Der Wandel des Golfsports ist in aller Munde. Die Entwicklung zur Freizeitgesellschaft und die moderne Spaßkultur beeinflussen die Ansprüche an den Golfmarkt und Angebotsausrichtung der Golfanlagen. So einzigartig wie jede Anlage sind auch die Ansätze zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Bei Golf Post, dem Digitalen Zuhause für Golfer, lesen Sie, wie sich Betreiber und Manager das Spiel in Zukunft vorstellen.
Wer von „Golf im Wandel“ spricht, der meint gesellschaftliche Entwicklung und demographischen Wandel. Der meint, kurz gesagt: volatile Arbeitswelten, Lust an kurzlebigem Action-Entertainment in einer weitgehend digitalisierten Spaßkultur und nicht zuletzt eine Überalterung der Gesellschaft, in der die sogenannte Erwerbsbevölkerung immer mehr in die Jahre kommt und die Alterspyramide ihren „Äquator“ bei den 45-bis 59-Jährigen hat.
Sich der Entwicklung anpassen …
Im organisierten Golfsport belegt die Altersstruktur des Mitgliederbestands diese Aspekte: alle Kohorten schrumpfen, nur die Generation 50+ verzeichnet satte Zuwächse. Das hat mit saturierter Berufssituation oder einem wohltemperierten Ruhestand zu tun, mit „Empty Nests“, weil die Kinder aus dem Haus sind, mit Tagesfreizeit und Mobilität. Für den Golfmarkt bedeutet es, flexibel zu sein, sich der Entwicklung anzupassen, dem Golfer Variablen zu bieten.
„Die Tendenz im Golfmarkt ist längst eindeutig so, dass eine normale Vollmitgliedschaft nicht mehr für alle passt“, sagt Michael Blesch, der mit Partner Ralf Lühmann vor den Toren Hamburgs die Green Eagle Golf Courses betreibt, sattsam bekannt dank des European-Tour-Gastspiels Porsche European Open – auch wenn das heuer wegen Corona ausfallen musste. „Man muss sich bewegen, nicht bloß Dumpingpreise aufrufen und versuchen, sich gegenseitig die Mitglieder abspenstig zu machen.“
… und „flexible Pakete anbieten“
Auf ihrer (noch) 36-Loch-Anlage in Winsen (Luhe) zeigen Blesch und Lühmann, wie Club-Golf zukunftsfähig gemacht werden kann. Sie verfolgen mit ihrer „Green-Eagle-Nature“-Philosophie konsequent den Nachhaltigkeitsaspekt bis hin zum geschlossenen Kreislauf, denken über Expansion und erweiterte Angebote nach und verlieren dabei ihr Gemeinwesen, die rund 1.300 Mitglieder nämlich, nicht aus dem Blick. „Die Leute müssen in ihrem Job flexibel sein, sind flexibel in der Freizeit, dann solltest du auch als Freizeitanbieter flexibel sein und flexible Pakete anbieten“, skizziert Blesch die künftigen Anforderungen.
Feilen am „Green Monster“
Vor allem muss das Angebot stimmen. Daran feilen Blesch und Lühmann, seit sie 1997 zwischen Elbmarschen und Lüneburger Heide ihre Vision von einer qualitativ hochwertigen, dabei entspannt gelebten Golfanlage begründeten, erst den Süd Course und dann den Nord Course entstehen ließen, der aufgrund seiner Länge (7.161 Meter vom Champions-Tee, laut DGV-Rating damit schwierigster Platz in Deutschland) von Kultrocker Alice Cooper zum „Green Monster“ ernannt wurde und mit dem Sprung auf die Bühne des großen Tour-Circuits zum Porsche Nord Course avancierte.
Blesch freilich ist das längst nicht genug. Der einstige PGA-Professional, ohnehin ein rastloser Typ unter Dauerfeuer, sprüht vor Ideen und hat keine Angst, seine Entscheidungen von vorgestern über den Haufen zu werfen: „Nichts ist in Stein gemeißelt.“ Bestes Beispiel ist der Stadion-Charakter im Bereich der Bahnen 13 bis 15, mit der neuen spektakulär gestalteten Par-3-14, die dank des Wegs übers Wasser viel länger aussieht als ihre 141 Meter (von Weiß) tatsächlich sind, den modifizierten Grünkomplexen der beiden anderen Bahnen und den wachsenden Naturtribünen drumherum.
Hotel und neuer Platz in der Planung
Die nächsten Vorhaben liegen schon in der Schublade. Ein Hotel ist geplant; für Blesch „Pflichtprogramm, denn die Leute wollen vor Ort sein“. Und ein neuer Platz „muss“ auch her. Der künftige West Course soll das Niveau des Porsche Nord Course haben, nur etwas kürzer ausfallen, dafür aber auch schmalere Fairways haben und den Charakter der umliegende Heidelandschaft aufnehmen – samt Schafen als penible „Hilfs-Greenkeeper“. Sowieso macht die Pflege für Blesch einen Platz aus: „Wenn ein Kurs nicht in Schuss ist, dann kann er noch so gut designt sein … Ich bin ein Qualitäts-Junkie und hasse schlecht gepflegte Golfplätze.“
„Vor allem aber werden wir viel Wert auf die Positionierung der Damen- und der Seniorenabschläge legen“, verspricht er, wohlwissend, dass diese Tee-Boxen auf vielen Plätzen eher Stiefkinder sind: „Die Kunst ist, jede Bahn für jede Spielstärke spielbar zu machen und Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Diese Möglichkeit habe ich nur über unterschiedliche und sinnvoll platzierte Abschläge.“
Wieder zurück zu „Golf für Jedermann“
Im Gegenzug soll der heutige Süd Course dann zum 9-Loch-Platz werden. „Die Anforderungen des Markts sprechen eindeutig für zusätzliche neun Loch“, verdeutlicht Blesch. „Es gibt viele Leute, die auch mal nicht mehr als bloß eine Schleife spielen wollen – oder können. Um dem gerecht zu werden, müssten wir ansonsten einen der beiden ,großen‘ Plätze splitten.“
In diesem Zusammenhang erinnert er daran, „dass wir uns anfangs ,Golf für Jedermann‘ auf die Fahne geschrieben hatten“: „Davon haben wir uns in den vergangenen fünf, sechs Jahren etwas entfernt – besonders durch den hohen Anspruch der European Tour. Mit dem neuen Neuner kommen wir da wieder hin.“
„ Qualität und Urlaubsfeeling, locker und unprätentiös“
Damals hatten sie in Green Eagle einen 18-Loch-Platz und 1.500 Mitglieder. „Wenn es uns nur ums Geld gehen würde, hätten wir es dabei belassen und ich wäre schon längst auf den Bahamas“, grinst Blesch. Stattdessen haben er und Partner Lühmann die Anlage um einen Par-3-Parcours und eben den Nord Course erweitert und optimieren weiterhin unermüdlich ihre Vorstellung von einer guten Mischung aus Gästen wie Mitgliedern.
Und ihr Konzept eines zukunftsfähigen Golfplatzes, das Blesch so umschreibt: „Qualität und Urlaubsgefühl, locker, entspannt, und unprätentiös, Karibikfeeling wie an unserem Beach, dazu Naturschutz und Nachhaltigkeit.“