Nach dem bitteren Moving Day für Rasmus Hojgaard, an dem der Däne seinen großen Vorsprung fast gänzlich verspielte, bahnte sich eine spannende Finalrunde im Le Golf National vor den Toren der französischen Hauptstadt an. Doch in der vierten Runde der Open de France überragte Guido Migliozzi die gesamte Konkurrenz und setzte sich mit einer fabelhaften wie fehlerfreien Schlussrunde an die Spitze. Für den Italiener ist es der dritte Sieg auf der DP World Tour (ehemals European Tour). Die deutschsprachigen Starter hatten beinahe allesamt Probleme auf den letzten Löchern, Yannik Paul aber sichert sich das nächste Top-10-Ergebnis.
Migliozzi siegt historisch auf der DP World Tour
Vor dem Wochenende hatte Guido Migliozzi ganze 13 Schläge Rückstand auf Rasmus Hojgaard, der zwei überragende Auftaktrunden gespielt hatte. Am Moving Day aber schwächelte der Däne und "öffnete die Tür für die Verfolger", wie Migliozzi später zu Protokoll gab. Dieser spielte sich nämlich in Runde 3 mit einer 66 bis auf fünf Schläge an Hojgaard heran und trumpfte schließlich am Finaltag groß auf.
"Ich habe mit einfach wohl gefühlt auf dem Platz, war nicht nervös und konnte es einfach genießen", erzählte der Italiener im Siegerinterview. Nach ruhigem Start lief es ab dem sechsten Loch wie am Schnürchen für den 25-Jährigen, der Birdie um Birdie erzielte. Fünf Birdies in Folge brachten ihn an die Spitze heran, drei weitere in Serie setzten Hojgaard an der Spitze unter Druck.
Dieser spielte am Finaltag zwar deutlich verbessert als am Moving Day, ließ aber dennoch vor allem an Loch 8 und 9 leichtfertig Punkte liegen. Mit dem einzigen Birdie des Tages an der schwierigen 18 setzte sich schließlich Migliozzi von der Konkurrenz entscheidend ab, Hojgaard verpasste einen Chip-in zum Birdie und Playoff am letzten Loch. Die neun-unter-62 ist die beste Karriere-Runde auf der DP World Tour (ehemals European Tour) für Migliozzi und gleichzeitig die tiefste Finalrunde eines Siegers in der Open-de-France-Geschichte.
Step up @guidomigliozzi!!!!
He hits this shot into 18 as he looks to post -16. #CazooOpenDeFrance pic.twitter.com/ifos4jTocz
— DP World Tour (@DPWorldTour) September 25, 2022
"Das Hauptziel für diese Saison war, meine Tour-Karte zu halten, weil ich nicht gut gespielt habe", erklärte der dreifache Tour-Sieger im Interview. Dieses Ziel kann er mit dem Sieg auf jeden Fall abhaken, denn von Rang 100 im DP World Tour Ranking geht es rauf auf Platz 21. "Ich liebe es auf dem Golfplatz zu kämpfen und heute hat mir der Sport etwas zurückgegeben."
Yannik Paul in den Top 10
Aus deutscher Sicht überzeugt Yannik Paul mit einem starken Turnier in Frankreich. In der Finalrunde allerdings verpasste er es lange Zeit, seine Birdiechancen zu nutzen, vermied aber auch größere Fehler. 13 Löcher spielte der 28-Jährige allesamt Par, an der 14 endlich gelang ihm sein erster Schlaggewinn. Mit nur wenigen Schlägen Rückstand in den Finaltag gestartet, war es da aber schon zu spät für den Angriff nach oben.
Stattdessen schlich sich an der 16 ein Fehler ein, als Paul das Grün des Par-3s verfehlte und im Wasser landete. Durch das Doppelbogey verlor Paul zwar noch leicht im Leaderboard, kann aber dennoch auf eine gute Leistung und T8 zurückblicken. Im DP World Tour Ranking klettert er damit auf den 47. Platz; ein nicht unwichtiger Faktor, angesichts dessen, dass die Top 50 zur Tour Championship im November nach Dubai eingeladen werden.
Marcel Schneider nach furiosem Start mit Problemen
Auch Marcel Schneider war lange Zeit auf dem Weg zu einem Platz unter den besten Zehn. Der 32-Jährige legte einen Raketenstart in die Finalrunde hin, erzielte durch ein Eagle und drei Birdies insgesamt fünf Schlaggewinne auf der Front Nine und enterte damit die Top 10 des Leaderboards.
Auf der Back Nine allerdings konnte Schneider nicht weiter scoren, sondern rutschte durch späte Fehler wieder einige Plätze ab. Ein Bogey an der 15 infolge eines verzogenen Abschlags und ein doppelter Schlagverlust am Schlussloch (Annäherung ins Wasser) summieren sich schließlich zu einer 69er Runde. Damit verbesserte sich Schneider dennoch am Sonntag auf den geteilten 13. Rang.
Deutsche hadern mit den Schlusslöchern
Nicolai von Dellingshausen rutschte durch eine eins-über-72 auf T20 ab. Auf der Front Nine hatte der 29-Jährige auf seine (Doppel-)bogeys zwar jeweils eine gute Birdieantwort, es reichte aber nicht, um die Runde unter Par zu beenden.
Das gelang auch den anderen Deutschen im Feld der Open de France nicht. Marcel Siem kam mit zwei Schlägen über Par ins Clubhaus und wird geteilter 50., Hurly Long beendet das Turnier mit Even-Par-Runde auf T60. Max Kieffer erlebt einen bitteren Abschluss. Durch ein Quintuplebogey (!) an der 18, als der Saisonsieger dreimal im Wasser landete, rutscht der 32-Jährige über 30 Plätze im Leaderboard ab und landet schließlich auf T65.
Auf der Schlussrunde hat Guido Migliozzi das letzte Wort und sichert sich mit einer unglaublichen Schlussrunde den Sieg. Die Bilder zum Finale.