Der Mann hat es mit Ungeheuern. Während eines Deutschland-Besuchs 2010 pries er den heutigen Porsche Nord Course der Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) bei Hamburg zur Freude von Patron Michael Blesch als „grünes Monster“. Und sich selbst nennt Alice Cooper in seinen Memoiren sogar „Golf Monster“. Von wegen. So schlimm wie die Definition vom furchterregenden Fabelwesen ist der Typ gar nicht, den die Musikwelt als US-Schockrocker und die Fairway-Fans als vernarrten Golf-Nerd kennen. Ganz im Gegenteil.
An diesem Wochenende beispielsweise veranstaltet Vincent Damon Furnier, wie‘s in Coopers Taufschein steht, im Heimat-Bundesstaat Arizona die schon traditionelle „Rock & Roll Golf Classic“, ein Wohltätigkeitsturnier zugunsten seiner Nachwuchsstiftung „Solid Rock“ mit hohem Promi-Faktor, bei dem der Gastgeber regelmäßig selbst zum Mikrofon greift.
Mit Songs wie „School‘s Out“ (1972), „Billion Dollar Babies“ (1973) oder „Poison“ (1989) wurde Cooper weltbekannt, seine turbulente Karriere begann freilich vor fast 60 Jahren – als Sänger der Band Earwigs, die in Kostümen und Perücken Beatles-Songs intonierte und sich später zu einer fünfköpfigen Rockformation namens Alice Cooper wandelte. Als die Band 1975 zerbrach, übernahm der Frontmann den Namen, ließ sich diesen gleichermaßen in den Pass eintragen und startete eine Solo-Karriere.
Wegbereiter für Horror-Image und bizarre Shows
Sein erstes Album trug den Namen „Welcome to My Nightmare“ (1975). Und albtraumhaft ging‘s weiter: „Alice Cooper Goes to Hell“, „Brutal Planet“, „Paranormal“ etc. Parallel entwickelte der Künstler seinen schaurigen Habitus mit schrägen Klamotten und gruseliger Schminke und gilt seither als Wegbereiter fürs Horror-Image in der Rock-Szene und für opulent-bizarre Bühnenshows. 2019 und 2020 war der heute 73-Jährige, der nunmehr fast 45 Jahre mit der Schauspielerin Sheryl Goddard verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat, noch auf „Ol‘ Black Eyes Is Back“-Tour, bis Corona den Gastspielen ein jähes Ende bereitete.
Seither ist Cooper erst recht permanent auf dem Golfplatz. Rund um seinen Wohnort Phoenix seien alle Anlagen durchgängig geöffnet, erzählte er unlängst dem Magazin „Forbes“ über seinen Umgang mit der Pandemie: „Es gibt hier neben meinem heimatlichen Phoenix Country Club rund 200 Kurse. Also gehen wir jeden morgen früh raus und sind gegen 9.30 oder 10 Uhr fertig. Dann fühle ich mich nicht mehr so schuldig, wenn ich den Rest des Tages vor dem Fernseher sitze.“
Nachts Rockstar, morgens Golfer
Freilich, auch ohne erzwungene Untätigkeit („Ich mag‘s nicht ruhig und friedlich“) brachte es der Rockstar mit den – gelinde formuliert – vom Leben geprägten Gesichtszügen auf zahllose Pro-Am- und Benefizturniere sowie summa summarum rund 250 Runden pro Jahr; samt einem Handicap von 5,3 zu besten Zeiten, aktuell ist er bei 9. „Egal, wo auf der Welt ich bin und auf welcher Bühne ich abends als Rocker stehe, zuerst wird morgens eine Runde gespielt.“ Sein Bag hat er sowieso stets dabei, und es gab eine Zeit, da spielte er täglich 36 Loch.
Sein Lieblingsplatz ist übrigens Jack Nicklaus’ Muirfield Village in Ohio. „Irgendwie schmeichelt das Gelände meinem Auge“, sagt Cooper. „Du bist bei jedem Schlag in einer Postkarten-Landschaft.“
Vor 40 Jahren: Golf gegen die Alkoholsucht
Dabei hatte Golf anfangs eher eine therapeutische Bedeutung, half das Spiel ihm doch nach eigenem Bekunden vor knapp 40 Jahren, seine damalige Alkohol-Abhängigkeit zu überwinden – „wobei ich wohl eher eine Sucht gegen eine andere eingetauscht habe“, scherzt Alice Cooper gern. Und fügt an, dass ihm Golf ohnehin ständig das Leben rette, als Ersatz für sonstige körperliche Betätigung: „Ich spiele lieber 18 Loch, als dass ich zwölf Treppenstufen steige.“