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Golf Post Premium Golfregeln

Golf im Herbst: Die „Laubregel“ – wenig bekannt, aber durchaus hilfreich

16. Okt. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Golf im Herbst wird durch Laub auf dem Kurs erschwert. (Fotos: Instagram/@ohiojonny & Twitter/@StuJokerJones)

Golf im Herbst wird durch Laub auf dem Kurs erschwert. (Fotos: Instagram/@ohiojonny & Twitter/@StuJokerJones)

Der Herbst: Die Tage werden kürzer, die Natur wechselt Farben und Gewand. Die letzten Tage für Golfrunden unter farbenträchtigen Blättern sind gezählt. Der Herbst ist für Natur und Golfkurse eine der ansehnlichsten, aber kürzesten Jahreszeiten.

So herrlich bunt Bäume und Sträucher dann leuchten, weil sie die Photosynthese einstellen und Chlorophyll fürs nächste Frühjahr einlagern: Sobald überdies die Wasserleitungen zum Zierrat gekappt werden, verstreuen sich ihre Blätter (auch) im Rough und am Rand der Fairways und werden dort gern zum Zufluchtsort für unpräzise gespielte Bälle, die Deckung vor dem nächsten Schlag suchen.

Hand aufs Herz, wer hat noch keine Murmel an das Laub verloren? Wer ist noch nie auf der Suche nach seinem Ball zwischen gelb, gold, rot oder braungrün pigmentierten Pflanzenfetzen herumgeirrt, durfte womöglich den teuren Titleist ProV1 abschreiben und sich zähneknirschend einen Schlagverlust notieren? Gemäß der Golfregel 18.2 vom verlorenen Ball und der dreiminütigen Suchfrist. Aber das muss nicht sein. Für nördliche Klimazonen gibt es nämlich die „Leaf Rule“, die Laubregel. Eigentlich.

Regel 16.1 fürs eigene Gewissen

Manchen wenden sie eh an, wenn sie sich nach einem „doch wirklich guten“ Schlag einen Free Drop genehmigen. Und fürs eigene Gewissen die Regel 16.1 vorschieben, der zufolge bei ungewöhnlichen Platzverhältnissen halt straflos Erleichterung in Anspruch genommen werden kann. Immerhin war der Ball ja definitiv oder einigermaßen sicher im Spiel. Klingt gut. Allerdings: Blätter fallen nicht unter ungewöhnliche Platzverhältnisse; für den Vegetations-„Ab-Fall“ hat’s keinen passenden Paragraphen in den Golfregeln.

„Abnormal Course Conditions and Integral Objects“

„Golf Digest“ indes gebührt das Verdienst, dieser Tage an besagte „Leaf Rule“ zu erinnern. Die findet sich tatsächlich in den vom R&A modellhaft formulierten „Local Rules“, genauer gesagt in Abschnitt F: „Abnormal Course Conditions and Integral Objects“. Dort, wo beispielsweise auch das Aufnehmen, Säubern und Besserlegen des Balls bei entsprechend weichen oder nassen Bodenverhältnissen definiert ist.

Unter F-14 heißt es: „Zu gewissen Zeiten des Jahres können Haufen loser Hindernisse wie Blätter, Samen oder Eicheln es für einen Spieler schwierig machen, seinen Ball zu finden oder zu spielen. Ein Ausschuss kann sich dafür entscheiden, solche Haufen loser Hindernisse im allgemeinen Spielbereich oder in einem Bunker als ,Boden in Ausbesserung’ einzustufen, bei dem straflos Erleichterung gemäß Regel 16.1 zulässig ist.“

Entscheidend ist der Terminus „Haufen“

Wie im entsprechenden Passus betont, braucht es die allgemeine Spielleitung oder ein Turnierkomitee, um besagte „Local Rules“ auszurufen und zu aktivieren, im Fall der „Leaf Rule“ für einen bestimmten Bereich und einen gewissen Zeitraum. Sowieso will der Terminus „Haufen“ definiert sein: Gefegt oder mit dem Laubbläser erzeugt, vom Wind zusammen geweht oder im Bereich eines besonderes „ergiebigen“ Baums entstanden … Da gibt’s trotz aller Ausgefeiltheit der Gesetzesformulierungen immer noch Interpretationsspielraum. Oder was sagen die Regelexperten?

Und selbst, wenn es einen verlorenen Ball nicht ersetzt: Dem Score dürfte die „Laubregel“ auf jeden Fall zum Vorteil gereichen. Es lohnt sich also, danach zu fragen oder die Verantwortlichen im eigenen Club auf diese Möglichkeit hinzuweisen.

Wenn Pilze aus dem Grün wachsen

Übrigens: F-15 regelt gleichermaßen straflose Erleichterung, falls Pilze auf dem Grün gewachsen sind und beim Putten behindern. Nach den Regenfällen der jüngeren Vergangenheit sprießen die Eukaryoten allerorten in der ihnen eigenen Sprichwörtlichkeit aus dem Boden. Außerhalb der Grüns freilich ist dagegen kein (Regel-)Kraut gewachsen.

Und so bleibt uns Golfern das Schicksal leider nicht erspart, hoffnungsvoll und oder je nach Naturell sogar jauchzend auf den weißen Punkt im Rough zuzusteuern, in das der Ball geflogen ist – um dann zu Tode betrübt festzustellen, dass es sich doch bloß um einen Wiesenchampignon handelt.

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