Rory McIlroy hat es bereits durchblicken lassen: Auf der PGA Tour soll es künftig öfter zu Aufeinandertreffen der Stars kommen. So jedenfalls der Wunsch der tourtreuen Spieler, die vergangene Woche während der BMW Championship in einem Hotel in Wilmington ein „konspiratives“ Treffen abgehalten hatten, zu dem auch Tiger Woods und Rickie Fowler eigens eingeflogen waren und bei dem es um den weiteren Umgang mit LIV Golf, aber auch um die Zukunft der PGA Tour ging. Der gewöhnlich gut informierte Golfjournalist Alan Shipnuck, der bereits Phil Mickelsons Kollaboration mit dem von Saudi-Arabien finanzierten Konstrukt offen gelegt hatte, berichtete jetzt in einem Beitrag für die Redaktionsgemeinschaft „The FirePit Collective“ über Details der Sitzung. Angeblich soll der 15-köpfige Zirkel um Woods, Fowler, Rory McIlroy, Justin Thomas und Jordan Spieth die Möglichkeit einer Art Top-Tour innerhalb der Tour diskutiert haben. Konkret drehen sich die Gedankenspiele um 18 Events für die besten 60 Spieler, mit einer Dotierung von jeweils 20 Millionen Dollar und ohne Cut. Wen das jetzt an das Konzept der LIV Golf Invitational Series erinnert: Stimmt! Und das soll jetzt die Zukunft sein? Eine LIV-Kopie, diesmal mit dem Segen des Spieler-Establishments?
Jedenfalls erhofft man sich, dass eine solche Elite-Liga weitere Abwanderungen in den Konkurrenz-Circuit verhindert. Die Konsequenz wäre aber auch eine noch deutlichere Zweiklassengesellschaft innerhalb der PGA Tour, wenn Spieler jenseits von Platz 60 mit kleineren Turnieren und weniger Preisgeld Vorlieb nehmen müssen. Laut Shipnuck wurde überdies debattiert, ob die PGA Tour nicht ihren gemeinnützigen Status aufgeben könnte, der ihr zwar jährlich 20 bis 50 Millionen Dollar spart, aber seit langem auch Ansatzpunkt für Kritiker und nicht zuletzt eine Steilvorlage für die Attacken von LIV-Golf-Impresario Greg Norman sind. Shipnuck verbindet in seinem Beitrag mit dieser Idee wilde Phantasien von Milliarden-Engagements potenzieller Investoren wie Tiger Woods’ irischem Spezi und Adare-Manor-Besitzer J. P. MacManus in die PGA Tour. Aber freiwillig würden Commissioner Jay Monahan und seine Organisation in Ponte Vedra Beach so einem Paradigmenwechsel wohl nie zustimmen. Es sei denn, ihnen bliebe wegen der laufenden Untersuchungen des US-Justizministeriums oder der Kartellrechtsklage der LIV-Spieler um Phil Mickelson keine andere Wahl.
Norman plant mit sieben Neuzugängen für Boston
Aussicht: Am ersten September-Wochenende findet in Boston das vierte LIV-Golf-Event statt, und natürlich kursieren jetzt schon jede Menge Gerüchte. Laut Enthüllungsjournalist Alan Shipnuck plant Impresario Greg Norman, kommende Woche sieben Neuzugänge vorzustellen, darunter „ ein lange vermuteter Superstar“. Ein Schelm, wer jetzt nicht an den Weltranglisten-Zweiten und Players- sowie Open-Champion Cam Smith denkt, der vor ein paar Tagen 29 Jahre alt geworden ist und vorher noch die Tour Championship und den FedEx Cup gewinnen will.
Derweil haben die LIV-Golfer Pat Perez und Carlos Ortiz ihre Beteiligung an der Spieler-Klage gegen die PGA Tour zurückgezogen, in der es wegen der Sperren für die Überläufer um Wettbewerbsverzerrung und Kartellrecht geht – da waren’s nur noch neun. „Ich habe das nicht gründlich genug überdacht, wollte mich einfach bloß mit den anderen Jungs solidarisch zeigen“, erklärte Perez. „Ich habe keine Rochus auf die PGA Tour oder ihre Spieler. Ich habe dort 21 wunderbare Jahre verbracht, aber jetzt bin ich zu hundert Prozent ein LIV-Spieler und werde auch nie wieder auf die Tour zurückkehren wollen.“ Die Anhörungen und eine Entscheidung über die Zulassung der Klage hat die zuständige Distrikt-Richterin Beth Labson Freeman für den 23. Juli 2023 angesetzt. Die Hauptverhandlung könnte dann ab 8. Januar 2024 stattfinden – eine ziemlich lange Wartezeit für Phil Mickelson und Co.
Labson Freeman hatte vor kurzem die Eilanträge von Talor Gooch, Matt Jones und Hudson Swafford auf Zulassung zu den FedEx-Cup-Play-offs abgewiesen. Bei dieser Verhandlung musste das Trio auch die Verträge mit LIV vorlegen, und Auszüge wurde dem „Wall Street Journal“ zugespielt. Demnach müssen die Spieler Kleidung mit LIV-Emblem tragen, auch wenn sie an anderen Veranstaltungen teilnehmen, und müssen für das Tragen von Logos eigener Werbepartner eine Erlaubnis einholen. Sie dürfen ohne Genehmigung keine Interviews geben und müssen auf Aufforderung bei der Rekrutierung weiterer Spieler helfen. Und für einen Major-Gewinn gibt es eine Million Dollar als Bonus.
Die LIV Golf Invitational Series hat in letzter Zeit ohne Frage für Aufregung gesorgt. Wir stellen Ihnen sieben Dinge vor, die man als Teilnehmer an der Turnierserie darf oder auch nicht darf.
Cantlay kritisiert eindimensionale Tour-Plätze
Wermutstropfen: Der frisch gebackene BMW-Championship-Sieger und FedEx-Cup-Titelverteidiger Patrick Cantlay hat vor dem Turnier am Beispiel des Parcours in Wilmington ein paar kritische Bemerkungen über die Eindimensionalität moderner Tour-Plätze fallen gelassen. „Patty Ice“ ärgert sich darüber, dass „Architekten die Schwierigkeit von Plätzen einfach dadurch zu steigern versuchen, indem sie die Bahnen verlängern“: „Man kann die Längen-Inflation nicht dadurch bekämpfen, dass man alle Bäume fällt, die Abschläge nach hinten verlegt und die Löcher ebenfalls immer länger macht.“ Und: „Ich bin jedes Mal überrascht, wenn ich auf einen Platz komme, der gerade renoviert wurde und nun überhaupt keine Schlagvarianten mehr fordert. Wenn Design und Strategie aus dem Spiel genommen wurden; wenn es nur noch darum geht, auf jedem Abschlag zum Driver zu greifen und so hoch und so weit wie möglich zu schlagen – vielleicht ins Rough, doch auf jeden Fall über alle Bunker hinweg. Im Rough ist es mit einem Achter- oder Neuner-Eisen auch viel einfacher, als vom Grün mit einem Eisen 5. Aber das ist alles nicht im Sinne des Spiels.“ Danke, dass das mal wieder jemand vom aktiven Spitzenpersonal so deutlich anspricht.
Wenn Spieth sich einen Bunkerschlag schön redet
Zwiesprache: Jordan Spieth redet gern auf der Runde. Jedenfalls, wenn es darum geht, seinem Ball irgendwelche Anweisungen hinterher zu rufen oder einen geplanten Schlag mit Caddie Michael Greller abzusprechen, besser: auszudiskutieren. Ein besonderes Beispiel für das kommunikative Miteinander zwischen Spieler und Looper lieferte der dreifache Majorsieger während der dritten Runde der BMW Championship, als er sich einen Angriff aus dem Bunker auf der rechten Seite des Fairways von Bahn fünf so lange schön redete, bis er vollkommen überzeugt war, „dass ich das hinkriegen kann“. Greller vermochte ihn nicht von dem riskanten Schlag über die Bunkerlippe in Richtung Fahne des Par-4 abbringen, sah sich freilich am Ende in seinem Pessimismus bestätigt – Spieth musste selbst lachen, als sein Ball im Wasser landete und ging später mit einem Doppel-Bogey vom Grün. Das Geschehen ist sehens- und hörenswert:
Neues Mobiltelefon: Mit schönen Grüßen von Cam Smith
Nachtrag: Cameron Smith war bei der BMW Championship nicht dabei, aber dennoch machte der australische Champion Golfer of the Year vergangenen Woche ein paar Schlagzeilen – und zwar nicht wegen seines kolportiert bevorstehenden Wechsels zu LIV Golf. Bei der FedEx St. Jude Championship in Memphis, dem Play-off-Auftakt, hatte Smith am Samstag nach einem verzogenen Abschlag auf Loch sieben des TPC Southwind mit seinem Ball das Mobiltelefon eines Zuschauers getroffen, diesem das Gerät aus der Hand geschlagen und ordentlich beschädigt. Der mittlerweile 29-Jährige unterschrieb dem glücklicherweise unverletzt gebliebenen Blake Krassenstein den obligatorischen Handschuh, notierte sich dessen Telefonnummer im Yardage Book und versprach, für Handy-Ersatz zu sorgen. Tatsächlich traf nur wenige Tage später ein nagelneues iPhone von Apple ein, samt bester Grüße von Smith. So macht man sich Freunde.
Just arrived. Cam with massive upgrade. What a guy 🇦🇺🇦🇺🇦🇺 pic.twitter.com/6oKfesezvA
— Blake Krassenstein (@titanjBj21) August 16, 2022
Eddie Pepperell und der Scherz über LIV Golf
Spaßvogel: Eddie Pepperell ist für seine Scherze bekannt, fast berüchtigt. Aber diesmal hat der Engländer den Vogel abgeschossen, als er in einem fingierten Telefonat mit seinem Manager Verhandlungen mit LIV Golf simuliert und den Konkurrenz-Circuit dabei auf die Schippe nimmt. Das Gespräch endet mit der unverhohlenen Drohung, dass Pepperell das Ganze selbst in die Hand nehmen will, wenn sein Agent nicht mindestens 50 Millionen Dollar herauszuschlagen vermag, immerhin „bin ich Eddie Fucking Pepperell“:
I’m Eddie f***ing Pepperell. pic.twitter.com/JtA2wlWHqP
— Eddie Pepperell (@PepperellEddie) August 16, 2022
Joel Dahmen schlüpft ins Caddie-Leibchen
Freundschaftsdienst: Joel Dahmen hat frei, der Schlapphut hat es nicht in die zweite Runde der FedExCup-Play-offs geschafft, was also tun? Der 34-Jährige entschied sich kurzerhand, einem Kumpel aus Wisconsin im Play-off der Korn Ferry Tour zu helfen, schnappte sich das Bag von Brandon Harkins für die Albertsons Boise Open – und erlebte das Dasein eines Caddies am eigenen Leib. „Brandon hat mich gefragt, ob ich ihm helfen würde, er brauche mal einen Freund an der Seite; und mein Jahr ist abgeschlossen – also habe ich gern zugestimmt“, erzählte Dahmen in „The Caddie Network“: „Aber herrje, nach fünf Stunden da draußen war ich echt geschafft und am Ende, als ich endlich beim Mittagessen. Ich wusste schon immer, dass Caddies hart arbeiten, aber vor allem die mentale Erschöpfung ist echt extrem: Es passiert so viel, und ständig denkst du an den nächsten Schlag und was du tun kannst, um zu helfen, was du sagen kannst und was nicht – wobei Letzteres manchmal viel wichtiger ist.“
Louis Klein: Tour-Start mit zwölf Jahren
Debütant: Er heißt Louis Klein, ist seit heute 13 Jahre alt – und gab beim Czech Masters seine Turnierpremiere auf der DP World Tour. Der groß gewachsene tschechische Teenager ist bereits Dauergast auf der Pro Golf Tour und war auch schon auf der Challenge Tour aktiv. Im Albatross Golf Resort nahe Prag spielte er eine beherzte Auftaktrunde, bei der bis zum 18. Loch bei Even Par lag, bevor er auf der Par-4-Schlussbahn eine Acht fabrizierte. Am Freitag lag er nach zwölf Loch bei Zwei unter Par, bevor sein Spiel zerfasert und er auf den restlichen sechs Löchern vier Schlagverluste hinnehmen musste. Das kostet Klein, der natürlich Amateur ist, die Teilnahme am Wochenende – dennoch: Chapeau! Jüngster Spieler auf dem europäischen Circuit bleibt aber der Chinese Ye Wo-cheng, der vor drei Jahren im Alter von zwölf Jahren und 242 Tagen bei der Volvo China Open an den Start ging.
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Zeigt her Eure Schuh
Zum Schluss: Der US-Bundesstaat Wyoming ist Cowboy-Land. Von daher ist dem Titel dieses Fundstücks auf dem Tresen eines örtlichen Golfplatzes tatsächlich nichts hinzuzufügen:
Aber eine Ergänzung darf sein, weil es so ein schöner Kontrast ist. Gestern Vormittag schrieb Shane Lowry via Twitter über seine dritte Runde bei der BMW Championship: „Ich habe auf der Front Nine so so schlecht gespielt, dass ich für die zweite Hälfte unbedingt Jesus am Bag brauchte.“ Gemeint war allerdings sein Caddie Brian Martin, der mit Birkenstock-Sandalen zum Dienst erschienen war. Lowry hatte ihm neue Sneakers geschenkt, und Martin hatte sich darin prompt Blasen gelaufen.
Played so bad on the front 9 I got Jesus on the bag for the back.
— Shane Lowry (@ShaneLowryGolf) August 21, 2022