„Ich wollte nie ein Millionär werden, aber ich wollte leben wie einer“. (Walter Hagen)
Hagen wird im Dezember 1892 im amerikanischen Rochester als Sohn von William, von Beruf Hufschmied, und Louise Balko Hagen geboren. Mit fünf Jahren beginnt er auf der elterlichen Farm den Golfschläger zu schwingen. In seiner Jugend heuert er als Caddie im Rochester Country Club an und wird dort Jahre später Club-Professional. Neben seiner Leidenschaft zum Golfsport ist Hagen ein begabter Baseballspieler – er hat sogar die Möglichkeit bei den Philadelphia Phillies vorzuspielen, doch verzichtet für ein Golfturnier. 1913 spielt Hagen zum ersten Mal bei einer US Open mit und wird im Country Club (Massachusetts) geteilter Vierter. Schon damals fällt er mit einem stylischen Kleidungsstil auf. Er trägt ein gestreiftes Seidenhemd und ein Halstuch. Nur ein Jahr später gewinnt er sein erstes Turnier überhaupt: die US Open. Im Midlothian CC in Illinois spielt Hagen am ersten Tag eine Rekordrunde von 68 Schlägen und setzt sich gegen den Amateur Chick Evans durch.
Pionierarbeit von Hagen
Ungewöhnlich für die damalige Zeit ist es, den Golfsport zum Beruf zu machen. Die Amateure dominieren die Szene, doch Hagen wehrt sich. Schon 1912 entscheidet er sich, professioneller Golfer zu werden und ist damit einer der ersten überhaupt. „All die Profis, die inzwischen die Chance haben, sich das große Geld zu holen, sollten sich jedes Mal, wenn ihnen ein Scheck überreicht wird, im Stillen bei Walter Hagen bedanken“, sagte einmal Gene Sarazen. „Walter war derjenige, der das Profigolfspiel zu dem gemacht hat, was es heute ist.“
Luxuslimousine statt Clubhaus
Die Diskrepanz zwischen Amteuren und Profis ist hoch. Berufsgolfer dürfen zu dieser Zeit meist nicht einmal das Clubhaus betreten, weder zum Essen, noch zum Umziehen. Hagen ist empört. Bei der Open Championship 1922 mietet sich er sich eine Luxuslimousine, stellt sich vor das Clubhaus und verwendet sein Auto als Umkleidekabine und Restaurant. Doch Hagen zeigt seine Rebellion noch auf eine andere Weise: Er gewinnt die Open als erster Amerikaner auf britischem Boden. Insgesamt triumphiert Hagen während seiner Karriere bei elf Majors und gilt damit bis heute als einer der erfolgreichsten Golfer aller Zeiten.
Walter Hagen: Majorsiege | Jahr | |
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US Open | 1914, 1919 | |
Open Championship | 1922, 1924, 1928, 1929 | |
PGA Championship | 1921, 1924, 1925, 1926, 1927 | |
Anzahl Siege auf PGA Tour | 44 | |
Anzahl weitere Siege | 7 |
Zudem ist Hagen einer der besten Matchplay-Spieler, die es jemals gab. In der damaligen Zeit standen Lochwettspiele noch häufiger auf der Tagesordnung als heute. „The Haige“, wie Hagen oft genannt wurde, verliert von 1921 bis 1928 in 33 Matchplay-Duell nur ein einziges. 1926 sollte es zu einem legendären Duell zweier großer Sportsmänner kommen: Bobby Jones, der ebenfalls als einer der besten seiner Zunft gilt, und eben Walter Hagen. In einem 72-Loch-Wettkampf soll der beste Golfer der Geschichte ermittelt werden. Doch nach 61 Löchern ist der Konkurrenzkampf erledigt. Hagen fertigt seinen Kontrahenten mit 12&11 ab. „Wenn ein Mann seinen Drive verschlägt und danach seinen zweiten Schlag verschlägt und dann das Loch mit einem Birdie gewinnt, bringt mich das auf die Palme“, stellt ein konsternierter Bobby Jones im Anschluss fest. In der Tat schlägt Hagen keine guten Drives und auch seine langen Eisen sind nicht weltklasse. Doch das kurze Spiel, das Befreien aus kniffligen Situation und das Putten beherrscht er wie kein anderer.
Auch auf den Ryder Cup hat Hagen einen großen Einfluss. Von fünf Ryder-Cup-Teilnahmen als Spieler gewinnt er in den Jahren 1927, 1931 und 1935 mit den Amerikanern drei Mal. Zudem geht er in den ersten sechs Ryder Cups überhaupt immer als Kapitän voran - so oft wie kein anderer. In seiner letzten Teilnahme beim prestigeträchtigen Duell 1937 übernimmt er zum ersten Mal nicht die Doppelrolle als spielender Kapitän, sondern konzentriert sich nur auf das Coaching und führt die Amerikaner zum Triumph in Merseyside, England.
Der erste Sport-Millionär
Nach seiner aktiven Karriere sieht man Hagen häufig in Showmatches rund um die Welt. Dabei trägt er öfters einen Smoking. Allgemein prägt Hagen das Erscheinungsbild der Golfer zur damaligen Zeit wie kein anderer. Der als attraktiv geltende Hagen ist auf und neben dem Platz immer top gestylt. Zu seiner Dreiviertel-Ballonhose kombiniert er auf dem Platz oft hochgezogene Strümpfe, Hemd samt Krawatte und zweifarbige Schuhe. Darüber hinaus steigt er häufig in den besten Hotels ab, fährt Luxuslimousinen und veranstaltetet Partys: ein echter Lebemann. 1917 heiratet er Margaret Johnson, mit der er ein Kind hat, lässt sich aber vier Jahre später wieder scheiden. Seine zweite Ehe hält lange, wenn auch nicht ewig. Er heiratet Edna Strauss 1924 und die beiden halten es zehn Jahre miteinander aus.
Zugleich ist Hagen aber bodenständig und voller Ehrgeiz. Mit unbändigem Willem kämpft er für die Berufsgolfer und deren Anerkennung. Gepaart mit seinen sensationellen Leistungen ist er heute – so sagt man – der erste Sportler aller Zeiten, der in seiner Karriere eine Millionen US-Dollar verdient hat. „So großartig er als Golfer war, noch besser war seine Persönlichkeit. Ein Künstler mit einem Timing, wie kein anderer. Er ließ seine Schnürsenkel dramatischer erscheinen als das Hole-in-One eines anderen“, schreibt der Golfbuchautor Herbert Warren Wind über ihn. 1974, fünf Jahre nach seinem Tod, wird Hagen in die Golf Hall of Fame aufgenommen.