche. Das Schwingelgras wuchert schon mal über einen Meter hoch, anfangs rückten die Greenkeeper der spröden Vegetation sogar mit Brandrodung zu Leibe.
Royal Birkdale gilt als fairer Kurs
Neben Titelverteidiger Dustin Johnson dürfte vor allem, wie bei jeder US Open, Phil Mickelson im Fokus stehen. „Lefty“ wartet auch noch auf seinen Karriere-Grand-Slam, allein sechsmal wurde er bei der „Offenen Amerikanischen“ Zweiter, allmählich geht dem fünffachen Majorsieger, der am US-Open-Freitag 47 Jahre alt wird, die Zeit aus.
Damit sind wir bei der Open Championship von Royal Birkdale (20. bis 23. Juli). Der Kurs im englischen Southport erlebte 2008 die letzte von bisher neun British Open, damals siegte Padraig Harrington und Rory McIlroy war als geteilter 42. der beste Amateur. Das Linksgeläuf aus dem Jahr 1894 gehört zu den „eher“ stillen Plätzen in der Open-Rota, nicht so historisch unterfüttert und mit Geschichten behaftet wie seine „Kompagnons“. Birkdale gilt als fairer Kurs, nicht allzu bucklig, die Fairways liegen allesamt in den Dünentälern. Seine Grüns aber haben es in sich, sind schwierig zu lesen. Und wenn der Wind weht, dann ist auch Royal Birkdale schlichtweg ein Biest.
Was machen Rahm und Reed?
Zur PGA Championship (10. bis 13. August) schließlich betritt der Circuit wieder vertrautes Terrain. Quail Hollow in North Carolina war jahrelang Schauplatz der Wachovia, der Quail Hollow und der Wells Fargo Championship, McIlroy (2010) und Fowler (2012) gewannen hier jeweils ihr erstes Turnier auf der PGA Tour, 2013 war „Rors“ erneut erfolgreich.
Zum Schluss ein paar Prognosen, weil man sich damit so herrlich blamieren kann. Also: Rory McIlroy gewinnt das Masters auch dieses Jahr nicht, dafür Dustin Johnson sein zweites Major, Jon Rahm und auch Patrick Reed mischen mindestens munter mit – und Tiger Woods glänzt meist durch Abwesenheit. Oder was denken Sie?
macht Spaß zu lesen, danke 🙂