Eintauchen in eine exklusive Welt
Nach einer beeindruckenden Fahrt mit der Rhätischen Bahn, erreiche ich bei strahlendem Sonnenschein den Ort in Graubünden, der, wie kaum ein anderer, für Exklusivität und Luxus steht. Sein Image als einer der schillernstenen Wintersport-Destinationen der Welt resuliert u.a. aus den Veranstaltungen des Jetsets auf dem zugefrorenem St. Moritzersee, auf dem Polo- und Cricketturniere sowie Pferderennen ausgetragen werden.
Bereits zweimal war er Gastgeber der Olympischen Winterspiele. Wohl am bekanntesten ist der Eiskanal Cresta Run, auf dem seit 1885 jährlich das ‚Grand National‘ stattfindet. Hierbei handelt es sich um ein Rennen mit einem 35 kg schweren Schlitten, der ‚Toboggan’ gennant wird. Kopfüber stürzen sich die Fahrer auf diesem in die Eisrinne und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 140 km Stundenkilometern.
Ebenso berühmt ist der Olympia Bob Run, der die älteste Bobbahn der Welt und die letzte verbliebene Meisterschafts-Piste aus Natureis ist. Sie wird jeden Winter neu präpariert.
Tradition und Stil
Das Kulm-Hotel im Zentrum von St. Moritz ist eine Ikone der Schweizer Luxushotellerie. Klasse, Stil und Eleganz zeichnen es aus. Gegründet wurde es 1856 von dem visionären Hotelier Johannes Badrutt, der mit dessen Eröffnung den Tourismus und den Wintersport in den Ort brachte.
Es beeindruckt durch seine außergewöhnliche Lage hoch über dem See, seine fantastischen Aussichten sowie sein außergewöhnliches, stilvolles Interieur.
Mein renoviertes Zimmer ist elegant und modern gestaltet und ebenso mit lokalen Suisse Pine-Elementen (Zirbelkiefer) versehen wie das einladende Bad. Beim Betreten steigt mir sofort der wohlige Geruch von frischem Holz in die Nase. Insgesamt verfügt das Hotel über 150 Zimmer in verschiedenen Kategorien.
Fünf Restaurants bieten nationale und internationale Küche auf höchstem Niveau. Das Angebot der Pizzeria geht weit über das der leckeren runden italienischen Gerichte hinaus. Peruanisch inspirierte Streetfood-Gerichte kombiniert die in Lima geborene Chefköchin Claudia Canessa mit moderner Fusionsküche im Amaru-Restaurant.
Michelin-Sternekoch Mauro Colagreco begeistert im wenige Meter entfernten Kulm Country Club (KCC). Auf der einladenden Terrasse des Chesa al Parc des gegenüber liegenden Golf Clubhauses werde ich mit lokalen Gerichten verwöhnt. Von hier aus habe ich einen wunderbaren Blick auf zwei Kirchtürme, von denen einer der Neigung des Turms in Pisa sehr nahe kommt und das Wahrzeichen des Ortes ist.
In dem 2.000 qm großen Kulm-Spa St. Moritz werden Wellness-Träume wahr. In dem 10 x 20m großen Indoor-Pool genieße ich die großartigen Ausblicke auf den See und die Berge sowie die Unterwasser-Musik. Im Spa-Bereich entspanne ich bei der Signature Sport Massage, im Dampfbad, in verschiedenen Saunen und in den innen- und außenliegenden Whirlpools.
Die Gäste des Hotels kommen im Sommer zum größten Teil aus der Schweiz, den Vereinigten Staaten, aus Italien und aus Deutschland. Im Winter wird dieser Kreis traditionell um Gäste aus Großbritannien erweitert, die die größte Gruppe der ausländischen Gruppe darstellt. Gäste aus Asien sind eher noch in der Unterzahl, doch Besucher aus Indien haben bereits die Attraktivität des Hotels für sich entdeckt.
Spektakulärer Par 3 Platz
Auch Golf hat in dem typischen Wintersport eine langjährige Tradition. Der Hotel-eigene Kulm Golfplatz wurde 1891 von britischen Reisenden gegründet und ist damit der älteste Platz der Schweiz. 2001 wurde er von dem Hotel neu konzipiert. Der in die traumhafte Landschaft integrierte neun Loch-Platz liegt nur einen Drive vom Hotel entfernt.
Die neun abwechslungsreichen Löcher führen zum Teil steil bergauf- und ab und haben eine Länge zwischen 80 und 135 Metern. Sie bieten atemberaubende Aussichten auf die umliegende Bergkulisse und den St. Moritzersee.
Insbesondere die Schläge in die tief unterhalb der Abschläge liegenden Grüns haben ihren Reiz. So auch die Bahn #5, die fast senkrecht 120 m bergab zu spielen ist. Das Grün wird auf der rechten Seite von einem kleinen See, auf der linken Seite von einem Bunker geschützt. Es ist das bemerkenswerteste Loch eines Par 3 Platzes, das ich kenne (siehe Foto zu Beginn des Artikels).
An Bahn #8 kommt die Olympia-Bobbahn ins Spiel. Allerdings nur in der Fantasie, denn im Sommer ist sie nicht vorhanden. Im Winter führt sie direkt vor dem Grünbunker quer durch das Loch und verschwindet auf dessen rechten Seite in der Tiefe.
Bahn #9 ist mein persönliches Highlight der Runde. Sie ist das schwierigste Loch, an dem der Tee Shot 120 m steil bergauf in das nicht einsehbare Grün zu spielen ist. Um Haaresbreite habe ich das Hole in One verfehlt.
Das Nutzen der Übungsanlagen und das Spielen des Platzes ist für die Gäste des Kulm-Hotels kostenfrei.
Keiner ist älter
Die Gründung der Golfanlage Samedan des Engadine Golf Clubs im gleichnamigen Örtchen geht auf das Jahr 1893 zurück. Sie ist die älteste 18-Loch Anlage der Schweiz und zählt zu den ältesten auf dem europäischen Festland. Vom Hotel in St. Moritz ist sie in 20 Minuten mit dem Pkw zu erreichen.
Im Gründungsjahr fand hier ein erstes Amateur-Golf-Turnier statt, das noch heute jährlich als Engadine-Amateur-Championship‘ fortgeführt wird. 1988 wurde der Platz von dem Golfplatz-Architekten Mario Verdieri aus St. Moritz, der auch den dortigen Kulm Golfplatz designed hat, zu einem ‚New Course‘ umgebaut. Der Blick von der Terrasse des Clubhauses über die Ebene des Flaz Baches auf das Bergpanorama ist beeindruckend.
Interessant sind die Hinweistafeln auf dem Weg vom Clubhaus zur Driving Range. Auf dem WALK OF HISTORY wird die Geschichte des Golfsports im Engadin dargestellt. Caddies waren lange Zeit üblich. Jungen und Mädchen verdienten sich bereits in jungen Jahren des Clubs durch das Tragen der Bags ein ‚Sackgeld‘.
700 Jahre alte Lärchen
Von den gelben Abschlägen hat der Platz eine Länge von 5.919 Metern, bei einem Slope Rating von 133 und einem Course Rating von 71,7. Die entsprechende Werte von ‚Rot‘ sind 5.118 m, 130 und 72,8.
Mittendrin stehen jahrhundertealte Lärchen, deren Spitzen von Sturm und Blitzen zersaust sind. Zum Anlass des 125-jährigen Bestehens in 2018 wurden 125 neue Bäume gepflanzt.
Das feuchte Nass gibt es nicht nur als seitliches oder frontales Hindernis, sondern an etlichen Stellen lädt eiskaltes Quellwasser zum Auffüllen der Getränkeflaschen ein.
Am frühen Nachmittag setzt regelmäßig der aus Süden kommende, gefürchtete Malojawind ein, der erheblichen Einfluss auf das Spiel nehmen kann. Wir starten früh und haben Glück, von ihm verschont zu bleiben.
Nach neun Loch kehren wir in die ‚Buvette‘ ein, ein kleines Halfway-Holzhäuschen am Waldesrand. Hier stärken wir uns mit leckeren Wurst- und Käse-Spezialitäten und einem Gletscher-Bier aus der Flasche.
Ich freue mich über die ungewohnte Länge meiner Schläge, denn diese fliegen aufgrund der Höhe ca. 10 % weiter als sonst üblich. Die Samedan-Anlage befindet sich auf einer Höhe von 1.700 m und ist damit die zweithöchste 18-Loch Anlage der Schweiz. Nur die in Arosa liegt höher.
Die Fairways verlaufen eben und breit durch das flache Gelände. Die sattgrünen Spielbahnen, die Bunker mit ihrem weißen Sand und die teils welligen Grüns sind sehr gepflegt.
Spielen kann man auf der Samedan-Anlage von Anfang Mai bis Ende Oktober. Der Kulm-Platz öffnet einen Monat später. Einige Hotels bieten bei mindestens zwei Übernachtungen ein spezielles Golfangebot. Auf dem Kulm Golf, dem Samedan Golf Course und der Zuoz-Madulain-Anlage, dem zweiten Platz des Engadin Golf Clubs, kann man unlimited Golf während des gesamten Aufenthalts für CHF 255,-- pro Person spielen.
Bester Jazz in legendärem Club
Seit nunmehr 17 Jahren steht St. Moritz im Juli ganz im Zeichen des Jazz. An zwölf unterschiedlichen Orten wird während drei Wochen Jazz vom Feinsten geboten. Angefangen hat alles in dem von dem Jetsetter Gunter Sachs gegründeten privaten Dracula Club, der sich direkt neben dem Startgebäude der berühmten Bobbahn des Ortes befindet. Heute wird der Club von seinem Sohn Rolf weitergeführt. Nur zu dieser Musikreihe öffnet der Members Only Club einmal im Jahr seine Türen für die Öffentlichkeit. Er ist die Mainstage sowie das Herz und die Seele des Festivals.
Ich habe das Glück, an einer seiner wenigen Veranstaltungen mit nur 150 anderen Gästen teilnehmen zu können. Eng an eng sitzen oder stehen die Jazzfans gedrängt in dem rustikalen Ambiente. Die Stimmung in intimer, uriger Atmosphäre ist großartig. Die Musik der zum Greifen nahen amerikanischen Künstlerin Dana Winters und ihrem Trio sorgt für tosenden Applaus bei dem fachkundigen Publikum.
Nach der Session geht es mit Jazz in der Sunny Bar des Kulm Hotels weiter, das einer der beiden Veranstalter und Hauptsponoren des Festivals ist und etliche der Künstler:innen beherbergt
Nicht nur die Höhe ist top
Sei es im Hotel, in den Restaurants oder in den Golf Clubs: Überall treffe ich auf der Reise auf höchste Standards sowie einen professionellen, freundlichen Service. Häufig sind es die Liebe zum Detail oder kleine Aufmerksamkeiten, die mich besonders beeindrucken. Ein Beispiel ist das golferspezifische ‚Bett-Mümpfeli‘ im Kulm-Hotel.
Jürgen Linnenbürger,
September 2024