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Panorama

Golf im Flow: Das macht glücklich, hält gesund und hilft beim Schwung

09. Aug. 2018 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

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Golf führt häufig zu Frustration. Dabei steigert gute Laune die Leistung auf dem Platz. (Foto: Getty)

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Steht ein Golfbag an einer Mülltonne. Daran ein Zettel: „Free … because I suck“. Das muss man nicht übersetzen, da hat wieder einer die Geduld mit sich und seinem Spiel verloren. Die sozialen Netzwerke sind voll von solchen Unmutsäußerungen: Videos, in denen die Golfklamotten in den nächsten Teich gefeuert werden; Frust-Postings über vermasselte Schläge und ganze Runden, die zum Problemfall werden; Zornesausbrüche oder melodramatischen „Suizid“-Ankündigungen fürs künftige Golfer-Leben…

Das explodierte Ich

Leute! Jeder von uns weiß, dass Golf eine Runde Walking mit Ärgernissen sein kann. Schon Mark Twain notierte: „Golf is a good walk spoiled.“ Und der kürzeste Golfwitz lautet bekanntlich: Ich kann‘s! Die eingangs erwähnte herrenlose Ausrüstung hingegen wirkt wie ein Mahnmal für eine nach oben offene Stressskala: Das explodierte Ich. Solche Kontrollverluste sind das Ende jeglicher Freude am Spiel, an einem Spiel, das großartiger nicht sein könnte. Wir beschweren es indes mit überhöhter Eigenerwartung, falschem Ehrgeiz, der Hybris nach Validierung des Erlebnisses durch angemessene Einträge auf der Scorekarte.

Kampf und Krampf gegen vermeintliches Scheitern

Der Genuss bleibt auf der Strecke. Drei versemmelte Bälle bereits erwachsen zur narzisstischen Kränkung. Das Spiel – statt rein um des Spielens willen gespielt zu werden – gerät zum Kampf und Krampf gegen vermeintliches Scheitern. Wir wollen abschalten, entspannen, und bürden uns neue Sorgen auf. Um den Score. Ums Handicap. Um das Bild, was wir abgeben. Vielleicht ist das die unweigerliche Folge, wenn überall einzig Leistung, Performance und Output zählen. Es kann nur im Frust enden.

„Gegen einen gesunden Leistungswillen ist nichts einzuwenden, er fördert die Motivation und die Fokussierung auf ein Ziel“, hat der Sportpsychologe Prof. Hans Eberspächer (Heidelberg) mal gesagt. „Idealerweise findet man jedoch eigene Maßstäbe und orientiert sich nicht an anderen, da immer auch Faktoren eine Rolle spielen, die nicht direkt sichtbar sind: ungelöste Konflikte und anhaltender Stress.“

Lachen und Wachsen statt Wüten und Weinen

Zugegeben, Golf ist eine komplexe Angelegenheit, die uns zum Wüten und Weinen bringen kann. Besser aber zum Lachen und Wachsen. Wir könnten‘s locker angehen, sämtliche Sinne sensibilisieren für das Hier und Jetzt, für die Exklusivität des Augenblicks. Für das plötzlich eintretende Unerwartete. Trotz aller witziger Sprüche geht es auf dem Platz für die meisten von uns nicht um Existenz und Überleben, warum können wir dann das Ungeliebte nicht einfach akzeptieren und loslassen?

Wie das klappt, verrät eines der schönsten „Kinder“-Bücher, das jemals geschrieben wurde. Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ sagte schon: „Verliere nicht deine Neugier, deinen Wunsch, eine gute Zeit zu erleben oder deine Unschuld.“ Es ist der mentale Zustand des Flow, weit weg von der Welt da draußen, vom Getöse, von der Atemlosigkeit, von den Sorgen. Play the ball as it lies. Auf dem Platz. Und im Leben. So hat schon der große Bobby Jones beispielsweise seine unheilbare Krankheit ertragen. Die Botschaft sollte unmissverständlich sein; das Instrumentarium dafür kann man erlernen. Es gibt eine Menge systematische Methoden und Trainings, davon demnächst mehr.

Balance als Kernelement für Physis und Psyche

Der ungarische Psychologe und Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi bezeichnet den mentalen Zustand des Flow als „optimale Erfahrung“, die sich in einem Spannungsfeld zwischen Herausforderung und Fähigkeiten, Erregung und Selbstkontrolle abspiele und sich immer dann spontan und mühelos einstelle, wenn alles in Balance ist. Es gilt übrigens für alle Handlungen, absichtslose wie leistungsbezogene. Csíkszentmihályi hat ab den 1960er Jahren Kinder und Künstler beobachtet, ebenso Chirurgen und Hochleistungssportler.

Genau das ist ein Kernelement von Golf: in Balance zu kommen und möglichst lang zu bleiben. Physikalisch und psychologisch. Golfanlagen können Orte der Ruhe, Kraft und Inspiration inmitten grandioser Landschaften sein, die es uns eigentlich einfach machen, innezuhalten und zu staunen, zu genießen und Spaß zu haben. Ja, auch dankbar zu sein!

Die Wirkung wird umgehend spürbar – an der gesamten Muskulatur, der Aufmerksamkeit, der Stimmung. „Der Grund liegt im Gehirn: Dort setzt ein Nervenbotenstoff zu Höhenflügen an, der für Glücksgefühle sorgt, das Serotonin“, sagt Andrea S. Klahre, Therapeutin für Mind Body Medizin und Gesundheitscoach in Hamburg. Wer das erlebe, sei konzentriert und hoch motiviert für das, was man sich allenthalben wünscht: ein schönes Spiel. „Glücksgefühle wiederum steigern die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, können Teufelskreise aus seelischem Druck und gesundheitlichen Problemen unterbrechen.“

Lässige Golfer bleiben gesunde Golfer

Nicht zuletzt hilft uns der Flow auch beim Schwung. Und damit schließlich doch der sportlichen Zielsetzung. Nicht schlagen, nicht draufhauen. Das Bild vom Kettenkarussell: Loslassen. Schwingen. Fließen lassen. Fliegen lassen. Die Gedanken. Die Arme. Den Schläger.

Der US-Autor James Dodson beschreibt in seinem wunderbaren Buch „Final Rounds“ einen letzten Golftrip mit seinem krebskranken Vater über die grandiosen Wiesen in England und Schottland, auf denen Dodson Senior als Airforce-Soldat während des Zweiten Weltkriegs seine Liebe zum Spiel entdeckt hat.

Für den Sohn läuft anfangs auf dem Platz nichts zusammen, er will es perfekt machen, dem fast 80-Jährigen ein idealer Spielpartner sein. Purer Krampf. Erst als Dodson loslässt, nur noch genießt, den gemeinsamen Weg mit dem Vater, die Gefühlswelt dieses letzten Miteinanders, zudem die Ikonen Carnoustie, Royal Birkdale, Old Course – da fallen plötzlich auch Pars und Birdies. Merke: „Ist der Score erst einmal ruiniert, spielt‘s sich frei und ungeniert!“

Oder anders: Falscher Ehrgeiz, Eitelkeit, Erfolgsdruck, Übermotivation, Selbstüberschätzung oder zu hohe Erwartungen nutzen nicht nur nichts, sie schaden vielmehr. Nur der lässige Golfer bleibt ein gesunder Golfer!

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