Wenn es um den Weg des Golfsports in die Mitte der deutschen Gesellschaft geht, dann scheut sich die Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) nicht davor, reichweitenstarke Kanäle zu nutzen. Erst kürzlich sorgte sie mit der Vermarktung von Golf-Mitgliedschaften über Tchibo für Aufsehen, nun veröffentlicht die Bild-Zeitung auf Bild.de ein Interview mit VcG-Marketingleiter Johannes Podszun, in dem mit gängigen Vorurteilen gegenüber dem Golfsport aufgeräumt werden soll.
Bild-Artikel als Unterstützung für den Imagewandel
Pünktlich zum Start der neuen Imagekampagne des Deutschen Golfverbands zieht auch die VcG mit ihrer Muttervereinigung, dem Deutschen Golf Verband (DGV), in Sachen "Golfglück" an einem Strang. Im Februar erst hatte die VcG eine Partneraktion gemeinsam mit der Handelskette Tchibo begonnen, über die sie Mitgliedschaften für das Jahr 2015 anbot. Bereits diese Aktion hatte laut VcG-Präsident Wolfgang Weikert dazu dienen sollen, Golf in die "Mitte der Gesellschaft" zu rücken, der Bild-Artikel scheint nun der nächste Reichweiten-Blockbuster der VcG.
Im Interview mit Podszun auf "Bild.de", das von kleinen Info-Kästen zum Golfsport durchsetzt ist, widmen sich die Bildzeitung und Johannes Podszun den "Golf-Mythen" in Deutschland. Darunter zum Beispiel sie Meinung, dass Golf nur ein Sport für ältere oder reiche Menschen sei (Podszun dazu: "Wie bei jeder anderen Sportart auch, treten Golfspieler einem Verein bei, weil sie Spaß an ihrem Sport haben und gemeinsam mit anderen ihrem Hobby nachgehen möchten") oder - ein Argument, mit dem die meisten Golfer schon einmal zu tun hatten - Golf sei ja gar kein Sport. "Natürlich ist Golf ein Sport, der im Leistungssektor sogar überaus athletisch ist", hält Podszun dagegen. Diese und ähnliche Behauptungen entkräftet Experte Podszun auch im weiteren Verlauf des Interviews für die Bild. Interessanterweise wird Golf dabei auf der Bild-Seite nicht unter "Sport" geführt, sondern fällt unter "Livestyle - Beauty & Wellness".
Golf in Deutschland: Der Wunsch nach Wandel
Insgesamt fällt das Interview mit Podszun im Vergleich zur sonstigen Berichterstattung zum Thema Golf in der Boulevard-Zeitung sehr wohlwollend aus. Statt der in der "Bild" sonst populären Verbindung zwischen Golfsport und Steuerhinterziehung kommt diesmal die VcG mit günstigen Alternativen für Golfeinsteiger zu Wort. Gespannt darf man sein, wie der abermalige Auftritt der VcG in einem reichweitenstarken Umfeld von den deutschen Golfclubs beäugt wird.
In der Schweiz agiert der ASGI seit Jahren m.E.n. viel erfolgreicher und besser als der VCG. Er ist quasi bei allen Plätzen anerkannt (zu 80% ohne Aufpreis), unterstützt kleine Clubs und Lehrer ohne Platz, bietet Turniere und Wettbewerbe sowie Golfreisen an, etc. Es geht durchaus und es geht auch gut, wenn man es richtig macht. Warum versucht der VCG nicht, mit dem ASGI mal Kontakt aufzunehmen und von deren Erfahrung zu profitieren?
Was hat denn bitte ein Hologramm mit Diskriminierung zu tun ?
Die Position eines VcG Mitglieds verschlechtert sich doch nicht per se dadurch, dass Clubmitglieder günstigere Greenfees bekommen. Oder werden alle jüngeren Erwachsenen diskriminiert, weil sie keine günstigen Senioren Fahrkarten kaufen dürfen ?
Man muss die Sache eben mal anders herum betrachten. VcG Mitglieder zahlen das normale Greenfee und Clubmitglieder bekommen einen Nachlass.
Ich glaube, dass die VCG Leute erreicht, die viele Clubs nicht erreichen würden, weil sie gar nicht erst mit der hohen Hürde von 1000 oder mehr Euronen pro Jahr ins Werben um Mitglieder einsteigt. Das ist für viele Durschnittsverdiener immer noch viel Geld (nebst zusätzlichen Turniergebühren, den Kosten an Loch 19, etc.). Da kann ein Interview in der Bild schon mal ein paar Vorurteile abbauen; was dem DGV bisher nur mäßig gelungen ist. Die VCG ist m.E. auch nur bedingt „Konkurrenz“ für die Clubs. Zum einen ist sie nicht mehr der einzige „Club“, der günstige Mitgliedschaften anbietet und zum anderen werden die Golfer, die günstig einsteigen und dann von Golf fasziniert werden, über kurz oder lang in einem „normalen“ Club Anschluss suchen und bereit sein, mehr zu investieren, weil sie öfter spielen und ihr Spiel entwickeln wollen. Und den VCG’lern, die sich ausrechnen, dass sie mit der VCG-Mitgliedschaft plus gezahltem Greenfee bei 10 Runden im Jahr immer noch günstiger liegen als mit einer Clubmitgliedschaft kann man genauso wenig einen Vorwurf machen wie den Clubs, die für VCG’ler ein höheres Greenfee in Rechnung stellen. Was aufhören sollte, ist das Zweiklassendenken und das Verweigern VCG’ler auf den Platz zu lassen. Der Markt wird sich regulieren. Und ob VCG’ler sich den Clubs in ihrer unmittelbaren Nähe anschließen oder nicht, hängt sicher auch davon ab, wie man mit ihnen umgeht.
Mir gefällt im Moment sowohl das Marketing des DGV als auch die Aktionen des VcG. Sie geben ein wirklich positives, offenes Bild ab und positionieren den Golfsport ein wenig mehr als Breitensport.
@Köhler: Das mit der Konkurrenz beim „Kampf“ um neue Mitglieder halte ich für wenig stichhaltig. Selbst in leicht zugänglilchen Clubs liegt der Jahresbeitrag über 1.000,- €. Da kommt ein „Neuling“ schon mal ins Grübeln, was ich verstehen kann. Dann lasst ihn doch zum VcG gehen, aber gebt ihm vernünftige greenfee-Preise.
Mein Golfclub ist zum Beispiel im „Leisure Break“ drin, um greenfee-Spieler auf den Platz zu bekommen. 2 Spieler, 1 greenfee. Aber für VcG-Mitglieder gelten die normalen greenfee-Preise. Ist das sinnvoll ?
Tennis ist in den 80ern nur deswegen „groß“ geworden, weil flächendeckend immer mehr Sportvereine auch eine Tennisabteilung aufgebaut haben und mit moderaten Einstiegs- und Jahrespreisen den Zugang ermöglicht haben. Das war inhaltlich eine ähnliche Konkurrenzsituation für die etablierten Tennisclubs, weil es plötzlich günstigere Alternativen gab.
Anstatt sich gegenseitig als Konkurrenten zu sehen, sollten alle Golfer lieber gemeinsam schauen, dem Sport das richtige Ansehen in der breiten Bevölkerung zu verschaffen 🙂
Die Richtung stimmt. Egal woher die Botschaft kommt: Hauptsache Golf ist positiv im Gespräch.
Das Interview mit der VcG zu führen ist eigentlich richtig, weil die VcG den „volksportlichen Flügels des Golfsports“ vertritt, während der DGV, mittlerweile eher als Lobby der Golf-Unternehmer und Betreibergesellschaften anzusehen ist und somit andere Interessen vertritt, als die der Spieler.
Wäre die VcG als Interessenvertretung aller Golfer als eigenständiger Verein organisiert, könnte sich unser Sport explosionsartig entwickeln, aber sie ist und bleibt, ständig hinterfragt und in ihrer Existenz bedroht, die Cash-Cow des DGV – weshalb der Golfsport in Deutschland bis zum St. Nimmerleinstag in ‚bessergestellten Kreisen‘ vor sich hindümpeln wird.
Da haben Sie exakt die Hand in die Wunde des deutschen Golfsports gelegt. Der VcG ist die Cash- Cow des DGV. Darüberhinaus wird in dem Interview verschwiegen,dass es auch im DGV eine Diskriminierung namens Hologramm gibt.
Ich kenne das Interview nicht. Die oben beschriebenen Inhalte lesen sich aber richtig und gut. Aber warum wird nicht der Kommunikationschef des DGV oder der Marketingleiter Herr Lawatsch interviewt? So macht der Verband mit seiner „Tochter“ wie es oben beschrieben wird, den Anlagen direkt Konkurrenz beim „Kampf“ um neue Mitglieder.
Ich kenne in Deutschland keinen anderen Sportverband, der in direkter Konkurrenz zu seinen Mitgliedern steht.
In Deutschland gibt es auch keinen anderen Sportverband ,der seine Mitglieder durch ein Hologramm diskriminiert und somit Vorurteile bewusst bedient. Daher ist die Ausgangslage zur Mitgliederwerbung sehr mager wenn nicht ineffizient. Daher schickt man das Feigenblatt VcG ins Rennen. Seltsame Verbandspolitik!
Ich glaube nicht, dass man das „Feigenblatt VcG in Rennen“ geschickt hat. Wer sollte das machen? Der Leiter Kommunikation des DGV ist zwar ein EX- Springer Mann, aber was hätte der mit der VcG zu tun? Letztendlich wurschtelt in Wiesbaden jeder für sich und vor sich hin, kümmert sich um sein Pöstchen und manchmal schafft es einer in die Zeitung, was wir Narren dann als einen medialen Durchbruch des Golfsports feiern.
Dabei war der Aufbruch im letzten Jahr eigentlich bemerkenswert: Die Arbeitsgruppe Marketing hatte in ihren Empfehlungen auch zu Abschaffung des Hologramms geraten, vermutlich ganz im Sinne des früheren Vorstandes um Herrn Nothelfer, die eine wirkliche Veränderung alter Strukturen erhofften. Aber dann, im Herbst beim ‚ DGV Sonderparteitag‘, wurde jeder vernünftige Vorschlag von Kräften komplett ausgebremst, die in diesem Frühjahr auch die Abwahl von Herrn Nothelfer initiiert haben, mal abgesehen von einigen saturierten Hinterwäldlern, denen davor graut, dass „Yeti und Pleti“ Golf zu verträglichen Kosten spielen und sich der Pöbel auf ihrer Clubterrasse ein Stelldichein geben könnte.
Irgendwann wird sich ein neuer Verband gründen, irgendwelche „Golfpiraten“, die sich nur ihren Mitgliedern verpflichtet fühlen und deren Interessen gegenüber den Betreibergesellschaften verhandeln, was ab 20tsd. Mitglieder als ‚kritische Masse‘ neue, spannende Perspektiven ermöglichen könnte.
Aber bis dahin wird im deutschen Golfsport weiterhin jene Totenstille herrschen, die in dem kurzen, VcG-finanzierten medialen Aufflackern des DGV Fernsehspots als Sinn unseres Spiels beschrieben wird.